Behandelter Abschnitt 1Kön 20,30-34
Verse 30–34 | Ahab verschont Ben-Hadad
30 Und die Übrigen flohen nach Aphek in die Stadt. Da fiel die Mauer auf die 27000 Mann, die übrig geblieben waren. Und Ben-Hadad floh und kam in die Stadt, von Gemach zu Gemach. 31 Da sprachen seine Knechte zu ihm: Sieh doch, wir haben gehört, dass die Könige des Hauses Israel gnädige Könige sind; lass uns doch Sacktuch um unsere Lenden legen und Stricke um unsere Häupter und zum König von Israel hinausgehen; vielleicht lässt er deine Seele am Leben. 32 Und sie gürteten Sacktuch um ihre Lenden und legten Stricke um ihre Häupter und kamen zum König von Israel und sprachen: Dein Knecht Ben-Hadad spricht: Lass doch meine Seele am Leben! Und er sprach: Lebt er noch? Er ist mein Bruder. 33 Und die Männer nahmen es als ein gutes Vorzeichen und eilten, sich zu vergewissern, ob er es wirklich so meinte, und sprachen: Dein Bruder Ben-Hadad. Und er sprach: Geht, holt ihn. Da ging Ben-Hadad zu ihm hinaus, und er ließ ihn zu sich auf den Wagen steigen. 34 Und Ben-Hadad sprach: Die Städte, die mein Vater deinem Vater genommen hat, will ich dir zurückgeben, und du magst dir Straßen in Damaskus anlegen, so wie mein Vater sich solche in Samaria angelegt hat. Und ich, sprach Ahab, will dich mit diesem Bund ziehen lassen. Und er schloss einen Bund mit ihm und ließ ihn ziehen.
Was macht Ahab nach dem Sieg? Er ist überrascht zu hören, dass Ben-Hadad noch am Leben ist. Er scheint sogar angenehm überrascht zu sein. Ein lebender Feind ist eine schönere Trophäe als ein toter. Gleichzeitig nennt er diesen Feind Gottes und seines Volkes „meinen Bruder“. Er ist aber nicht sein Bruder, sondern sein Feind. Er erweist der falschen Person Gnade. Gott liebt den Menschen, aber nicht seine Sünden. Deshalb befiehlt er dem Menschen, sich zu bekehren, und darum hat er auch seinen Sohn gegeben. Gott liebt seine Kinder, aber nicht ihre falschen Taten.
Ahab lässt sich von Ben-Hadad zu einem völlig unangebrachten Gnadenbeweis überreden und lässt ihn leben. Ben-Hadad gibt ihm eine Reihe von Städten zurück und schließt einen Bund mit ihm. Ahab rechnet nicht endgültig ab mit diesem Feind Gottes und seines Volkes. Damit beweist er erneut seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Willen Gottes.
Der gottlose Ahab verbrüdert sich mit einem gottlosen Mann. Die Anwendung für uns ist, dass wir das Böse in unserem Bruder nicht verurteilen, wenn wir selbst im Bösen leben. Es wird vielmehr so sein, dass mich das Böse im Bruder anzieht, quasi als Signal, einfach weiterzumachen mit dem Bösestun.
Ben-Hadad streicht Ahab Honig um den Bart und verspricht ihm einen Handelsplatz. Ahab schnappt den Köder und lässt ihn gehen. Er hat den König von Syrien in seiner Macht. Gott hat ihn in seine Macht gegeben, um ihn zu töten, aber Ahab lässt ihn gehen. So verschonte Saul Agag und auch das Vieh, obwohl Gott befohlen hatte, alles zu vernichten. Dann tötet Samuel diese böse Macht (1Sam 15,8.9.32.33). Das hätte Ahab hier tun müssen.