Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden: Was für ein überaus wichtiger Grundsatz, der für alle Zeiten Gültigkeit hat. Das herrlichste Beispiel für die Erhöhung nach einer tiefen Erniedrigung ist der Herr selbst (siehe Phil 2,5-11).
Wir brauchen beim Lesen des Lukas-Evangeliums nach diesen Worten aus Lukas 14 nicht lange nach einem Beispiel zu suchen. Schon im 15. Kapitel gibt der Herr Jesus uns im Gleichnis vom verlorenen Sohn ein treffendes Beispiel für die oben zitierten Worte. – Der verlorene Sohn wollte ja zunächst etwas aus seinem Leben machen. Er brauchte dringend Geld, denn er wollte „hoch hinaus“ – es endete aber damit, dass er zwischen den Schweinen saß und Hunger hatte. Das war aber noch nicht ausreichend für seine Wiederherstellung. Der Wendepunkt kam erst dann, als er sich entschloss, zu seinem Vater zu gehen und ihn um den letzten Platz unter den Dienern zu bitten. Wie wir alle wissen, kam es aber genau umgekehrt: anstelle von dem letzten Platz bekam er den ersten Platz – genauso wie der Herr es in Kapitel 14,10.11 erklärt hatte. – Dass Selbsterhöhung zur Erniedrigung, und Selbsterniedrigung zur Erhöhung führt, ist eine Wahrheit, die erstaunlich oft in der Bibel zu finden ist. Dennoch stehen wir in der Gefahr, das Wörtchen „selbst“ in diesen Versen zu übersehen. Wir müssen ja oft feststellen, dass der Herr uns demütigt/erniedrigt, und wir meinen vielleicht, unser Bestes geleistet zu haben, wenn wir das anerkennen. Aber anzuerkennen, dass man sozusagen zwischen den Schweinen sitzt, ist zwar ein wichtiger Schritt (Off 3,17), aber noch keine Selbsterniedrigung. – Selbsterniedrigung kommt ja erst dann zustande, wenn wir „selbst“ etwas unternehmen. Und gibt es einen besseren Weg, um sich zu erniedrigen, als seine Sünden vor Gott und Menschen einzugestehen? – Und gerade hier ist es beschämend, feststellen zu müssen, dass es uns schwerer fällt, unsere Sünden vor Menschen zuzugeben, als vor Gott. Es scheint mir, dass es dafür nur eine einzige Erklärung gibt: Wir möchten uns nicht selbst erniedrigen ... „Sei versichert, wenn Gott uns demütigt, dann ist es, weil wir nicht demütig genug waren“ (W. Kelly; Email von WH vom 06.05.1999).