Behandelter Abschnitt Sach 4,13-14
Und er sprach zu mir und sagte: Weißt du nicht, was diese sind? Und ich sprach: Nein, mein Herr. 14 Da sprach er: Dies sind die beiden Söhne des Öls, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen: Jetzt endlich bekommt Sacharja die Antwort auf seine Frage. Die beiden Ölbäume sind die beiden Söhne des Öls, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen. Söhne des Öls sind „Menschen“, die mit Öl gesalbt sind. So ist der Herr Jesus aus dem Heiligen Geist gezeugt worden (Lk 1,35). Er ist der Sohn des Öls, der Sohn Gottes. Im Alten Testament wurden vor allem Priester und Könige gesalbt (abgesehen von den Propheten). Die beiden Söhne des Öls sind daher ein Hinweis auf Christus in seinen beiden großen Ämtern: König und Hoherpriester. Übrigens sind ja gerade Serubbabel und Josua Vertreter der beiden Linien, der königlichen und der priesterlichen Linie: Serubbabel war aus königlichem, Josua aus hohenpriesterlichem Geschlecht.
Im Herrn Jesus konnte der Geist Gottes Geist in Vollkommenheit wirken (vgl. Jes 11,2; Joh 3,34; Off 1,4). Er bringt der ganzen Erde einen unschätzbaren Segen; Er hält das Zeugnis (Leuchter) Gottes in jeder Hinsicht aufrecht.
Anhang zu „Söhne des Öls“
Wim Hellendoorn fragte nach der Bedeutung des Ausdrucks „Horn, Sohn des Öls“, der wörtlich in Jesaja 5,1 steht.
Lieber Wim, zu Deiner Frage über den Ausdruck „Horn, Sohn des Öls“ in Jesaja 5,1 (so wörtlich statt „fetten Hügel“) hast Du selbst schon einen wichtigen Hinweis gegeben: Im Hebräischen wird der Ausdruck „Sohn“ im weiteren Sinn verwendet als in den europäischen Sprachen. Manchmal drückt „Sohn“ nur den Begriff der Angehörigkeit oder der Zuordnung zu bestimmten Eigenschaften aus. – Ich kann keine vollständige Liste dieses Gebrauchs anführen kann, denn es kommt gar nicht so selten vor. Oft muss man sich dabei auf den Grundtext beziehen. Ich nenne noch folgende (unvollständige!) Liste:
1Mo 15,2 Erbe, w. Sohn des Besitzes
1Mo 29,1 Kinder (w. Söhne) des Ostens
1Mo 49,22 Sohn eines Fruchtbaumes
4Mo 17,10[25]: „Widerspenstige“, wörtlich „Söhne der Widerspenstigkeit“
5Mo 25,2 Schläge verdienen, w.: Sohn zu schlagen
1Sam 14,52 Tapferer, w. Sohn der Stärke. Ähnlich in 1Kön 1,52 für „ein wackerer Mann“.
1Sam 20,31 Kind (w. Sohn) des Todes
1Sam 25,17 Sohn Belials
2Kön 14,14 (+ 2Chr 25,24) Geiseln, w. Söhne der Bürgschaft
Esra 4,1 Kinder (w. Söhne) der Wegführung
Est 8,10 Söhne der Gestüte
Hiob 41,19 [20 / 28] Pfeil, w. Sohn des Bogens
Hiob 5,7 Funken, w. Söhne der Glut
Hiob 28,8 wilde Tiere, w. Söhne des Stolzes
Hiob 30,8 w. Söhne der Torheit
Ps 79,11 Kinder (w. Söhne) des Todes
Ps 89,22 Sohn der Ungerechtigkeit
Spr 31,5 Kinder (w. Söhne) des Elends.
Spr 31,8 Unglückliche, w. Söhne des Dahinschwindens
Jes 49,20 Kinder (w. Söhne) der Kinderlosigkeit
Jona 4,10 Sohn einer Nacht
Sach 4,14 Söhne des Öls
Der Ausdruck mit „Sohn“ kommt sehr oft auch oft in Verbindung mit Alters und Zahlenangaben vor, z. B. in 3. Mose 12,6 ein einjähriges Lamm, w. Lamm, Sohn seines Jahres, oder z. B. 1Mo 17,17 ein Hundertjähriger, w. ein Sohn der hundert.
(Übrigens: Das Wort „Sohn“ kommt natürlich noch häufiger an anderen Stellen im nicht wörtlichen Sinn vor, z. B. wenn es „Jünger“ oder „Schüler“ bedeutet, z. B. Amos 7,14 oder für einen jungen Pflanzentrieb steht, z. B. Ps 80,16 als „Reis“ usw. Das hat aber nicht direkt etwas mit dem oben genannten Fällen zu tun.)
In dem oben genannten allgemeinen Sinn der Zuordnung zu der Eigenschaft des Fett-Seins ist auch der Ausdruck „Sohn des Öls“ in Jesaja 5,1 zu verstehen. „Öl“ ist hierbei nicht als Agrarprodukt gedacht ‒ es geht in Jes 5 ja um Weinstöcke und nicht um Ölbäume. „Öl“ steht hier vielmehr für etwas, das „fett“ ist und dieses Wort hat im Hebräischen zugleich den Nebensinn von „üppig, ertragreich, fruchtbar“. So spricht Jesaja z. B. auch von einem „fetten Tal“, d.h. einem fruchtbaren Tal (Jes 28,1.4). Es handelte sich also um Weinstöcke, die auf besonders fruchtbarem Ackerland angepflanzt worden waren.
Bei der scheinbar etwas ungewöhnliche Formulierung im hebräischen Text von Jes 5,1 sollte man nicht vergessen, dass man hier poetische Sprache vorliegen hat, die bewusst mit Gleichklang (Stabreim, Endreim) und Rhythmus arbeitet, die bei einer anderen Formulierung eben nicht möglich gewesen wäre. Im Hebräischen klingt Jes 5,1 b etwa folgendermaßen: käräm haja lididi - beqärän bän schamän.
Die beiden Söhne des Öls in Sach 4 haben nach meinem Verständnis nichts mit dem Gedanken aus Jesaja 5,1 zu tun. In Sach 4 geht es um Öl zum Betreiben von Lampen. Statt „die beiden Söhne des Öls“ könnte man vielleicht etwas freier „die beiden zum Öl Gehörigen“ sagen. (Andere verstehen es noch konkreter „die beiden Gesalbten“.)
Zum Unterschied zwischen schämän (Jes 5,1) und jizhar (Sach 4,14): schämän bedeutet etwas Fettes (für Milchfett gibt es allerdings einen eigenen Ausdruck) und dann speziell auch Öl oder Salbe. – jizhar scheint ein etwas spezielleres Bedeutungsfeld zu haben und bedeutet laut den Wörterbüchern: (frisch gepresstes) Öl. Es steht in Sach 4,14, um die Verbindung zu den vorhergehenden Ölbäumen klar zu machen (Martin Arhelger).