Behandelter Abschnitt Mt 27,45-46
Verse 45.46
Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 46 Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, lama sabachthani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen: Die drei Stunden der Finsternis sind ein Zeichen des Gerichts Gottes über die Sünden. Gott ist Licht, das ist das Zeichen seiner Gegenwart. Finsternis symbolisiert die Abwesenheit Gottes (vgl. die drei Tage der Finsternis in Ägypten; 2Mo 10,21-24). Die äußerste Finsternis ist die endgültige Verlassenheit von Gott. Der Herr Jesus konnte in diesen drei Stunden nicht die Gemeinschaft mit dem Vater genießen. Die Schrift sagt nicht, dass der Herr vom Vater verlassen wurde, denn der Herr sagt in Johannes 8,29, dass der Vater immer bei Ihm wäre. Siehe auch Johannes 16,32:
Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue … Siehe, die Stunde kommt und ist gekommen, dass ihr zerstreut werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst; und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir (Joh 8,29; 16,32).
Im Vorbild sehen wir, wie Abraham und Isaak beide miteinander gingen (1Mo 22). Wir sollten uns im Blick auf das Geheimnis, dass der Herr Jesus Mensch und Gott ist immer sehr vorsichtig ausdrücken und nicht über die Schrift hinausgehen.
Diesen Ausruf des Herrn, dass Gott Ihn verlassen habe, finden wir weder in Lukas noch in Johannes, nur in Matthäus und Markus. In Johannes, wo wir den Herrn als Brandopfer in seinem Wohlgefallen für den Vater finden, hören wir nichts von den drei Stunden der Finsternis.
Sündopfer und Schuldopfer: Sowohl Matthäus als auch Markus beschreiben den Herrn Jesus in seinem Sterben als das Schuld- und Sündopfer. Beim Sündopfer steht unsere sündige Natur im Vordergrund, beim Schuldopfer geht es um unsere sündigen Taten (Mt 1,21). So ist im Matthäusevangelium beim Vaterunser von der Vergebung von Schulden die Rede, in Kapitel 18 von der Bezahlung einer großen Schuld und in Kapitel 26 in Verbindung mit der Einsetzung des Abendmahls heißt es „zur Vergebung der Sünden“. Das Sündopfer musste außerhalb des Lagers verbrannt werden (3Mo 4).
Mein Gott: So weit die Schrift berichtet, ist es hier das erste Mal, dass der Herr Jesus diesen Ausdruck gebraucht und zu Gott ruft. Niemals hat Gott einen Menschen verlassen. Der Herr erfüllt Psalm 22. Besser gesagt: In seiner größten Not gebraucht Er Worte, die Gott für Ihn bereitet hat.
Gott verlässt den Herrn Jesus, und trotzdem klammert Er sich an Gott (Ps 22,9-11). David spricht hier prophetisch, denn er war nie von Gott verlassen. Die Verdammten werden in der Hölle weder „mein Gott“ sagen, noch werden sie sagen können „warum?“.
Neunte Stunde: Das war die Stunde, wo vor dem Tempel das Brandopfer dargebracht wurde, wo Tausende Juden das Passahlamm schlachteten, ebenfalls vor dem Tempel. Ging der Hohepriester zu der Zeit ins Heiligtum hinein? Sah er den zerrissenen Vorhang.
In dieser Stunde ließ Gott als Antwort auf die Bitte Elias Feuer vom Himmel herabfallen (1Kön 18,36).
In dieser Stunde bekam Esra Antwort auf sein Gebet (Esra 9,5).
In dieser Stunde bekam auch Daniel Antwort auf sein Gebet (Dan 9,21).
Um neun Uhr erschien ein Engel, der Petrus zu Kornelius sandte als Antwort auf dessen Gebete (Apg 10,30; vgl. 10,3).
In dieser Stunde rief der Herr zu Gott und blieb ohne Antwort.