Der wahre Hirte kommt durch die erste Tür (Joh 10,2) herein. Der Schafhof spricht von Israel. In diesem Schafhof befinden sich Gottes Schafe, wie es wiederholt gesagt wird. Die Mauern des Gesetzes umgaben sie. Durch die lange Nacht des Gesetzes hindurch waren sie eingeschlossen und kannten die Freiheit der Gnade Gottes nicht, die uns gebracht wurde. Natürlich, sie sprangen über die Mauer, sie alle irrten umher und ein jeder wandte sich auf seinen eigenen Weg. Aus der Sicht der Haushaltungen jedoch sehen wir es so, dass sie durch das Gesetz eingesperrt waren und dort auch nicht herauskamen.
Gott hatte Hirten für die Schafe vorgesehen. Einige dieser Hirten waren gute Hirten, sie sorgten für das Volk. Aber es gab auch falsche Hirten, denen man nicht vertrauen konnte. Anstatt die Herde zu nähren und zu versorgen nährten sie sich selbst, sie schoren die Schafe und kleideten sich mit ihrer Wolle. Die Propheten Jeremia, Hesekiel und Sacharja sprachen von diesen falschen Hirten. Von diesen spricht der Herr in Joh 10,1 als von denen, die nicht durch die Tür eingehen, sondern woanders über die Mauer steigen. Sie sind Diebe und Räuber. Die Propheten weissagten, dass einer kommen würde, um der wahre Hirte der Schafe zu sein, wie Hes 34,23 es sagt. In Jes 40,10-11 finden wir ebenfalls eine solche Weissagung.
Als der Herr Jesus auf die Erde gekommen war rief er wörtlich folgende Worte aus: „Ich bin der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gibt.“ Er trat in den Hof, indem er durch die Tür ging. Er versuchte nicht des Nachts über die Mauer zu steigen, in einer Zeit wo Diebe und Räuber stehlen. Er kam am frühen Morgen und trat durch die Tür ein, so wie es zu dem guten Hirten passt. Er kam in Übereinstimmung mit allem, was die Schriften über sein Kommen vorhergesagt hatten. Alles, was über den Kommenden Hirten prophezeit worden war fand in seiner Geburt, seinem Leben und in seinem Tod die Erfüllung. Es konnte kein Zweifel darüber geben, dass er der Hirte sein sollte, der die Schafe aus dem Schafhof herausbringen sollte.
Ihm wurde die Tür durch den Türhüter geöffnet und die Schafe hörten seine Stimme. Aber leider hörten nicht alle Schafe auf seine Stimme, denn Joh 10,4 besagt, dass er seine eigenen Schafe mit Namen ruft und eben sie herausführt. In der Nation Israel gab es viele, die seine Stimme nicht hören wollten und ihn ablehnten. Sie zogen die Mauern des Schafhofes der Freiheit der Gnade vor, in die der Hirte sie geführt hätte (Joh 10,3), so wie er es mit den 12 Aposteln und anderen Jüngern getan hat, die ihm gefolgt waren. Es waren vergleichsweise nur wenige, die seinem Ruf folgten. Er rief sie mit Namen. Erinnern wir uns noch, wie er die Jünger wirklich mit Namen gerufen hatte?
Der Vers wird auch im Abschnitt "Die 3 Türen" unter Joh 10,1 behandelt.