Behandelter Abschnitt Esra 3,1-5
Verse 1–5 | Wiederherstellung des Altars
1 Und als der siebte Monat herankam und die Kinder Israel in den Städten waren, da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem. 2 Und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes Israels, um Brandopfer darauf zu opfern, wie geschrieben steht im Gesetz Moses, des Mannes Gottes. 3 Und sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn Furcht war auf ihnen vor den Völkern der Länder; und sie opferten auf ihm Brandopfer dem HERRN, die Morgenund Abend-Brandopfer. 4 Und sie feierten das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben ist; und [sie opferten] Brandopfer Tag für Tag, nach der Zahl, nach der Vorschrift, das Tägliche an seinem Tag; 5 und danach das beständige Brandopfer und diejenigen der Neumonde und aller geheiligten Feste des HERRN, und [die Brandopfer] eines jeden, der dem HERRN eine freiwillige Gabe brachte.
Der zurückgekehrte Überrest beginnt mit dem Wiederaufbau des Altars. Sie handeln nicht aufgrund eines Befehls, den der HERR ihnen gegeben hätte, sondern im Glauben, der spürt, was dem HERRN am wichtigsten ist. Ein ähnliches Gespür des Glaubens sehen wir auch bei Noah, der unmittelbar nach seiner Ankunft auf der gereinigten Erde ein Opfer bringt, und ebenso bei David, dessen Herz mit der Bundeslade beschäftigt ist, sobald er den Thron bestiegen hat.
Der Zeitpunkt, zu dem der Wiederaufbau des Altars beginnt, ist der Beginn des siebten Monats (Vers 1). Dies ist der Monat des Festes des Posaunenhalls (3Mo 23,24; 4Mo 10,10; 29,1; Ps 81,3). Im Zyklus der Feste des HERRN in 3. Mose 23 ist dieses Fest ein Bild der Wiederherstellung Israels in den letzten Tagen. In diesem Monat versammelt sich das Volk wie ein Mann in Jerusalem. Wenn der Altar oder „der Tisch des Herrn” (Mal 1,7) wieder in den Mittelpunkt des Volkes Gottes rückt, wird dadurch Einheit zum Ausdruck gebracht (1Kor 10,16-18). Die Einheit, die hier zum Ausdruck kommt, entsteht nicht durch gegenseitiges Einvernehmen, sondern durch das Wirken des Geistes Gottes.
In diesem Werk des Wiederaufbaus des Altars arbeiten der Priester Jeschua und der König Serubbabel zusammen (Vers 2). In ihrer Vereinigung sehen wir den Herrn Jesus als den wahren König-Priester (Sach 6,9-15). Diese priesterlichen und königlichen Eigenschaften sind für uns als Gläubigen wichtig, um den Altar bauen zu können (vgl. 1Pet 2,5.9.10). Der Wiederaufbau des Altars spricht für uns von einer erneuerten Wertschätzung von Christus, die in besonderer Weise bei der Feier des Abendmahls am Tisch des Herrn zum Ausdruck kommt.
Zuerst bauen die Zurückgekehrten also den Altar, nicht den Tempel oder die Mauer um Jerusalem. Der Altar ist die Verbindung zwischen ihnen und Gott. Unser Altar ist Christus. Bei jeder Wiederherstellung, die vom Geist bewirkt ist, wird es sich immer um die Verherrlichung Christi und seines Werkes handeln. Am Altar kommt das Volk mit Gott zusammen rund um das Opfer. Es ist „der Altar des Gottes Israels”, nicht der Altar des Volkes, noch der Altar der wenigen Zurückgekehrten.
Der Altar gehört zum Land Gottes. In Babel hatte das Volk keinen Altar. Abraham hatte einen Altar in Kanaan, nicht in Ägypten. Der Altar dient dazu, „darauf Brandopfer zu opfern”. Ein Brandopfer ist das Opfer, das in seiner Gesamtheit oder als Ganzes Gott gebracht wird (3Mo 1,6-9). Das Brandopfer spricht von Christus und seinem Werk am Kreuz, wobei alles ausschließlich zur Verherrlichung Gottes ist. Wenn wir mit Gott über das Werk des Herrn Jesus am Kreuz sprechen, bringen wir im geistlichen Sinn ein Brandopfer. Das Herz ist dann mit Anbetung erfüllt.
