Behandelter Abschnitt Mt 22,37-40

Er aber sprach zu ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ ³⁸ Dieses ist das große und erste Gebot. ³⁹ Das Zweite aber, ihm Gleiche, ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ ⁴⁰ An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“: Mit zwei Zitaten aus dem Alten Testament geht der Herr auf die Hauptsumme aller Gebote ein, ohne ihre 613 Gebote zu berücksichtigen und zeigt, dass es wesentlich auf die Gesinnung des Herzens ankommt, auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Das ist in erster Linie eine Sache des Herzens, und das äußert sich dann auch in der Praxis. Die Pharisäer vertraten pure Gesetzlichkeit: Sie glaubten, es käme allein auf die äußeren Taten an. Für sie war die Gesinnung gleichgültig. Ihr schwerwiegender Fehler war: Sie drehten die Reihenfolge um, ja, nicht nur das, sondern ließen die Gesinnung völlig außer Acht.

Anwendung: Zugleich liegt darin auch eine Belehrung für uns als Christen. Wir können Gott lieben und den Bruder, weil wir das neue Leben empfangen haben. Auch heute machen diese beiden Gebote sonnenklar, wer wirklich im Volk Gottes zum Überrest gehört und wer nicht. Auch Paulus wiederholt dieses zweite Gebot als Zusammenfassung aller Gebote, die sich auf den Nächsten beziehen (Röm 13,9). Abgesehen von den unterschiedlichen Haushaltungen ist das Wesen beider im Verhältnis des Menschen zu Gott und seinem Nächsten dasselbe. Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Was würde das Volk in einigen Tagen mit seinem wahren Nächsten machen? Die abartige Religion der Juden (das Judentum) würde sich in der Kreuzigung Christi als eine völlig äußerliche Religion erweisen.

Zusammenfassung

Folgende wichtige Kernpunkte des Evangeliums kommen in den unterschiedlichen

Begebenheiten dieses Kapitels zum Vorschein:

1. Im Gleichnis der Hochzeit des Königssohns sehen wir die freie, einladende Gnade.

2. In Verbindung mit der Münze die Tatsache, dass der Mensch berufen ist, Gott zu dienen.

3. In Verbindung mit den Sadduzäern finden wir die Tatsache der Auferstehung.

4. In Verbindung mit den Pharisäern das Wesen des Gesetzes und des Alten Testamentes zusammengefasst in dem einen Wort Liebe.

5. Nun folgt als Krönung das richtige Verständnis über den Messias, der sowohl Davids Sohn als auch Davids Herr ist: der Sohn Gottes und der Sohn des Menschen.