Behandelter Abschnitt 5Mo 22,1-4
Einleitung
Die Kapitel 12–22 gehören zusammen. Sie sind eine Beschreibung der Gebote auf den steinernen Tafeln, der Zehn Gebote (vgl. Kap. 5). In den Kapiteln 12,1–16,17 finden wir die erste Tafel, die Bezug auf die Beziehung des Menschen zu Gott hat (Gebote 1–4). Die zweite Tafel behandelt die Gebote in Bezug auf die Beziehung der Menschen untereinander (Gebote 5–10). Die letzten sechs Gebote finden wir in
Kap. 16,18–18,22: Anerkennung von Autoritäten (z. B. gegenüber den Eltern) – das gilt gegenüber Richtern, Königen usw.
Kap. 19,1–21,9: nicht töten – positiv: Wer zum Volk Gottes gehört, soll Leben in jeder Hinsicht schützen (Freistädte, Mord durch Unbekannte).
Kap. 21,10–23: nicht die Ehe brechen – vielmehr Vorschriften für das Ehe- und Familienleben in positiver Hinsicht.
Kap. 22,1–12: nicht stehlen – positiv: mithelfen, dass jemand anderes nicht seinen Besitz verliert.
Kap. 22,13–21: kein falsches Zeugnis geben – positiv: eine Frau soll vor Verleumdung geschützt werden.
Kap. 22,22–29: nicht begehren.
Im Blick auf das Gesetz kann man zwei Fehler machen: (a) manche meinen, dass wir noch unter Gesetz stehen und dass wir dadurch Leben empfangen, (b) andere meinen, dass wir auch in moralischer Hinsicht nichts mehr mit dem Gesetz zu tun haben. Doch wir können durchaus sehr viel aus dem Gesetz lernen. Letztlich ist das Gesetz zu unserer Belehrung gegeben (1Kor 10,11). Daher ist das Gesetz noch wichtiger für uns heutzutage als für Israel. Wir lernen daraus geistliche Lektionen.
Das Gesetz war die Grundlage des ersten Bundes vom Sinai, Christus ist die Grundlage des zweiten Bundes (besser: des neuen Bundes). Alle Forderungen Gottes im neuen Bund sind in Christus erfüllt. Wer in Christus ist, gehört dem neuen Bund an und ist Christus gesetzmäßig unterworfen (1Kor 9,21).
Einteilung
Verschiedene Vorschriften (V. 1–12)
Gesetze zum Schutz von Verleumdung und Vergewaltigung (V. 13–29)
Verse 1–4
Du sollst nicht das Rind deines Bruders oder sein Kleinvieh irregehen sehen und dich ihnen entziehen; du sollst sie deinem Bruder jedenfalls zurückbringen. 2 Wenn aber dein Bruder nicht nahe bei dir ist oder du ihn nicht kennst, so sollst du sie in dein Haus aufnehmen, dass sie bei dir seien, bis dein Bruder sie sucht; dann gib sie ihm zurück. 3 Und ebenso sollst du mit seinem Esel tun, und ebenso sollst du mit seinem Gewand tun, und ebenso sollst du mit allem Verlorenen deines Bruders tun, das ihm verloren geht und das du findest; du kannst dich nicht entziehen. 4 Du sollst nicht den Esel deines Bruders oder sein Rind auf dem Weg fallen sehen und dich ihnen entziehen; du sollst sie jedenfalls mit ihm aufrichten.
Die Kinder Israel sollten mit verirrten Tieren eines Israeliten sorgfältig umgehen (Kap. 22); in dem ganzen Kapitel kommt Gottes Fürsorge für sein Volk und für die Tiere und anderes Eigentum zum Ausdruck. Kinder Gottes sollen also nicht nur nicht stehlen, sondern dafür sorgen, dass der Bruder seinen Besitz behält. Sie sollen sich dem Bruder nicht entziehen, damit er seinen Besitz behält. Tut jemand das nicht, bestiehlt er den Bruder.
Rind … oder … Kleinvieh. Diese Tiere werden für den Opferdienst gebraucht.
In dein Haus aufnehmen. Wenn man es nicht zurückgeben kann, muss man es so lange verwahren.
Der Esel ist das Tier, das Lasten trägt. So sollen auch wir einander Lasten tragen (Gal 6,2).
Das Gewand spricht von unserem christlichen Wandel.
Das Land ist für uns ein Bild der himmlischen Örter, und die Segnungen sind die geistlichen Segnungen. Wir sollen dafür sorgen, dass der Bruder die geistlichen Segnungen genießen kann und dass er auch dem Herrn opfern kann. Wenn der Bruder geistliche Segnungen verloren hat, sollen wir dafür sorgen, dass er sie zurückbekommt. Wie viele Gläubige haben doch ihre eigentlichen Segnungen verloren. Wer weiß in der Christenheit noch etwas über die wahre Bedeutung des ewigen Lebens? Es gibt aber auch Geschwister, die nicht in unserer Nähe sind, die wir nicht einmal kennen. Dann müssen wir für sie die Segnungen bewahren.