Behandelter Abschnitt Apg 27,16-20
Als wir aber unter einer gewissen kleinen Insel, Kauda genannt, hinliefen, vermochten wir kaum des Beibootes mächtig zu werden. 17 Dieses zogen sie herauf und gebrauchten die Hilfsmittel, indem sie das Schiff umgürteten; und da sie fürchteten, in die Syrte verschlagen zu werden, ließen sie das Takelwerk nieder und ließen sich so treiben. 18 Da wir aber sehr vom Sturm litten, warfen sie am folgenden Tag Ladung über Bord; 19 und am dritten Tag warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät fort. 20 Da aber mehrere Tage lang weder Sonne noch Sterne schienen und ein nicht geringes Unwetter auf uns lag, war zuletzt alle Hoffnung auf unsere Rettung entschwunden:
Das einzige Rettungsmittel ist das Beiboot. Das Beiboot ist der Fluchtweg für den Augenblick, wenn es schief zu gehen droht. Darüber will der Mensch die Kontrolle behalten, was bis zu einem gewissen Punkt gelingt. Doch alle Fluchtwege und Sicherheitsmaßnahmen bringen das Schiff nicht an Land. Der Sturm rast unvermindert weiter. Eine andere Vorsichtsmaßnahme besteht darin, das Schiff zu umgürten. Dadurch sollen die Bretter des Schiffes zusammengehalten werden, so dass es ein Ganzes bleibt. Das Umgürten des Schiffes ist vergleichbar mit den äußeren Mitteln, mit denen man versucht, die Kirche als Schiff über Wasser zu halten, z. B. durch Konzile. Doch trotz dieser Maßnahmen bleibt das Schiff führungslos.
Da auch die Gefahr groß ist, in die Syrte verschlagen zu werden, wird das Takelwerk niedergelassen. Was noch irgendwie helfen konnte, das Schiff auf Kurs zu halten, aber was der Sturm nun in seine Macht bekommen hat, wird herabgelassen. Obwohl das möglicherweise eine direkte Gefahr verhindert, bietet es keine wirkliche Rettung. Der schädliche Sturm hält an.
Das veranlasst die Mannschaft dazu, die Ladung am nächsten Tag über Bord zu werfen. Vielleicht war es ein Teil des Korns, dessen Rest in Vers 38 über Bord geworfen wird. Am dritten Tag werden das niedergelassene Takelwerk und der Rest des Schiffsgeräts weggeworfen. Auf diese Weise wird dem Sturmwind möglichst viel Angriffsfläche genommen. Alles, was über Bord geht, sei es nun ein Teil des Schiffes oder der Ladung, beraubt das Schiff seines Wertes und seiner Funktion.
So hat die christliche Kirche im Lauf der Jahrhunderte immer mehr von ihrem Wert nach Gottes Gedanken und von ihrer Bestimmung für Gott und gegenüber der Welt verloren. Denken wir nur an den „dritten Tag“, der an die Auferstehung des Herrn Jesus erinnert. Ist der nicht beinahe in der gesamten Christenheit über Bord gegangen? Das kann bedeuten, dass die Auferstehung radikal geleugnet wird oder auch, dass das orthodoxe Bekenntnis zwar vorhanden ist, jedoch die entsprechenden Konsequenzen für das Glaubensleben völlig fehlen.
Wenn diese Säule des Glaubens umgehauen wird, ist die Folge, dass der Glaube keine Nahrung mehr für das Herz bietet und dass man in völliger geistlicher Finsternis umherirrt. Man sieht kein himmlisches Licht mehr. Was kennzeichnend war für das dunkle Mittelalter, weil das Wort Gottes dem Volk vorenthalten wurde, ist auch kennzeichnend für die heutige Christenheit. Da ist nichts mehr, woran der Christ seinen Kurs ausrichten kann. Die Hoffnung auf Errettung, die Rettung aufgrund des Glaubens ist verschwunden.