Behandelter Abschnitt 1Mo 16,7-14
Verse 7–14 | Hagar und Ismael
7 Und der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. 8 Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe weg von meiner Herrin Sarai. 9 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. 10 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommenschaft sehr mehren, dass sie nicht gezählt werden kann vor Menge. 11 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört. 12 Und er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. 13 Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr redete: Du bist der Gott des Schauens! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er mich geschaut hat? 14 Darum nannte man den Brunnen: Beer-Lachai-Roi; siehe, er ist zwischen Kades und Bered.
Der Engel des HERRN ist die Gestalt, in der der Herr Jesus im Alten Testament – vor seiner Fleischwerdung – erscheint. Er ist Jahwe, der HERR. Das geht aus den Versen 10 und 13 hervor. Er geht Hagar nach und findet sie auf dem Weg nach Sur, das ist auf dem Weg nach Ägypten, dem Land, wo sie herkommt. Er ruft sie bei ihrem wirklichen Namen, als Magd Sarais.
Die Fragen, die Er ihr stellt, sollen ihr Herz ansprechen. Er kennt sie wohl und weiß alles von ihr (vgl. Joh 4,29). Durch seine Fragen will Er sie daran erinnern, woher sie kam, und ihr zeigen, wohin sie unterwegs war. Sie kam von einem Ort des Segens und war auf dem Weg zum Verderben. Es würde für sie eine große Erniedrigung bedeuten, zu Sarai zurückzukehren, aber es würde die beste Wahl sein.
Was das Kind betrifft, das sie gebären würde – auch darüber macht der HERR ihr Mitteilungen. Sie sollte ihm den Namen „Ismael“ geben, was
„Gott hört“ bedeutet. In seinem Namen würde er die fortwährende Erinnerung an Gott mit sich tragen. Würde er danach leben? Auch darüber teilt
der HERR ihr etwas mit: Er würde „ein Wildesel von Mensch sein“. Sein Charakter würde nicht mit seinem Namen übereinstimmen. Ungebunden, frei, ohne jemandem Rechenschaft schuldig zu sein, würde der Junge sich entwickeln. Er würde in seinem Leben zeigen, dass er ein Sohn Hagars war.
Sinnbildlich ist er ein Lasttier, ein Esel, der seine Last abwerfen würde. Er ist ein Bild von Israel unter dem Gesetz, das diesem Gesetz keine Beachtung schenkt. Das Ergebnis ist, dass alle Israel verjagen und bedrücken (5Mo 28,25.33).
Dankbar dafür, dass Er ihr nachgegangen ist (sie hatte Ihn nicht gesucht, sondern Er sie), nennt sie Ihn „Gott des Schauens“. Sie erkennt die Gnade, die Er ihr erwiesen hat. Der Ort, an dem sie mit dem HERRN gesprochen hat, bekommt den Namen „Beer-Lachai-Roi“, das bedeutet „der Brunnen des Lebendigen, der mich geschaut hat“ oder „der Brunnen des Lebendigen, der sich offenbart“.
Der Brunnen ist ein Bild vom Wort Gottes, denn darin offenbart Gott sich, darin lässt Er sich schauen. Dieser Brunnen wird noch in 1. Mose 24 und 25 genannt (1Mo 24,62; 25,11). Später offenbart sich Gott in dem Herrn Jesus auch an einer Quelle gegenüber einer Frau, die tatsächlich auf der Flucht ist (Joh 4,6.7.25.26).
Hagar hat Gott kennengelernt als den Gott, der hört (so musste sie ihren Sohn nennen), und den Gott, der sieht. Gott zu kennen als den Gott, der hört und sieht, ist eine große Ermutigung für den Glauben, der auf die Probe gestellt wird.