Behandelter Abschnitt 1Kön 3,16-27
Verse 16–27 | Das erste Urteil
16 Damals kamen zwei Huren zum König und standen vor ihm. 17 Und die eine Frau sprach: Bitte, mein Herr! Ich und diese Frau wohnten in einem Haus; und ich gebar bei ihr im Haus. 18 Und es geschah am dritten Tag, nachdem ich geboren hatte, da gebar auch diese Frau; und wir waren zusammen, kein Fremder war bei uns im Haus, nur wir beide waren im Haus. 19 Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht, weil sie auf ihm gelegen hatte. 20 Und sie stand mitten in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, während deine Magd schlief, und legte ihn an ihren Busen; ihren toten Sohn aber legte sie an meinen Busen. 21 Als ich nun am Morgen aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot; und ich betrachtete ihn am Morgen, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. 22 Und die andere Frau sprach: Nein, sondern mein Sohn ist der lebende, und dein Sohn ist der tote. Und jene sprach: Nein, sondern dein Sohn ist der tote, und mein Sohn ist der lebende. Und so redeten sie vor dem König. 23 Da sprach der König: Diese spricht: Dieser, der lebende, ist mein Sohn, und dein Sohn ist der tote; und jene spricht: Nein, sondern dein Sohn ist der tote, und mein Sohn ist der lebende. 24 Und der König sprach: Holt mir ein Schwert. Und man brachte das Schwert vor den König. 25 Und der König sprach: Teilt das lebende Kind in zwei Teile, und gebt der einen die Hälfte und der anderen die Hälfte. 26 Da sprach die Frau, deren Sohn der lebende war, zum König, denn ihr Innerstes wurde erregt über ihren Sohn, und sagte: Bitte, mein Herr, gebt ihr das lebende Kind und tötet es ja nicht! Jene aber sprach: Weder mein noch dein soll es sein, zerteilt es! 27 Da antwortete der König und sprach: Gebt jener das lebende Kind und tötet es ja nicht! Sie ist seine Mutter.
Salomos Weisheit kommt in besonderer Weise in dem Urteil zum Ausdruck, das er in einem Streit zwischen zwei Huren verkündet, die beide das Recht auf ein lebendes Baby beanspruchen. Er ist auch in anderer Hinsicht weise, wie z. B. in der Regierung und im Bauwesen, aber die erste Weisheit ist die in diesem Gerichtsverfahren. Wir sehen das auch beim Herrn Jesus, wenn Er als der wahre Salomo regiert. Zuerst wird dann der Richterstuhl errichtet, von dem aus Er die Welt richtet.
Was bedeutet es, dass es sich um zwei Huren handelt? Was bedeutet das Vertauschen der Babys? Es wird auch nichts von den Vätern erwähnt. Alles spielt sich in der Nacht ab: der Tod des Babys, der Austausch der Babys aus Eifersucht durch die eine, der Schlaf der anderen, durch den der Austausch stattfinden konnte.
Wie kann hier korrekt Recht gesprochen werden? Dies ist nur möglich, wenn die Wahrheit bekannt wird. Dies geschieht im Licht und durch das Wort, denn darin und dadurch wird alles offenbar. Es geht nicht darum, das Urteil zu vollstrecken, sondern das, was im Herzen ist, zu offenbaren und entsprechend zu handeln.
Was zeigt uns dieses Urteil über die Frauen? Ein menschlicher Richter kann nur beurteilen, was er sieht und hört. Er bedenkt und wägt alle Zeugenaussagen ab. Allerdings gibt es hier keine Zeugenaussagen, denn es gibt keine Zeugen. Jetzt kommt es darauf an, was im Herzen ist. Aber das weiß kein Mensch. Nur Gott kennt die Herzen der Menschen (Jer 17,9.10) und der, dem Gott dazu Weisheit gibt.
Wir sehen das bei Salomo. Salomo offenbart durch seine Weisheit das Herz des Menschen. Hier kann die Wahrheit nur an die Oberfläche kommen, wenn man den Zustand des Herzens offenbart. Salomo kennt das Herz des Menschen. Das geschieht nicht durch Psychologie, sondern durch Gottes Weisheit. Wir sehen, wie Salomo durch seine Rechtsprechung das Innere der wahren Mutter zum Ausdruck kommen lässt (Vers 26).
Von David kann ein noch schöneres Zeugnis gegeben werden. Wir sehen dies im Buch der Psalmen, wo wir feststellen, dass er das Herz Gottes und des Herrn Jesus kennt. Die Weisheit Salomos beschränkt sich auf das Herz des Menschen.
Die echte Mutter beginnt, über einen Fall zu sprechen, in dem keine Zeugen anwesend waren. Die Frage lautet: Wie kann festgestellt werden, wer die echte Mutter ist? Ist Salomo dazu in der Lage? Er hat Einblick in die menschliche Natur, in diesem Fall in die natürlichen Gefühle einer Mutter. DNA-Tests können heute (oft) eine entscheidende Antwort liefern. Je mehr Wissenschaft, desto weniger Weisheit ist nötig, desto weniger Abhängigkeit von Gott, die Sache zu offenbaren. Gelehrtheit macht nicht unbedingt weiser.
Die echte Mutter entdeckt am Morgen, im Licht, was in der Nacht geschah. Im Licht wird die Realität gesehen. Die falsche Mutter gibt vor, das Recht auf das lebende Kind zu haben, aber sie lügt. Sie fühlt sich vom Leben angezogen, beansprucht es auch für sich selbst, ist ihm aber fremd und hat kein Recht darauf. Das Problem ist, dass beide Frauen behaupten, die Wahrheit zu sagen, während es aber keine Zeugen gibt, die mit einer der beiden übereinstimmen können. Das bedeutet, dass nur jemand, der unter die Oberfläche der Aussagen blicken kann, die Wahrheit ans Licht bringen kann.
Salomo fasst das Problem zusammen, ein Problem, das nur durch Weisheit gelöst werden kann. Nur Weisheit bringt die Wahrheit ans Licht. Nur Göttliche Weisheit ist in der Lage, die Authentizität der Aussage zu überprüfen und den wahren Zustand des Herzens zu enthüllen. Wir können sagen, dass wir Christus lieben, dass wir Leben aus Gott haben, aber das muss sich in unseren Reaktionen auf das Wort Gottes zeigen, wenn es zu uns kommt, denn davon ist das Schwert, das Salomo bringen lässt, ein Bild (Eph 6,17b; Heb 4,12).
Was Salomo als Lösung für das Unlösbare vorschlägt, ist in der Rechtsprache beispiellos. Mit seiner Lösung bewirkt er einen spontanen Ausdruck mütterlicher Gefühle. Wir sehen hier, dass das Schwert auf die Situation angewendet wird. Wie gesagt, das Schwert ist ein Bild des Wortes Gottes. Wenn es Probleme in unserem Leben oder in der Gemeinde gibt, können sie nur gelöst werden, wenn sie im Licht des Wortes Gottes gesehen werden. Gottes Wort bringt die Wahrheit ans Licht. Das geschieht auch hier.
Die Anwendung des Schwertes bringt die wahre Liebe in ihrer Selbstlosigkeit zum Vorschein. Die wahre Liebe will das Leben retten, auch wenn sie es selbst verliert. Die falsche Liebe achtet das Leben gering, wenn sie es nicht für sich selbst haben kann, und gönnt es auch den anderen nicht. Salomo gewährt das Leben der, die es wertschätzt, die es liebhat.