Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war: Der Herr Jesus spricht vom Sauerteig in Bezug auf die Lehre der Sadduzäer und Pharisäer (Mt 16,12) und auf ihre Heuchelei (Lk 12,1). Er spricht ebenso vom Sauerteig des Herodes (Mk 8,15); Paulus nennt ihn den Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit in Verbindung mit dem ungesäuerten Brot der Aufrichtigkeit und Wahrheit (1Kor 5,8). Wir werden gewarnt, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert (1Kor 5,6; Gal 5,9). Der negative Charakter des Sauerteigs ist in der gesamten Schrift deutlich (vgl. auch 3Mo 2,11).
Sauerteig ist vor allem ein Bild böser Lehre. Das Gegenteil ist Ungesäuertes der Lauterkeit und Wahrheit. In Epheser 4 geht es um böse Lehre in der Christenheit: „die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum“ (V. 14).
Ich glaube, dass der Sauerteig ein Bild des Propagandismus von Dogmen und Erklärungen ist, nachdem das Christentum eine große Macht auf der Erde geworden ist (entsprechend dem Baum, was historisch der Fall war in der Zeit Konstantin des Großen) (W. Kelly).
Zusammenfassung der Bedeutung des Sauerteigs:
Wir finden sechs Beispiele für Sauerteig, der immer ein Bild des Bösen ist:
Religiöse Heuchelei: In Matthäus 16,6.12 ist er ein Bild der Lehre der Pharisäer. In Lukas 12,1 ein Bild der Heuchelei der Pharisäer. Das ist gesagt von ihrer strengen Beachtung des Gesetzes, die nicht aus Liebe zu Gott geschah, sondern aus Ehrsucht (vgl. Mt 6,2.5.16; 23,13-19).
Religiöser Unglaube: In denselben Versen ist der Sauerteig ein Bild der Lehre der Sadduzäer, die große Teile des Alten Testamentes verwarfen und Wahrheiten wie die Auferstehung, Engel und Geister (Mt 22,23; Apg 23,8). Das entspricht der modernen Bibelkritik.
Weltgleichförmigkeit: In Markus 8,15 ist er ein Bild der Auffassungen und Praktiken der Familie des Herodes, der heidnische Elemente unter das Volk Gottes brachte. Er selbst war hin- und hergerissen zwischen Ängstlichkeit, einem unruhigen Gewissen, Befriedigung der Begierden und Großtuereien (Mk 6,14-29).
Sittenlosigkeit: In 1. Korinther 5,6-8 wird Hurerei in der Versammlung mit Sauerteig verglichen, der die ganze Versammlung infiziert. Paulus denkt an das Passah, wo Sauerteig verboten war (2Mo 12,19.20; 13,3.7). Der alte (unwirksame) Sauerteig ist ein Bild des alten Menschen, seines früheren Lebenswandels (vgl. Eph 4,19-22). Unter den Korinthern war Hurerei etwas Alltägliches. Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit steht in Verbindung mit den Werken des Fleisches bei Gläubigen (Gal 5,19.20).
Gesetzlichkeit: In Galater 5,9 weist Paulus auf dieselben Grundsätze wie in 1. Korinther 5 hin, doch nun in Verbindung mit den Aktivitäten falscher Lehrer unter den Gläubigen, die versuchten, sie wieder unter das Joch des Gesetzes und die Beschneidung zu bringen (vgl. 5,1–4.11.15).
Götzendienst: Auch das ist Sauerteig, wie wir ihn in Matthäus 13,33 finden.
Drei Maß Mehl: Mehl ist an manchen Stellen ein Bild der vollkommenen Menschheit Christi, von der wir uns ernähren und wodurch wir Gemeinschaft mit Gott haben.
Die Lehre über Christus ist der kostbarste Schatz der Kirche. Ihre Aufrechterhaltung in Reinheit ist ihre große Verantwortung. Leider hat sie diesen Schatz mit Sauerteig vermischt: die eigene Erklärung des Herrn ... [bezüglich des Sauerteigs] ... bestehen weiter für uns in christlicher Zeit, womit wir dieses Gleichnis vom Reich interpretieren können. Formalismus, Ritualismus, Rationalismus, die verderblichen Tendenzen der Verkuppelung mit der Welt, Herodianismus, haben alle ihren Anteil bei der Verdrehung der Lehre Christi (FWG).
Frau: vgl. Isebel im Sendschreiben an Thyatira. Wie ist durch sie böse Lehre in die Christenheit eingeführt worden. Die drei Maß Mehl sollten das göttliche Leben in diesem Reich offenbaren. Stattdessen kommt alles unter die Wirksamkeit böser Lehren. Ist Rom nicht ein Meister in Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum? Die Hure in Offenbarung 17 und 18 ist die Mutter der Huren und Götzendienereien der Erde. Sicher wirkt jetzt der Heilige Geist in den Gläubigen noch gegen den völligen Abfall. Bald wird das Böse nach der Entrückung völlig ausreifen.
Verbarg: Diese böse Durchsetzung geschieht im Geheimen mit bewusster Täuschung.
Hiermit endet die Reihe der Gleichnisse, die der Herr vor der Volksmenge gesprochen hat.
Es gibt eine Parallele zwischen den ersten vier Gleichnissen und den vier ersten Sendschreiben. In Smyrna ist der Herr bemüht, die Seinen zu läutern und zur ersten Liebe zurückzuführen. In Pergamus wird das Christentum zu einer bedeutenden Macht auf der Erde. Es kommt zu einer unheiligen Verbindung der Kirche und der Welt, wodurch sich böse Einflüsse im Christentum einnisten (die Vögel). In Thyatira ist es gerade die böse Lehre, die sich völlig entwickelt und den ganzen Teig durchsäuert.