Behandelter Abschnitt 2Chr 36,15-21
Verse 15–21 | Nebukadnezar verwüstet Jerusalem
15 Und der HERR, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh sich aufmachend und sendend; denn er erbarmte sich seines Volkes und seiner Wohnung. 16 Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verhöhnten seine Propheten, bis der Grimm des HERRN gegen sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war. 17 Und er ließ den König der Chaldäer gegen sie heraufkommen, und der erschlug ihre Jünglinge mit dem Schwert im Haus ihres Heiligtums: Er verschonte nicht den Jüngling und die Jungfrau, den Alten und den Greis: alle gab er in seine Hand. 18 Und alle Geräte des Hauses Gottes, die großen und die kleinen, und die Schätze des Hauses des HERRN und die Schätze des Königs und seiner Obersten: alles brachte er nach Babel. 19 Und sie verbrannten das Haus Gottes und rissen die Mauer von Jerusalem nieder; und alle seine Paläste verbrannten sie mit Feuer, und alle seine kostbaren Geräte verdarben sie. 20 Und die vom Schwert Übriggebliebenen führte er nach Babel weg; und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam; 21 damit erfüllt würde das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbate nachgeholt hätte. Alle Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren.
Irgendwann einmal ist das Maß voll. Bevor Gott das Gericht kommen lässt, lässt Er sie noch einmal hören, wie sehr Er sich bemüht hat, sein Volk und seine Wohnstätte zu verschonen (Vers 15). Immer wieder hat Er das Volk durch seine Boten dazu aufgerufen, zu Ihm zurückzukehren. Der Ausdruck „früh sich aufmachend und sendend“ weist auf die unbedingte Dringlichkeit der Botschaft hin. Gott hat sich beeilt. Er ist nicht langsam oder sparsam gewesen in seinen Versuchen, sie zur Umkehr anzuspornen. Es hat aber alles nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Es ist treffend, von „seinem Volk und seiner Wohnung“ zu lesen. Es geht um das, was sein ist. Sein Urteil über das, was Ihm gehört, betrifft Ihn selbst. Er urteilt nicht distanziert oder unbeteiligt. Es berührt Ihn selbst zutiefst. Deshalb hat Er auch alles getan, um es nicht so weit kommen zu lassen.
Die Rebellion des Volkes Gottes und seiner Führer zeigt sich darin, wie sie seine Boten empfangen (Vers 16). Alle Bemühungen Gottes, sein Volk zu sich zurückzubringen, wurden mit Verachtung und Hohn beantwortet (vgl. 2Chr 30,10; 2Pet 3,3). Die Menschen verspotten immer diejenigen, die mit einer Botschaft vom Himmel kommen, die ihnen nicht gefällt. Besonders religiöse Menschen reagieren so.
Dann ist es so weit, dass Gott das Gericht nicht mehr aufschieben kann und sein Volk und auch seine Wohnung dem Feind preisgibt. Er lässt den König der Chaldäer gegen sie aufmarschieren (Vers 17). Das Gericht kommt über alle Altersgruppen, die für ihre Handlungen verantwortlich sind (vgl. Off 19,18; 20,12). Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person.
Gemäß den Geschichtsschreibern zieht Nebukadnezar am 15. Januar 588 v. Chr. gegen Jerusalem herauf. Am 28. Juli 586 v. Chr. fällt die Stadt. Am
14. August wird der Tempel verbrannt (Vers 19). Bevor dies geschieht, werden die Schätze aus dem Haus Gottes geraubt und nach Babel gebracht (Vers 18). Das werden dann die Schätze gewesen sein, die von den beiden vorherigen Plünderungen übrig geblieben sind (Verse 7.10).
Diesmal werden auch die Schätze des Königs (2Kön 20,15-17) und seiner Fürsten geraubt und mitgenommen. Alle Paläste der Fürsten, in denen sie ihr faules Leben in Genusssucht gelebt haben, gehen mit allem, was darin ist, in Flammen auf.
Gott lässt alles geschehen, weil es für Ihn nichts Begehrenswertes mehr im Tempel gibt. Er gibt seinen Tempel den Heiden preis (Ps 79,1; Klgl 2,1.7; 4,1; Jer 51,51). Das sehen wir auch, wenn die Gemeinde ihren „LaodizäaGeist“ offenbart (Off 3,14-22). Auch darin gibt es nichts, was Ihm gefällt. Deshalb wird Er die Christenheit, die auf das große Babylon zusteuert, dem Gericht überlassen (Off 17,15-18; 18,1.2.19).
Alle, die nicht getötet wurden, werden von Nebukadnezar nach Babel gebracht, um ihm und seinen Söhnen als Sklaven zu dienen (Vers 20). Das Gericht ist umfassend, die Demütigung vollständig. Dennoch ist die Verwerfung nicht endgültig, sondern nur vorübergehend. Es ist die Rede von einem „bis“, nämlich „bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam“. Persien ist das Königreich, durch das Gott Babel richtet und dem Er dann die Weltherrschaft gibt (5Mo 5,28).
Was passiert, wenn die Perser die Welt regieren und damit auch die Macht über Juda und Israel haben, sehen wir gleich in den Versen 22 und 23. Zuerst wird aber noch durch „das Wort des HERRN durch den Mund Jeremias“ gesagt, wie lange die Verbannung dauern wird, nämlich siebzig Jahre (Vers 21; Jer 29,10; 25,11; 5Mo 9,2.24-27). Diese Periode von siebzig Jahren wird ab der ersten Wegführung nach Babel gerechnet.
Es ist kein Zufall, dass die Gefangenschaft siebzig Jahre dauert. Das Volk wurde siebzig Jahre lang aus dem Land vertrieben, um dem Land seine Sabbate zu geben. Gott hat eine vollkommene Zeitspanne bestimmt, in der das Land nach all dem Götzendienst, den das Volk dort getrieben hat, zur Ruhe kommen soll (3Mo 26,34.35.43a).
Wenn diese Jahre erfüllt sind, erfüllt der HERR sein Wort und bringt das Volk zurück in sein Land und in seine Stadt und in sein Haus. Die Erfüllung dessen sehen wir in den Büchern Esra und Nehemia. Die nächsten beiden Verse, die letzten beiden in diesem Bibelbuch, bereiten uns darauf vor.