Behandelter Abschnitt 2Kön 19,20-34
Verse 20–34 | Prophezeiung des Jesaja
20 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du wegen Sanheribs, des Königs von Assyrien, zu mir gebetet hast, habe ich gehört. 21 Dies ist das Wort, das der HERR über ihn geredet hat: Es verachtet dich, es verspottet dich die Jungfrau, die Tochter Zion; die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt hinter dir her. 22 Wen hast du verhöhnt und gelästert und gegen wen die Stimme erhoben? Gegen den Heiligen Israels hast du deine Augen emporgerichtet! 23 Durch deine Boten hast du den Herrn verhöhnt und hast gesprochen: „Mit der Menge meiner Wagen habe ich die Höhe der Berge erstiegen, das äußerste Ende des Libanon; und ich werde umhauen den Hochwuchs seiner Zedern, die Auswahl seiner Zypressen, und ich werde kommen in seine äußerste Wohnung, in sei- nen Baumgarten. 24 Ich habe gegraben und fremde Wasser getrunken; und mit der Sohle meiner Füße werde ich alle Ströme Mazors austrocknen.“ 25 Hast du nicht gehört, dass ich es von fern her gewirkt und von den Tagen der Vorzeit her gebildet habe? Nun habe ich es kommen lassen, dass du feste Städte zu öden Steinhaufen verwüstest. 26 Und ihre Bewohner waren machtlos, sie wurden bestürzt und beschämt; sie waren wie Kraut des Feldes und grünes Gras, wie Gras der Dächer und wie Korn, das verbrannt ist, ehe es aufschießt. 27 Und ich kenne dein Sitzen und dein Ausund dein Eingehen und dein Toben gegen Mich 28 Wegen deines Tobens gegen mich und weil dein Übermut in meine Ohren heraufgekommen ist, werde ich meinen Ring in deine Nase legen und mein Gebiss in deine Lippen und werde dich zurückführen auf dem Weg, auf dem du gekommen bist! – 29 Und dies soll dir das Zeichen sein: Man wird in diesem Jahr den Nachwuchs der Ernte essen und im zweiten Jahr, was ausgesprosst ist; im dritten Jahr aber sät und erntet und pflanzt Weinberge und esst ihre Frucht. 30 Und das Entronnene vom Haus Juda, das übrig geblieben ist, wird wieder wurzeln nach unten und Frucht tragen nach oben. 31 Denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen, und ein Entronnenes vom Berg Zion. Der Eifer des HERRN wird dies tun. 32 Darum, so spricht der HERR über den König von Assyrien: Er wird nicht in diese Stadt kommen und keinen Pfeil hineinschießen und keinen Schild ihr zukehren und keinen Wall gegen sie aufschütten. 33 Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, auf dem wird er zurückkehren und wird nicht in diese Stadt kommen, spricht der HERR. 34 Und ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu retten, um meinetund um meines Knechtes David willen.
Hiskia selbst betet direkt zu Gott, aber die Antwort kommt über Jesaja (Vers 20). Es ist eine umfassende Antwort des HERRN. Diese Antwort ist auf die Endzeit bezogen.
Der HERR beginnt damit, die Macht des Königs von Assyrien zu verspotten (Vers 21). Mit diesem Wort der Verhöhnung durch Gott über die Feinde macht sich das Volk eins. Es sind auch die Worte des Volkes, das hier als „die Jungfrau, die Tochter Zion“ und „die Tochter Jerusalem“ vorgestellt wird. Diese Spottworte werden dem Überrest vom HERRN in den Mund gelegt. Nur wenn das Volk wirklich den Charakter einer Jungfrau und einer Tochter hat, wird es diese Worte sprechen können.
Dies ist hier ein heiliger, ein göttlicher Spott (vgl. Ps 2,4). Diese Art zu spotten müssen wir lernen. Für uns ist Spott oft ein Ausdruck des Fleisches oder ein Ausdruck von Rache. Auch Gefühle der Schadenfreude sind oft vorhanden, wenn wir spotten. Von diesem allen ist im Spott von Gott und im göttlichen Spott durch sein Volk nichts vorhanden.
Der HERR nimmt die Beleidigungen des Königs von Assyrien sehr ernst (Vers 22). Wie vermessen ist es, so von dem Heiligen Israels zu sprechen! Der HERR hat keine andere Wahl, als seinen Zorn über ihn zu bringen.
Der HERR weiß genau, was der stolze König gesagt hat und wessen er sich rühmt (Verse 23.24). Durch Jesaja lässt Er uns wissen, was im Herzen des Feindes lebt. Es ist die Sprache des Hochmuts. Er meint, dass er die größten Mächte der Welt überwinden kann. Er hat in der Tat viel erobert, aber in seinem Hochmut meint er, dass er auch Gott bezwingen kann. Der König von Assyrien spricht, als wäre er Gott.