Beim Opfern der Brandopfer orientieren sie sich an dem, was „geschrieben steht im Gesetz Moses” (Vers 2). Es findet keine Umfrage statt, um Ideen oder Vorschläge für die am besten geeignete Handlungsweise unter den Umständen, die sich so sehr von denen der Vergangenheit unterscheiden, zu sammeln. Gewohnheiten und Traditionen sind verloren gegangen, sie wurden in Babel zurückgelassen. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig als das Gesetz Moses. In ihrem Zustand bekommt dieses Gesetz alle Kraft.
Das Gleiche gilt für uns. Es ist nur möglich, zur biblischen Anbetung zurückzukehren, wenn wir dies tun, wie es das Wort Gottes vorgibt. Nach diesem Grundsatz verließen viele zu Beginn des 19. Jahrhunderts alle Arten von Staatskirchen, um nach dem Willen des Herrn zusammenzukommen. Alles wurde anhand der Lehre der Apostel geprüft (vgl. Jud 1,17). Der Glaube dessen, der den Willen Gottes tun will, zeigt sich in der Befolgung des Wortes Gottes.
Der Altar wird „an seiner Stätte“ aufgerichtet (Vers 3). Die Fundamente sind noch da, die suchen sie. Sie bauen an dieser Stätte und nicht an einem Ort ihrer Wahl, wie es heute in der Christenheit oft der Fall ist. Dieses Fundament liegt auf der Tenne von Ornan (1Chr 21,21-26; 22,1). Für uns liegt das Fundament in Christus und seinem Werk (1Kor 3,11).
Weil sie aus Liebe zu Gott handeln, lassen sie sich von den Völkern der sie umgebenden Länder nicht abschrecken. Ihre Furcht vor den Völkern bringt sie zu Gott. Der Altar ist aus Angst vor den Völkern um sie herum gebaut. Auf diese Weise machen sie Gott zu ihrer Zuflucht. Umgeben von Feinden wird Jerusalem, eine Stadt ohne Mauern, durch den Altar ihres Gottes geschützt, der vom Glauben des Volkes Gottes errichtet wurde. Ohne Verzögerung bringen sie Brandopfer (keine Sündopfer), „die Morgenund Abend-Brandopfer”, dar. Damit handeln sie nach den Vorschriften des Gesetzes Moses‘ (2Mo 29,38-46). Die Kraft des Brandopfers ist der beste Schutz, den sich das Volk wünschen kann.
Christus in unseren Herzen zu erheben und Ihn Gott stets in dem „Brandopfercharakter” vorzustellen, ist die beste Verteidigung gegen den Feind. Wenn wir ein Brandopfer bringen, bedeutet das, dass wir uns bewusst sind und es Gott sagen, dass Gott durch Christus verherrlicht wurde und dass wir nur in Christus Gott angenehm gemacht worden sind. Das Bewusstsein und die Erkenntnis von dem Brandopfer sind in Babel verblasst.
Auch die Feier des Laubhüttenfestes geschieht „wie es vorgeschrieben ist” (Vers 4), also nach dem Wort Gottes (3Mo 23,33-36). Es gibt eine von Gott bewirkte Begeisterung im Opfern und Feiern, welche nun wieder gemäß dem Willen Gottes geschehen. Jede Form von Gesetzlichkeit fehlt. Vielmehr gibt es ein heiliges Verlangen der Herzen, auf den alten Pfaden zu gehen. Die Opfer werden „nach der Vorschrift, das Tägliche an seinem Tag” gebracht (vgl. 4Mo 29,12-38).
Das Opfer auf dem Altar ist nicht auf dieses eine Mal zu Beginn des siebten Monats beschränkt. Dies geschieht nun regelmäßig, auch während der anderen Feste des HERRN (Vers 5). Die Opfer werden zu Beginn jedes neuen Monats und zu den festgelegten Zeiten gebracht, die der HERR für sich selbst geheiligt hat, das heißt zu den jährlichen Festen.
Neben all den Opfern, die das Volk als Ganzes bringt, gibt es auch die Opfergabe all jener, die das in ihren Herzen haben. Das Opfern des Volkes als Ganzes bedeutet nicht, dass das individuelle Opfer verschwindet. Gott sieht sowohl das Ganze als auch die einzelne Person in diesem Ganzen. Dies ist auch der Fall, wenn die Gemeinde zusammenkommt. Die Gemeinde als Ganzes bringt Gott geistliche Opfer dar, während gleichzeitig jeder Gläubige persönliche Anbetung in seinem Herzen für Gott und Christus hat.