Siehe, ich will an dich, spricht der Herr {Eig. ist der Spruch des Herrn} der Heerscharen, und ich werde ihre {d. h. Ninives} Wagen in Rauch aufgehen lassen, und deine jungen Löwen wird das Schwert verzehren; und ich werde deinen Raub von der Erde ausrotten, und die Stimme deiner Boten wird nicht mehr gehört werden: Die Militärmacht Assyriens wird gänzlich vernichtet. Die Fürsten werden getötet, der Reichtum wird geraubt und die arroganten Boten verstummen (vgl. den Rabsake in 2. Könige 18,13 und Jesaja 36,1; besonders Kapitel 36,13 und 37,9; siehe auch 1. Könige 19,2; 2. Könige 19,23).
Wagen: die Heeresmacht.
Nah 3,1
Einleitung
Dieses Kapitel beschreibt die Gründe für das Gericht: Blutvergießen und Gewalttat. Raub von Beute.
Einteilung
Ninive ist wegen seiner Sünden und seinem Frevel dem Gericht geweiht (V. 1–7)
Ninives Untergang ist genauso wenig abzuwenden wie bei No-Amon in Ägypten (V. 8–13)
Trotz aller Hilfsmittel nimmt Ninive ein Ende mit Schrecken (V. 14–19)
Vers 1
Wehe der Blutstadt, ganz erfüllt mit Lüge und Gewalttat! Das Rauben hört nicht auf: Ninive bzw. Assyrien hat sehr viel Blut vergossen und war schrecklich grausam. Oft haben die Soldaten die Leichen der eroberten Länder auf große Berge aufgetürmt oder die Köpfe abgehauen und auf Haufen geworfen.
Lüge: Gleichzeitig waren sie Meister im Lügen und Taktieren. Außerdem haben sie viele Länder beraubt. Nun fließt das Blut der Bewohner und werden sie beraubt (Gal 6,7).
Zitate aus Das AT erklärt und ausgelegt, Hänssler, S. 600–601, über die Grausamkeit und den Stolz assyrischer Könige:
Ninive war die Hauptstadt eines Reiches, in dem der Götzendienst blühte und das zu den mächtigsten, aber auch zu den grausamsten und abstoßendsten Reichen der Welt gehörte. So prahlte Assurnasirpal II. in der Chronik seiner Eroberungen: „Ich stürmte die Berggipfel und nahm sie ein. Mitten auf den gewaltigen Bergen schlachtete ich sie; ich färbte den Berg rot mit ihrem Blut wie Wolle ... Ich hieb ihren Kriegern die Köpfe ab und türmte sie vor der Stadt auf; ihre Jünglinge und ihre Jungfrauen verbrannte ich“ (Lukenbill, Ancient Records of Assyria and Babylonia, 1, 148). Über einen gefangenen Führer schrieb er: „Ich zog [ihm] die Haut ab und spannte sie über die Stadtmauer“ (ebd., 1, 146). Außerdem berichtet er von Verstümmelungen Gefangener bei lebendigem Leibe und vom Pfählen ihrer Leichen.
Auch Salmanassar II (859–824). prahlte nach einem seiner Feldzüge mit seinen Grausamkeiten: „Vor der Stadt baute ich eine Pyramide von Köpfen auf. Ihre jungen Männer und Mädchen verbrannte ich in den Flammen“ (ebd. 1,213). Sanherib (705–681) sagte von seinen Feinden: „Ich schnitt ihnen die Kehle durch wie Lämmern. Ich schnitt ihr kostbares Leben ab, [wie man] eine Schnur [durchschneidet]. Ich ließ [den Inhalt] ihrer Hälse und ihrer Eingeweide wie die vielen Wasser eines Sturms auf die weite Erde hinabfließen. ... Ich hieb ihre Hände ab“ (ebd., 2, 127).
Von Assurbanipal (669–626) schließlich ist der folgende Bericht über die Behandlung eines gefangenen Anführers überliefert: „Ich durchbohrte sein Kinn mit meinem scharfen Dolch. Durch seinen Kiefer ... führte ich einen Strick, legte ihm ein Hundehalsband um und steckte ihn ... in eine Hundehütte“ (ebd., 2,319). Anlässlich seines Feldzuges gegen Ägypten brüstete sich Assurbanipal damit, dass seine Offiziere die Leichen der Ägypter „an Pfähle hingen, ihnen die Haut abzogen und die Stadtmauer(n) damit bedeckten“ (ebd., 2, 295).
Kein Wunder, dass Nahum Ninive eine „mörderische Stadt“ (3,1) nannte, eine Stadt, die für ihre „Bosheit“ (3,19) bekannt sei!
Darüber hinaus waren die assyrischen Könige ungeheuer von sich eingenommen. Assurbanipal prahlte: „Ich [bin] Assurbanipal, der große [König], der mächtige König, König des Universums, König von Assyrien. ... Die großen Götter ... haben meinen Namen groß gemacht; sie machten meine Herrschaft mächtig“ (ebd., 2,323–324). Asarhaddon trumpfte auf: „Ich bin mächtig, ich bin allmächtig, ich bin ein Held, ich bin übergroß, ich bin kolossal, ich bin geehrt, ich bin erhöht, ich bin unerreicht unter den Königen, der Erwählte von Assur, Nabo und Marduk“ (ebd., 2, 226).
In Ninive und im ganzen Assyrischen Reich herrschte der Götzendienst in seinen krassesten Auswüchsen. Die Religion Assyriens war in ihrem Ursprung babylonisch, der assyrische Nationalgott war jedoch Assur, dessen Hoherpriester und Stellvertreter der König war.