Behandelter Abschnitt 1Mo 33,4-11
Verse 4–11 | Jakob begegnet Esau
4 Und Esau lief ihm entgegen und umarmte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten. 5 Und er erhob seine Augen und sah die Frauen und die Kinder und sprach: Wer sind diese [bei] dir? Und er sprach: Die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Gnade gegeben hat. 6 Und die Mägde traten herzu, sie und ihre Kinder, und verneigten sich. 7 Und auch Lea trat herzu und ihre Kinder, und sie verneigten sich. Und danach traten Joseph und Rahel herzu und verneigten sich. 8 Und er sprach: Was willst du mit diesem ganzen Zug, dem ich begegnet bin? Und er sprach: Dass ich Gnade fände in den Augen meines Herrn. 9 Da sprach Esau: Ich habe genug, mein Bruder; es sei dein, was du hast. 10 Und Jakob sprach: Nicht doch; wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, so nimm mein Geschenk von meiner Hand, da ich nun einmal dein Angesicht gesehen habe, als hätte ich Gottes Angesicht gesehen, und du Wohlgefallen an mir gehabt hast. 11 Nimm doch mein Geschenk, das
dir überbracht worden ist; denn Gott hat es mir aus Gnade gegeben, und ich habe alles. Und er drang in ihn, und er nahm es.
Jakob fürchtet sich noch immer vor Esau. Sich selbst nennt er „deinen Knecht“ (Vers 5), und Esau nennt er „meinen Herrn“ (Vers 8). Er ist sich der Würde, die Gott ihm verliehen hat, überhaupt nicht bewusst. Er hatte sich auch nicht entsprechend verhalten. Durch sein früheres listiges Verhalten ist er jetzt ohne Kraft.
Doch schimmert in dem, was er sagt, durch, dass er mit Gott rechnet. So bezeichnet er seine Kinder als „die Kinder, die Gott deinem Knecht aus Gnade gegeben hat“ (vgl. Ps 127,3). Das ist schon eine andere Sprache als die, die wir heutzutage hören, wenn man über das „sich Leisten von so vielen Kindern“ spricht.
Die Herzlichkeit Esaus (Vers 4) ist vorbildlich. Aber lasst uns nicht vergessen, dass es die Herzlichkeit der Welt ist. Esau hat nie nach Gott gefragt und die Schrift nennt ihn „ein Ungöttlicher“ (Heb 12,16). Esau sagt, dass er „genug“ hat (Vers 9). Jakob sagt, dass er durch die Gnade Gottes „alles“ hat (Vers 11) – und das, obwohl er doch dafür hart arbeiten musste. Er bezeugt, dass die Wahrheit des Wortes, das Mose später zu Israel spricht, für ihn lebt: „Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der HERR, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen“ (5Mo 8,18a). Jakob spricht hier die Sprache des Glaubens, die sagt, dass, wer Gott hat, alles hat.
Aber diese Sprache des Glaubens hören wir nicht in Vers 10 als er das Angesicht Esaus mit dem Angesicht Gottes vergleicht. Und er hatte doch soeben am Jabbok das Angesicht Gottes gesehen (Pniel). Indem er das zu Esau sagt, gibt er sozusagen die Ehre Gottes einem Menschen – und dazu noch einem ungöttlichen Menschen. Als ob Esau alles zum Guten gewendet hätte! Es kann aber auch sein, dass in der Art und Weise, in der Esau Jakob begrüßt, Jakob die gute Hand Gottes erkennt und Ihm für diese Änderung der Gesinnung von Esau die Ehre gibt.