Behandelter Abschnitt Amos 5,4-5
Denn so spricht der Herr zum Haus Israel: Sucht mich und lebt. 5 Und sucht nicht Bethel auf und geht nicht nach Gilgal und geht nicht hinüber nach Beerseba; denn Gilgal wird gewiss weggeführt und Bethel zunichte {hebr. Awen: Nichtigkeit (Beth-Awen ist eine ironische Bezeichnung für Bethel; vgl. Hos 4,15)} werden: Zuerst ist es der Herr, der das Volk direkt anspricht, Ihn zu suchen. Später fordert Amos das Volk auf (5,6). Hier wird der Grund genannt, weshalb Israel das Gericht verdient hat. Und doch gibt es noch eine Aufforderung zur Umkehr vom Götzendienst. Es ist immer noch Zeit, Gott zu suchen und dadurch zu leben; das bedeutet hier zuerst einmal die nationale Wiederherstellung. Tod ist per Definition Trennung von Gott. Der verlorene Sohn war solange tot, bis er zum Vater zurückkehrte (vgl. 1Joh 5,12). Wenn jemand etwas sucht, hat er vorher etwas verloren.
Sucht nicht Bethel auf, und geht nicht nach Gilgal: Bethel und Gilgal waren Stätten des Götzendienstes. In Kapitel 4,4 hatte Gott das Volk aufgerufen, gerade dort hinzugehen. Da war es Ironie. Hier ist es der bittere Ernst des Herrn.
Beerseba: Beerseba war der Ort, wo Gott zu Abraham, Isaak und Jakob gesprochen hatte (1Mo 21,22-34; 26,24; 46,1). Beerseba lag im Süden Judas. So müssten die Israeliten eine lange Reise machen, Beerseba war zu einem Wallfahrtsort geworden (vgl. 8,14). Beerseba wird hier noch nicht Gegenstand des Gerichts, weil das Gericht über Juda noch aussteht.
Sucht mich: Dasselbe Wort wie „trachten“ in Vers 14; also dreimal „suchen“ in diesem Abschnitt (vgl. Spr 11,27). Verschiedene Übersetzungen des hebr. Wortes sind: aufsuchen (2Chr 1,5); befragen (1Mo 25,22; 1Sam 28,6); erforschen (Ps 111,2); Saul suchte Gott jedoch nicht wirklich (1Chr 10,14).