Behandelter Abschnitt 2Sam 14,28-33
Verse 28–33 | Absalom erzwingt Zugang zu David
28 Und Absalom wohnte zwei volle Jahre in Jerusalem; und er sah das Angesicht des Königs nicht. 29 Da sandte Absalom zu Joab, um ihn zum König zu senden; aber er wollte nicht zu ihm kommen. Und er sandte noch ein zweites Mal, aber er wollte nicht kommen. 30 Da sprach er zu seinen Knechten: Seht, das Feldstück Joabs ist an meiner Seite, und er hat dort Gerste; geht hin und zündet es mit Feuer an! Und die Knechte Absaloms zündeten das Feldstück mit Feuer an. 31 Da machte Joab sich auf und kam zu Absalom ins Haus und sprach zu ihm: Warum haben deine Knechte das Feldstück, das mir gehört, mit Feuer angezündet? 32 Und Absalom sprach zu Joab: Siehe, ich habe zu dir gesandt und [dir] sagen lassen: Komm her, dass ich dich zum König sende, um ihm zu sagen: Warum bin ich von Gesur gekommen? Es wäre besser für mich, ich wäre noch dort. Und nun möchte ich das Angesicht des Königs sehen; und wenn eine Ungerechtigkeit an mir ist, so töte er mich! 33 Da begab sich Joab zum König und berichtete es ihm. Und er rief Absalom; und er kam zum König und warf sich auf sein Gesicht zur Erde nieder vor dem König, und der König küsste Absalom.
Absalom ist ein harter Mann. Er muss und wird seinen Vater dazu zwingen, ihn wieder zu akzeptieren. Der Hintergrund ist der Putsch, den er im Sinn hat. Möglicherweise spielte dies auch eine Rolle bei der Ermordung Amnons, den er durch eine List tötete. Um sein Ziel zu erreichen, will er, dass Joab zu ihm kommt. Der soll sich für ihn einsetzen. Als Joab nicht auf die leichte Tour auf ihn hören will, dann soll es halt auf die harte geschehen. Er lässt die Gerste auf dem Grundstück von Joab anzünden, das an das seine angrenzt.
Das Leben eines Nächsten und der Ertrag von Gottes Land bedeuten Absalom nichts. Er ist von sich selbst eingenommen. Er ist der selbstbewusste Mann, der weiß, dass er schön ist und deshalb Eindruck schinden kann.
Als Königssohn hat er auch Macht. Er kennt auch die Schwachstelle seines Vaters, den er manipuliert. Er ist der „Killer“, der kurzen Prozess macht mit allem, was ihm auf dem Weg zum Ziel, das er sich gesteckt hat, im Wege steht. Dieses Ziel ist er selbst.
Sein Auftritt hier zeigt seinen Charakter, den Charakter des verwöhnten Kronprinzen. Er zerstört einen Teil des Landes, um seinen Willen durchzusetzen. Er nimmt kein Rücksicht auf den Besitz eines anderen. Amnon hatte den gleichen Charakter. Es war ihm egal, was Tamar dachte. Er wollte sie, also nahm er sie. So ist es mit Kindern, die ohne Zucht aufwachsen und verwöhnt werden. Was die Kinder sind und was sie tun, wird entscheidend durch das Verhalten der Eltern bestimmt. Es ist überwiegend ihre Verantwortung. Nicht ihre Worte spielen die größte Rolle, sondern ihr Vorbild. Was Absalom war, war nicht nur ein Charakterproblem, sondern auch ein Erziehungsproblem. David, der große König nach außen, ist der schwache Vater zu Hause.
Als Joab zu Absalom kommt, um zu klagen, ist der nicht besonders beeindruckt. Er entschuldigt sich nicht, geschweige denn, dass er von einer Entschädigung spricht, die er nach dem Gesetz zu geben verpflichtet war (2Mo 22,5). Joab hätte sofort kommen sollen, dann wäre das Verbrennen seines Landes nicht nötig gewesen. So einfach ist das. Absalom manipuliert auch Joab. Joab ist in der Gewalt von Absalom und spricht deshalb auch nicht von Entschädigung. Als Joab später die Chance bekommt, sich zu rächen, tut er das.
Absalom leugnet seine Verbrechen, obwohl sie allgemein bekannt sind. Er will nichts von einer Ungerechtigkeit wissen, die in ihm stecken könnte. Im Gegenteil, er fühlt sich im Unrecht, weil ihm der Weg zurück nach Jerusalem versperrt ist. Gegenüber Joab fordert er die Gerechtigkeit des Königs heraus, indem er sagt, dass dieser ihn töten müsse, wenn er schuldig sei. Er weiß, dass David das nicht tun wird, weil sein Vater ihn dafür zu sehr liebt. Er kennt die Liebe seines Vaters zu ihm und weiß, wie er sie für seine Zwecke nutzen kann.
Als Absalom zu seinem Vater kommt, küsst dieser ihn. Es ist jedoch nicht der Kuss, den der verlorene Sohn von seinem Vater bekommt, der auf ihn wartet. Der verlorene Sohn sagt, dass er gesündigt hat (Lk 15,20.21). Von
Absalom hören wir kein Wort in dieser Richtung. Wir hören übrigens kein einziges Wort aus seinem Mund. Der arme David ist blind für den Zustand seines Sohnes.
Wir dürfen beten, dass der Herr uns einen Blick für unsere Schwächen schenkt, damit wir nicht zum Spielball anderer oder unserer Gefühle werden. Dazu müssen wir in einer lebendigen Beziehung mit dem Herrn Jesus leben. Dann werden wir in der Lage sein, zu durchschauen, was andere mit List bei uns erreichen wollen.