Behandelter Abschnitt Hiob 39,26-30
Verse 26–30| Der Habicht und der Adler
26 Schwingt sich der Habicht durch deinen Verstand empor, breitet seine Flügel aus nach Süden? 27 Oder erhebt sich auf deinen Befehl der Adler und baut in der Höhe sein Nest? 28 In den Felsen wohnt und verweilt er, auf Felszacken und den Spitzen der Berge. 29 Von dort aus erspäht er Nahrung, in die Ferne blicken seine Augen. 30 Und seine Jungen schlürfen Blut, und wo Erschlagene sind, da ist er.
Die letzten beiden Tiere, zu denen Gott Hiob Fragen stellt, sind Raubvögel: der Habicht und der Adler. Gott weist Hiob auf das Wunder des Zuginstinkts des Habichts (andere Übersetzungen haben hier Falke) hin. Hat Hiob diesem Vogel den Instinkt gegeben, seine Flügel auszubreiten und zu einer bestimmten Zeit nach Süden zu fliegen (Vers 26)? Der Zuginstinkt ist auch heute noch ein Wunder, das der Mensch mit Erstaunen betrachtet. Die Navigation der Zugvögel ist verblüffend. Sie wissen genau, wo sie hin müssen und welcher Route sie folgen müssen. Wer, wenn nicht Gott, hat den Zugvögeln diese Einsicht gegeben und sie mit einem solchen Navigationssystem ausgerüstet?
Für den Adler – oder vielleicht besser: Geier – gilt das Gleiche. Das Faszinierende am Adler ist nicht sein Zuginstinkt, sondern seine Fähigkeit, in große Höhen aufzusteigen und in der Höhe ein Nest zu bauen (Vers 27). Hat Hiob dem Adler befohlen, in die Höhe zu fliegen und dort ein Nest zu bauen? In der für den Menschen unzugänglichen Höhe wohnt und übernachtet er (Vers 28). Niemand kann ihn dort erreichen oder stören. Seine Behausung auf der Spitze eines Berges bietet die Sicherheit einer Festung.
Bei der Nahrungsbeschaffung kann er sich auf sein phänomenales Sehvermögen verlassen (Vers 29). Sobald er von seinem Platz in der Höhe aus eine Beute in der Ferne sieht, schießt er darauf zu. Mit der Beute im Schnabel kehrt er in sein Nest zurück. Dort gibt er seine Beute an seine Jungen, die das Blut der Beute schlürfen (Vers 33). Seine Nahrung besteht auch aus „erschlagenen“ Tieren, die so schwer verwundet sind, dass sie keine Kraft mehr haben, sich in Sicherheit zu bringen. Es kann sich auch um Menschen handeln, die in einem Krieg so schwer verwundet wurden, dass sie auf dem Schlachtfeld im Sterben liegen. Der Adler wartet auf den Moment, in dem er sich an ihnen gütlich tun kann.