Und sie sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. Nun setze einen König über uns ein, dass er uns richte, gleich allen Nationen: Die Kritik mag berechtigt gewesen sein, doch keinesfalls die Forderung nach einem König, schon gar nicht: „wie die Nationen“; dadurch verrieten sie sich. Wenn es ihnen ein aufrichtiges Verlangen gewesen wäre, mit Gott im Reinen zu sein, so hätten sie ja durch Samuel Gott befragen können. Und wenn sie sich dabei auf 5. Mose 17,14-20 berufen hätten, hätte Gott ihnen Antwort gegeben. Möglicherweise hätte ihnen Gott zu der Zeit schon David gegeben.
Samuel ist nicht unschuldig an der Entwicklung. Wie schmerzlich muss es für ihn gewesen sein, die Anklagen gegen seine Söhne aus dem Mund der Ältesten zu hören. Wusste er das selbst nicht? Hat er das den Söhnen nicht vorgestellt? Gott teilt es uns nicht mit. Er hatte Israel viele Jahre gerichtet. Treue und Hingabe eines Mannes Gottes sind nicht auf die folgende Generation übertragbar. Jede Generation muss ihren eigenen Weg finden. Wir lesen nicht, dass er eine Nacht lang gebetet habe, bevor er seine Söhne einsetzte (vgl. Lk 6,12). So kommen verschiedene Fehler zusammen – wie so oft im Leben. Bei der endgültigen Beurteilung wollen wir vorsichtig sein, denn Gott schweigt darüber.
Nun setze einen König über uns: In Kapitel 12,12 nennt Samuel einen anderen Grund dafür, dass das Volk einen König haben wollte: Der ammonitische König Nahas stellte für das Volk eine Bedrohung dar (vgl. Kap. 11). Ist die Sache mit Samuels Söhnen vorgeschoben?
Sie werden den König bekommen. Der wird zeigen, dass er sich dem Willen Gottes nicht unterwirft – und genau das ist auch ihre Haltung.
Gleich allen Nationen: Einen König wie die Nationen! Das war das Böse, was sie forderten. Damit sollte der Unterschied zwischen dem Volk Gottes und den Völkern nivelliert werden. Gab es ein Volk, dem Gott so nahe war, wie seinem Volk (5Mo 4,7)? Gibt das Volk Gottes seine Stellung der Absonderung auf, ist es schlimmer als alle anderen Völker. Es geht voran im Abfall. Siehe Gottes Urteil über das Volk (4Mo 23,9). Heutzutage ist die Kirche ebenfalls auf das Niveau der Welt herabgesunken; wie viele weltliche Elemente sind in die Kirche eingedrungen.
Sie hätten Gott durch Samuel bitten können, dann hätte Gott ihnen einen König gegeben (1Sam 2,35; 13,14).