Einleitung
Nachdem Christus nun in Psalm 18 erhöht worden ist, sehen wir in den folgenden sechs Psalmen die vielfältigen Herrlichkeiten Christi. In Psalm 18 offenbart sich Gott im Leben Davids. In Psalm 19 offenbart sich Gott auf zwei weitere Arten. In diesem Psalm öffnen sich für uns zwei Bücher: das Buch der Schöpfung (Verse 1b–6) und das Buch des Gesetzes (Verse 7–11).
Hier ist nicht das Gesetz der Weg, um durch Gehorsam Gerechtigkeit zu erlangen, sondern das Gesetz als Unterricht – Torah bedeutet Unterricht. Das Gesetz ist hier gleichbedeutend mit dem Wort Gottes.
Im Buch der Schöpfung lesen wir einmal von Gott, das ist Gott der Schöpfer (Vers 1b; vgl. 1Mo 1,1-31; 2,1-3). Im Buch des Gesetzes lesen wir siebenmal über den HERRN, das ist der Gott des Bundes, der zum Menschen spricht und eine Beziehung zu ihm haben möchte (vgl. 1Mo 2,4-25).
In beiden Büchern offenbart sich Gott selbst, und der Mensch kann Ihn kennen lernen. Es sind zwei verschiedene Arten, auf die Gott sich offenbart. Am geschaffenen Himmel folgen wir dem Weg der Sonne; im inspirierten Wort folgen wir dem Weg des Sohnes, der „die Sonne der Gerechtigkeit“ genannt wird (Mal 3,20). Wir können von einer Offenbarung im „Werk“ und einer Offenbarung im „Wort“ sprechen. In beiden Offenbarungen sehen wir die Offenbarung des Sohnes. In den beiden folgenden Psalmen geht es vor allem um Ihn.
Die „Werk-Offenbarung“ Gottes geschieht durch den Sohn. Die Schrift sagt klar, dass der Sohn der Schöpfer ist (Joh 1,1-3; Kol 1,15.16; Heb 1,1.2). Die Schöpfung spiegelt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes wider, d. h. „sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit“ (Röm 1,20). Auch die „Wort-Offenbarung“ geschieht durch den Sohn. Er ist das Wort, das am Anfang war, das bei Gott war und das Gott war. Dieses „Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,1.14). Der Sohn selbst ist also auch die vollständige Offenbarung Gottes, denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol 1,19; 2,9). Er ist Gott, „der offenbart worden ist im Fleisch“ (1Tim 3,16), und kann daher sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,9).
Es ist auch gut, zwischen der Schöpfung auf der einen Seite und dem Wort und dem Sohn auf der anderen Seite zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil wir in einer Schöpfung leben, auf die die Sünde einen Fluch gelegt hat (Röm 8,19-22). Die Schöpfung zeigt die Ehre, Kraft und Göttlichkeit des Schöpfers (Röm 1,20), aber sie ist keine vollständige Offenbarung von Gott. Das Wort und der Sohn sind eine vollkommene Offenbarung von Gott. Beide sind in keiner Weise mit Sünde verbunden. Durch beides, durch das Wort und den Sohn, lernen wir die verschiedenen Eigenschaften Gottes kennen, wie seine Liebe und Gnade und seine Heiligkeit und Gerechtigkeit.
Prophetisch gesehen geht es um die Zeit, in der die Gemeinde aufgenommen ist und die Zeit der Botschaft des Evangeliums der Gnade Gottes vorbei ist. Doch selbst dann gibt Gott immer noch ein doppeltes Zeugnis:
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das ewige Evangelium – darin wird verkündet, dass Gott der Schöpfer ist (Off 14,6.7) und
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das Evangelium des Königreichs – das ist die Lehre Gottes aus dem Alten Testament.
Der Psalmist befasst sich mit der Offenbarung Gottes in der Welt der Natur. Diese Offenbarung wird Gott von Menschen verweigert, die die Evolutionstheorie als Ersatz für die Schöpfung und die Erschaffung des Lebens erfunden haben. Der Psalmist in seinem Lobgesang ignoriert diese Erfindung völlig. Er kennt und anerkennt Gott als den Schöpfer (Heb 11,3).
Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung ist durch Schönheit gekennzeichnet. Dies spiegelt sich in der Sprache von Psalm 19 wider. Er ist eines der schönsten Gedichte, die je geschrieben wurden, dessen Schönheit besonders in der Originalsprache Hebräisch sichtbar wird.
Verse 1 | Überschrift
1a Dem Vorsänger. Ein Psalm von David.
Für den Ausdruck „Vorsänger“ siehe die Erklärung zu Psalm 4,1.
Für den Ausdruck „Psalm von David“ siehe die Erklärung zu Psalm 3,1.