Behandelter Abschnitt Esra 3,12-13
Verse 12.13 | Gemischte Gefühle
12 Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Haus gelegt wurde; viele aber erhoben ihre Stimme mit freudigem Jubel. 13 Und das Volk konnte den Schall des freudigen Jubels nicht unterscheiden von der Stimme des Weinens im Volk; denn das Volk jubelte mit lautem Jubel, und der Schall wurde gehört bis in die Ferne.
Wer heute an den Anfang der Gemeinde Gottes denkt, kann das Weinen der Alten verstehen (Vers 12). Dies ist der Fall bei denen, die tiefer in die Wahrheit der heiligen Schrift über die Gemeinde eingeführt sind. Sie sehen, wie weit man vom idealen Gemeindeleben entfernt ist und dass viele Gläubige in dem alten Trott dessen weiterleben, was von den Vätern überliefert wurde. Bei den Jugendlichen gibt es vielfach eine etwas andere Tendenz. Sie erleben an erster Stelle, dass auch in einer Zeit der Schwäche und des Verfalls etwas von der Gemeinde als Haus Gottes sichtbar wird und viele haben durchaus den Wunsch, Gott auf der Grundlage des Wortes zu dienen.
Die Jugendzeit ist eine Zeit der Begeisterung und Überschwänglichkeit des Geistes, während das Alter die Zeit der Besinnung ist. Beides ist notwendig. Die Gefahr für junge Menschen besteht darin, die Zukunft zu sorglos zu sehen und begeistert zu planen, während ältere Menschen Gefahr laufen, sich zu sehr an die Vergangenheit zu klammern. Es ist wichtig, dass sie einander verstehen. Junge Menschen tun gut daran, bei einem neuen Werk um den Rat der Älteren zu bitten. Für ältere Gläubige ist es manchmal schwierig, ein besonderes Werk zu erkennen, das Gott den jungen Menschen anvertraut hat und an dem sie sich selbst nicht oder kaum beteiligen können. Manchmal vergessen sie auch ihre eigene Jugendzeit. Ältere Menschen, die sich darüber freuen, was Gott in jungen Menschen tut, werden in vielen Fällen einen wertvollen Rat oder Beitrag leisten können, der dann in der Regel gerne angenommen wird.
Gott freut sich über die Freude seines Volkes und versteht die Tränen der Alten. Es gibt Raum für beide Gefühlsausdrücke. Sie verschmelzen zu einem großen Jubel mit Weinen (Vers 13). Darin kommt zum Ausdruck, wie die Lage wirklich aussieht. Beide Gefühle drücken die Realität aus, die in ihnen ist. Das ist es, was der Geist billigt. Das ist Harmonie, keine Zwietracht. Es muss einen überwältigenden Eindruck gemacht haben. Ein ganzes Volk, von dem der eine Teil laut seine Trauer zum Ausdruck bringt und der andere Teil laut seine Freude zum Ausdruck bringt und das zur gleichen Zeit und mit einer Beteiligung, die auf beiden Seiten gleich groß ist.
Die Zahl der Menschen, die sich an die Herrlichkeit des ersten oder vorherigen Hauses, das ist der Tempel Salomos, erinnern können, ist gering. Ihr Weinen muss durchdringend laut gewesen sein, wenn es sich so mit dem Jubel der vielen vermischen kann. Wir dürfen sie nicht als undankbar und melancholisch betrachten, als ob sie die Freude der anderen an diesem großen Ereignis verderben würden. Es zeigt uns vielmehr die Kehrseite, die nicht fehlen darf. Wie gesegnet eine Erweckung auch sein mag, unsere Freude wird gemildert durch die Erinnerung an die Gnade und Kraft, die unter der apostolischen Energie offenbart wurde, wie wir sie am Anfang der Apostelgeschichte sehen.