Behandelter Abschnitt Esra 7,11-26
Verse 11–26 | Der Brief von Artasasta
11 Und dies ist die Abschrift des Briefes, den der König Artasasta Esra, dem Priester, dem Schriftgelehrten, gab, dem Schriftgelehrten in den Worten der Gebote des HERRN und seinen Satzungen für Israel: 12 Artasasta, König der
Könige, an Esra, den Priester, den vollkommenen Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des Himmels. Und nun: 13 Von mir wird Befehl gegeben, dass jeder in meinem Reich, vom Volk Israel und seinen Priestern und den Leviten, der bereitwillig ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir ziehen mag. 14 Weil du vom König und seinen sieben Räten gesandt wirst, um eine Untersuchung über Juda und Jerusalem anzustellen, nach dem Gesetz deines Gottes, das in deiner Hand ist, 15 und um das Silber und das Gold hinzubringen, das der König und seine Räte dem Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist, freiwillig gegeben haben, 16 sowie alles Silber und Gold, das du in der ganzen Landschaft Babel bekommen wirst, außer der freiwilligen Gabe des Volkes und der Priester, die freiwillig geben für das Haus ihres Gottes, das in Jerusalem ist; 17 deshalb kaufe gewissenhaft für dieses Geld Stiere, Widder, Lämmer und ihre Speisopfer und ihre Trankopfer, und bring sie dar auf dem Altar des Hauses eures Gottes, das in Jerusalem ist. 18 Und was dir und deinen Brüdern gut erscheint, mit dem übrigen Silber und Gold zu tun, das mögt ihr nach dem Willen eures Gottes tun. 19 Und die Geräte, die dir zum Dienst des Hauses deines Gottes gegeben worden sind, liefere ab vor dem Gott Jerusalems. 20 Und den übrigen Bedarf des Hauses deines Gottes, was dir auszugeben zufällt, sollst du aus dem Schatzhaus des Königs ausgeben. 21 Und von mir, dem König Artasasta, wird an alle Schatzmeister jenseits des Stromes Befehl gegeben, dass alles, was Esra, der Priester, der Schriftgelehrte im Gesetz des Gottes des Himmels, von euch fordern wird, pünktlich getan werde, 22 bis zu 100 Talenten Silber und bis zu 100 Kor Weizen und bis zu 100 Bat Wein und bis zu 100 Bat Öl, und Salz ohne Maß. 23 Alles, was nach dem Befehl des Gottes des Himmels ist, soll für das Haus des Gottes des Himmels sorgfältig getan werden; denn warum sollte ein Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne kommen? 24 Und euch wird mitgeteilt, dass niemand ermächtigt ist, allen Priestern und Leviten, Sängern, Torhütern, Nethinim und Dienern dieses Hauses Gottes Steuer, Zoll und Wegegeld aufzuerlegen. 25 Du aber, Esra, bestelle nach der Weisheit deines Gottes, die bei dir ist, Richter und Rechtspfleger, die alles Volk richten sollen, das jenseits des Stromes ist, alle, die die Gesetze deines Gottes kennen; und dem, der sie nicht kennt, sollt ihr sie kundtun. 26 Und jeder, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht tun wird, an dem soll mit Eifer Gericht geübt werden, sei es zum Tod oder zur Verbannung oder zur Buße an Gütern oder zum Gefängnis.
Der König gibt Esra einen Brief mit (Vers 11). Dieser wird Esra in Israel die notwendigen Türen öffnen, um seinen Dienst zu tun. Als Einführung in den Brief lesen wir das Zeugnis des Heiligen Geistes über Esra. Der Heilige Geist bezeugt, dass Esra das Wort Gottes gründlich kennt. Gottes Wort wird hier auf zwei Weisen angedeutet. Es sind „die Worte der Gebote des HERRN” und es sind „seine Satzungen für Israel”. Das erste betont, von wem die Worte kommen und dass sie Gebote sind, was Gehorsam erfordert. Das zweite gibt ihren Zweck an und für wen sie bestimmt sind. Es sind Satzungen oder Lebensregeln, die zum Wohl Israels gegeben sind.
Nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes gibt der König am Anfang seines Briefes ein ähnliches Zeugnis (Vers 12). Dies zeigt, welche Art von Zeugnis Esra inmitten der heidnischen Welt abgelegt hat (vgl. 1Thes 4,12a; Kol 4,5). So kennt ihn der König. Artasasta scheint eine gewisse Gotteskenntnis zu haben. Er nennt Ihn „den Gott des Himmels” (Verse 12.21.23), „deinen Gott”, also den Gott Esras (Verse 14.25.26), „den Gott Israels” (Vers 15) und „den Gott Jerusalems” (Vers 19).
Die gleiche Art von Gunst wird Esra (Vers 13) erwiesen, wie in der Vergangenheit durch Kores dem Volk Gottes in Babel (Esra 1,1-4). Auf diese Weise bewirkt der Geist Gottes erneut die Bereitschaft zur Zurückkehr bei einer Reihe von Mitgliedern seines Volkes. Auch dieses mal wird niemand genötigt, sondern es darf jeder freiwillig für sich entscheiden. Wer will kann sich auf den Befehl des Königs berufen, falls es jemand wagen sollte, sie an der Rückreise zu hindern. Die Möglichkeit zu gehen wird angeboten und es gibt auch Schutz für jeden, der geht.
Artasasta wendet sich dann an Esra. Er weist Esra darauf hin, dass er und seine sieben Ratgeber (vgl. Est 1,14) ihn nach Jerusalem schicken, „um eine Untersuchung über Juda und Jerusalem anzustellen, nach dem Gesetz deines Gottes” (Vers 14). Esra geht nicht nach Juda und Jerusalem, um zu sehen, ob die Dinge seinen Vorstellungen entsprechen, sondern ob das Volk nach Gottes Wort lebt. Er hat das Wort „in seiner Hand”, er verfügt über dieses Wort und kann es dem Volk als Norm vorhalten. Wie wichtig ist es auch für uns, dass wir alles in Gottes Gemeinde an Gottes Wort prüfen, welches uns zur Verfügung steht. Das Wort nur als unseren Besitz zu haben, ist etwas anderes, als es auf alle Situationen unseres eigenen Lebens und das Leben der Gemeinde anzuwenden.
Der König und seine Ratgeber geben Esra freiwillig Silber und Gold (Vers 15). Sie geben es Esra, aber es ist bestimmt für „den Gott Israels, dessen Wohnung in Jerusalem ist”. Dazu soll Esra noch alles Silber und Gold, das er in der ganzen Landschaft Babel finden kann, zusammen mit den freiwilligen Gaben des Volkes und der Priester mitnehmen (Vers 16). Es soll alles „für das Haus ihres Gottes, das in Jerusalem ist” sein. Es ist bemerkenswert, wie oft das Wort „freiwillig” in diesen Versen vorkommt. Jeder Gedanke an Zwang fehlt hier völlig (vgl. 2Kor 9,5-7).
Artasasta sagt Esra, was er mit dem Geld machen soll. Für dieses Geld soll er verschiedene Arten von Opfern kaufen und sie „auf dem Altar des Hauses eures Gottes, das in Jerusalem ist” darbringen (Vers 17; vgl. 5Mo 14,24-26). Jedes Mal wird betont, dass Gott wünscht, dass sein Volk Ihm in seinem Haus Opfer bringt. Das sind heute geistliche Opfer, Opfer des Lobes und Dankes, deren Inhalt Christus und sein Werk sind und die Ihm in seinem geistlichen Haus, der Gemeinde, dargebracht werden.
Neben der vorgeschriebenen Verwendung des Geldes für Opfer steht es Esra frei, mit dem Rest des Geldes zu tun, was er will (Vers 18). Das bedeutet nicht, dass er außerhalb des Willens Gottes handeln kann, denn der König fügt hinzu, dass es „nach dem Willen eures Gottes” sein soll. Auch für uns ist es nicht immer vorgeschrieben, wie wir Gott dienen sollen. Allgemeine Regeln werden gegeben, während es oft individuelle Freiheit gibt, nach geistlicher Übung und Prüfung anhand von Gottes Wort unseren Dank zu bringen und unseren Dienst zu verrichten.
Esra soll dafür Sorge tragen, dass alles, was ihm für den Dienst am Haus Gottes gegeben wird, tatsächlich dort ankommt (Vers 19). Es macht uns bewusst, dass das, was uns gegeben wurde, dazu bestimmt ist, Gott in seinem Haus zu dienen. Unser ganzes Leben mit allem, was wir besitzen, gehört Ihm. Alles steht Ihm, und dem Dienst in seinem Haus, zur Verfügung.