Dann spricht der HERR zum Gewissen des Feindes (Vers 25). Ist ihm nie in den Sinn gekommen, dass er nur ein Werkzeug Gottes ist und dass er nur seinen Willen ausführt? Der Feind tut nichts anderes als das, was Gott sich schon vor langer Zeit vorgenommen hat. Gott regiert die Geschichte und nicht die mächtigen Männer der Welt. Wenn die Machthaber dies erkennen würden, würden sie zur Bekehrung kommen und ihre Pflichten in Gottesfurcht und zum Wohl ihrer Untertanen erfüllen. Deshalb werden wir aufgefordert, für alle zu beten, die in Hoheit sind (1Tim 2,1-4).
Gott lässt den König von Assyrien wissen, dass er die eroberten Nationen nur kontrollieren konnte, weil Gott sie in seine Gewalt gegeben hat (Vers 26). In sich selbst ist er nur wie eine der Nationen, die er erobert hat. Die eroberten Nationen sind für ihn wie Gras geworden, aber er selbst gehört zu diesem Gras. „Alle, die Zion hassen“, werden „beschämt werden und zurückweichen“ müssen. Sie werden „sein wie das Gras der Dächer, das verdorrt, ehe man es ausrauft“ (Ps 129,5.6). Unter dieses Urteil fällt auch der schnaubende König von Assyrien.
Gott kennt den Feind durch und durch (Vers 27). Für den Gläubigen ist dieses Bewusstsein eine Ermutigung und gleichzeitig hat er den Wunsch, selbst durch und durch erkannt zu werden, damit er voll und ganz zur
Ehre Gottes lebt (Ps 139,1-3.23.24). Für den Ungläubigen ist dieser Gedanke unerträglich.
Der HERR wird mit dem Feind abrechnen, ohne dass dieser Widerstand zu leisten vermag (Vers 28). Der Feind wird von Ihm wie ein widerwilliges Tier weggeführt, mit den Mitteln, die Er zu diesem Zweck einsetzen wird und die seinem Hochmut entsprechen.
In Vers 29 spricht Jesaja plötzlich Hiskia an. Das Zeichen, das Hiskia empfängt, ist ein Zeichen, dass Gott sein Volk nicht verlässt. Der HERR wird die Früchte des Landes wieder segnen. Es gab keine Möglichkeit zu säen, aber sie werden das essen können, was von selbst nachkommt. Gott wird dafür sorgen, dass das Volk zu essen haben wird. Im dritten Jahr müssen sie wieder säen und können wieder mähen und essen.
Wir können dies auch geistlich anwenden. Jemand, der gerade von der Macht der Sünde befreit wurde, der gerade bekehrt wurde, weiß noch nicht viel, aber der Herr wird ihn reichlich segnen. Er bekommt all diese Segnungen sozusagen in den Schoß gelegt und darf essen, was ihm auf diese Weise gegeben wird. Aber er muss auch selbst lesen und lernen, er muss selbst säen und wird auch mähen dürfen. Er wird selbst nach Nahrung suchen. Ruth ist ein Beispiel dafür (Rt 2,1-23).
In den schönen Versen 30 und 31 geht es um den Überrest. Diese Verse entsprechen dem, was Jesaja vorher sagte: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Entronnene des Hauses Jakob sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt; sondern es wird sich stützen auf den HERRN, den Heiligen Israels, in Wahrheit. Der Überrest wird umkehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott“ (Jes 10,20.21). Der starke Gott ist der Messias (Jes 9,5). Hier sehen wir den Zusammenhang zwischen den Ereignissen hier und der Zukunft.
Wir müssen diesen „Überrestcharakter“ haben. Mächtige Feinde bedrohen uns, aber wir sind auf den Herrn angewiesen. Wir dürfen uns auf das Kommen des Herrn Jesus freuen. Er greift nicht für uns ein, indem Er unsere Feinde richtet, sondern indem Er uns zwischen unseren Feinden heraus zu sich selbst nimmt.
Der HERR schließt seine Antwort an Hiskia mit der Verheißung, dass der Feind die Stadt nicht betreten wird. Dieses Versprechen wird in den Versen
32–34 immer wieder und auf unterschiedliche Weise gegeben. Der HERR tut alles, um Hiskia von der Sicherheit der Befreiung zu überzeugen. Der Hauptgrund, warum der Feind die Stadt Gottes nicht in Besitz nehmen wird, ist, dass der HERR die Stadt um seiner selbst willen und um Davids, seines Dieners, willen schützt.
Der HERR hat diese Stadt erwählt; es ist seine Stadt, mit welcher sein Name in Ewigkeit verbunden ist. Der HERR hat auch David erwählt, seinen Diener, um sein König zu sein. Um des wahren Davids willen, des Mannes nach seinem Herzen, des Herrn Jesus, wird Gott in Zukunft „diese Stadt beschirmen, um sie zu retten“. Diese Rettung erhält in den folgenden Versen eine Vorerfüllung.