Verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen: Diese falschen Lehren erscheinen nicht als fundamental böse, und doch sind sie es, sie führen zum Abfall. Sie betreffen folgende zwei Bereiche. Es geht hierbei nicht um den Verzicht der Ehe, um dem Herrn besser dienen zu können (Mt 19,12; 1Kor 7), sondern um das Ziel, ein angeblich höheres, heiligeres Leben zu führen. Der Leib und seine Bedürfnisses werden als sündig angesehen: (a) das Verbot, zu heiraten und (b) das Verbot, bestimmte Speisen zu essen.
Verbieten zu heiraten: Dieses Verbot entstand nicht erst im Mittelalter. Bereits zur Zeit des Paulus und besonders im 2. Jahrhundert gab es Strömungen, die den Leib als minderwertig betrachteten. Man sollte angeblich durch entsprechende Askese und Enthaltung den Leib unterjochen, damit der Geist auf ein höheres Niveau käme. Dieses Prinzip nahm an Bedeutung zu, als im Mittelalter die vielen Klosterorden gegründet wurden. Als Folge wurde das Zölibat für gewöhnliche Priester erlassen;13 außerdem wurden bestimmte Fastentage festgesetzt, an denen man sich von gewissen Speisen enthalten musste. Diese Prinzipien beherrschten zu der Zeit die gesamte Kirche. Eine Folge dieser Lehren ist die Missachtung der Ehe als Bild von „Christus und der Versammlung“. Stattdessen wird eine mystisch-dämonische Einheit des Geistes mit der Gottheit angestrebt.
Sich von Speisen zu enthalten: Gott hat nach der Sintflut angeordnet, dass der Mensch zum Beispiel Fleisch essen soll (1Mo 9,2-3). Dadurch wird der Grundsatz deutlich, dass Leben nur aufgrund des Todes möglich ist. Der enge Zusammenhang zwischen dem Essen von Fleisch und dem Werk des Herrn Jesus ist in der Art und Weise des Schlachtens der Tiere bei den Kindern Israel in der Wüste deutlich. Alle Tiere, die geschlachtet wurden, um gegessen zu werden, sollten als Friedensopfer Gott dargebracht werden (3Mo 17). Später war das im Land wegen der weiten Wege anders.
Heiraten und Essen sind irdische Dinge, aber nicht per se sündige Dinge. Wer sie verachtet, verachtet den Schöpfer. Wichtig ist in dem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen weltlichen und irdischen Dingen. Das richtige Verhältnis zu irdischen Dingen gehört zum Verhalten im Haus Gottes und unseres Zeugnisses gegenüber der Welt. Gott hat die irdischen Dinge zur Annahme mit Danksagung geschaffen. Wir dürfen frei und reichlich davon genießen (6,17), wenn sie uns nicht beherrschen. Paulus fordert die Gläubigen auf, nicht auf die irdischen Dinge zu sinnen (Kol 3,18 - 4,1). Wir müssen in den irdischen Dingen treu sein. Das Verhältnis zwischen Mann und Frau wird in 1Kor 7 eine irdische Sache genannt. Wir sollen in gesunder, ausgeglichener Weise mit irdischen Dingen umgehen. Das ist ein Teil unseres Zeugnisses. Sowohl die Ehe als auch Essen und Trinken sind Gaben Gottes (Pred). So ist es auch mit den kulturellen Dingen, die Gott dem Menschen gegeben hat, sofern sie nicht auf weltliche Weise missbraucht werden.
Es geht dabei nicht um Fasten, wie wir es in der Bibel finden. Das dient auch nicht einem höheren geistlichen Stand, sondern dem Beten.
Die Wahrheit erkennen: Wer die Wahrheit Gottes kennt (erkennt, anerkannt hat), hat ein richtiges Verhältnis zu irdischen Dingen. Wir brauchen Ausgewogenheit zwischen irdischen und ewigen, himmlischen Dingen. Alle Gläubigen sind hiermit gemeint. Einen Unterschied zwischen Höherstehenden und Niedrigstehenden (Geistlichen und Laien) kennt die Schrift nicht. Es gibt keine doppelte Moral.
(Solche) Menschen ... verachten gewöhnliche Pflichten; sie sind zu gut oder zu groß, sich mit familiären Dingen zu beschäftigen, die sich für christliche Männer und Frauen geziemen ... Derjenige, der am meisten von allen die himmlische Stellung verwirklicht, ist der, der sich zugleich hingebungsvoll und gehorsam den einfachen Verpflichtungen jedes Tages stellt (vgl. Mt 15,3-6) (WK).
Die Warnungen des Geistes in den ersten drei Versen wurden oft so verstanden, als bezögen sie sich auf den Katholizismus. Wir glauben, dass es vielmehr um den bewussten Umgang mit Dämonen geht, den wir heute im Spiritismus finden. Es stimmt zwar, dass Rom dem Klerus den Zölibat auferlegt, was wie eine Erfüllung der ersten Worte von Vers 3 aussieht. Der Spiritismus tritt jedoch für Enthaltsamkeit und vegetarische Ernährung ein als Voraussetzung dafür, ein gutes „Medium“ zu sein, und damit sind beide Teile des Verses erfüllt (F. B. Hole).
13 Was für ein Verderben die Lehre des Zölibats anrichtet, kann man in der Kirche studieren.↩︎