Es ist gut, dass wir in unserer Zeit des Individualismus, in der jeder das tut, was in seinen eigenen Augen richtig ist, daran erinnert werden. Die Wichtigkeit des Hauses Gottes, sollte von uns aufs Neue erforscht werden. Wenn uns Gottes Haus wieder wichtig wird, können wir die unbegrenzten Vorräte des „Schatzhauses des Königs” in Anspruch nehmen. Dies spricht zu uns von Christus, „in dem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis” (Kol 2,3). In Ihm finden wir alles, was wir für unseren Dienst in Gottes Haus, der Gemeinde des lebendigen Gottes, nötig haben.
Artasasta befiehlt in dem Brief an alle Schatzmeister, dass sie „pünktlich” alles tun, was Esra von ihnen fordern wird (Vers 21). Er macht den Schatzmeistern klar, was für ein Mann Esra ist, indem er ihn als „Esra, den Priester, den vollkommenen Schriftgelehrten im Gesetz des Gottes des Himmels” vorstellt (Vers 12). Artasasta gibt auch die Mittel und Mengen an, die Esra auf Anfrage geliefert werden können (Vers 22).
Artasasta erklärt, warum alles, was er verordnet hat, getan werden soll (Vers 23). Es gibt einen Gott des Himmels, der ein Haus auf der Erde hat. Alles, was der Gott des Himmels in Bezug auf sein Haus befiehlt, muss pünktlich ausgeführt werden. Es ist bemerkenswert, dass Artasasta das Haus Gottes „das Haus des Gottes des Himmels” nennt. Damit erkennt er die Erhabenheit Gottes, der auf der Erde wohnt, an. Indem er fest mit diesem Gott rechnet und Ihm Ehre entgegenbringt n ehrt, stellt er sicher, dass es keinen „Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne” gibt. Wenn wir bereit sind, den Willen Gottes zu tun und Ihn zu ehren, dann wird Gott uns segnen und muss keine Zucht anwenden.
Auch verbietet der König allen, die am Dienst im Hause Gottes beteiligt sind, „Steuer, Zoll und Wegegeld aufzuerlegen” (Vers 24). Das bedeutet, dass er sie zu Schützlinge seines Thrones macht. Alles, was die Diener vom Haus Gottes für ihren Lebensunterhalt erhalten, der Zehnte, den sie vom Volk Gottes erhalten, ist steuerfrei. Durch diesen Verzicht des Königs auf seine persönlichen Einkünfte unterstützt er das Werk Gottes und motiviert die Juden, die an diesem Werk beteiligt sind.
Schließlich beauftragt der König Esra, „Richter und Rechtspfleger” (Vers
25) zu bestellen. Sie sollen „alles Volk richten, … alle, die die Gesetze deines Gottes kennen” und denen, die die Gesetze nicht kennen, sollen sie diese kundtun. Das Gleiche gilt auch für das Volk Gottes heute, sie alle sollen das Wort Gottes kennen und solche, die unkundig sind, sollen unterwiesen werden.
Obwohl von dem Volk erwartet wird, dass sie Gottes Wort kennen, kann es Situationen geben, in denen gegen das Wort Gottes verstoßen wird. Dann muss Recht gesprochen werden, und es muss erklärt werden, warum etwas im Widerspruch zum Wort Gottes steht. Dazu gab es damals Richter im Volke Gottes. Heute ist es die Aufgabe eines jeden Gläubigen, Recht zu sprechen, zunächst über sich selbst (Mt 7,3) aber auch, wenn im Volke Gottes oder in der Gemeinde etwas geschieht, das im Widerspruch zu dem steht, was Gott in seinem Wort angeordnet hat (vgl. 1Kor 6,1-7).
Neben dem Gesetz Gottes gibt es auch das Gesetz des Königs (Vers 26). Das Volk schuldet nicht nur Gott Gehorsam, sondern auch der Obrigkeit, die von Gott auf der Erde über sie eingesetzt ist. Das gilt auch für uns: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt” (Röm 13,1). Die Obrigkeit ist auch verpflichtet, jeden zu bestrafen, der sich nicht an das Gesetz hält. Artasasta weist Esra darauf hin, und Paulus weist die neutestamentliche Gemeinde ebenfalls darauf hin (Röm 13,2-4).