Behandelter Abschnitt Jer 50,1-3
Einleitung
Zeitliche Einordnung: 605–594
Dieses Kapitel beschreibt zusammen mit Kapitel 51 das Gericht über Babel, das nach siebzigjähriger Herrschaft vollzogen wurde.
Das rücksichtslose Verhalten Babels gegenüber dem Volk Israel ist der Grund für das Gericht (50,17).
Es wird keinen Wiederaufbau der Stadt geben; das machen die beiden Kapitel 50 und 51 deutlich. Das Babylon im Buch der Offenbarung ist eine symbolische Bezeichnung für die Römische Kirche.
„Immerhin wird die Befreiung Israels, zur Zeit der Zerstörung Babels, dem Volk als Pfand und Vorgeschmack seiner völligen und endgültigen Befreiung vorgestellt“ (50,4–20.34; vgl. 51,19.21) – (JND).
Einteilung
Überschrift (V. 1–3)
Flüchtet aus Babylon, Israel und Juda (V. 4–20)
Der Herr der Heerscharen hat ein Werk im Land der Chaldäer (V. 21–32)
Der Erlöser der Kinder Israel und Juda ist stark, Er lässt Babel erzittern (V. 33–46)
Kurzbeschreibung
Prophezeiung über Babel, das Land der Chaldäer. Babel ist eingenommen. – Die Götzen und Götzenbilder sind bestürzt. Gegen Babel ist eine Nation von Norden heraufgezogen (das medo-persische Reich). Babel wird zur Wüste; Menschen und Vieh sind geflohen (V. 1–3).
Beim Zusammenbruch des babylonischen Weltreiches werden die Kinder Israel und die Kinder Juda fort und fort weinen und den Herrn suchen. Dann werden sie nach Zion fragen. Gott erbarmt sich seines Volkes wie einer verlassenen und irrenden Schafherde. Der Zusammenbruch Babels ist also begleitet von einer geistlichen Erneuerung Israels – siehe dazu das Buch Esra (V. 4–7).
Nun wird zur Flucht aus Babel aufgerufen. Eine Versammlung von Nationen zieht gegen Babel hinauf. Sie werden sehr effektiv Krieg führen. Babel wird zu dauerndem Entsetzen für alle sein, die es sehen (V. 8–13).
Mobilmachung gegen Babel. Keine Schonung. Babel hat gegen den Herrn gesündigt. Babel ergibt sich schnell; die Festungswerke fallen, die Mauern werden niedergerissen. Es ist die Rache des Herrn (V. 14–16).
Wieder ein Einschub über Israel: Gott vergleicht Israel mit einem versprengten Schaf, das Löwen verscheucht haben. Zuerst hat Assyrien sich darüber hergemacht, dann hat Nebukadnezar, der König von Babel, ihm die Knochen zermalmt. Darum wird Babel heimgesucht, und zwar so wie früher Assyrien. Gott bringt Israel zurück. Israels Missetat und Sünden werden nicht gefunden, sondern werden dem Volk vergeben werden. – Was ist das für ein Ausblick! (V. 17–20).
Babel bekommt die Namen „Doppelte Widerspenstigkeit“ und „Heimsuchung“. Der Herr fordert erneut zum Kampf auf. Der Hammer der ganzen Erde, mit dem Gott geschlagen und viele Reiche vernichtet hat, wird jetzt selbst zertrümmert. Babel ist mit Schlingen gefangengenommen worden. Babel hat sich schließlich in einen Kampf mit dem Herrn selbst eingelassen. Jetzt holt der Herr alle seine Waffen aus seiner Rüstkammer hervor. Ein Werk des Herrn der Heerscharen beginnt im Land Babel. Das Gericht ist wie die Getreideernte. – In Babel soll es keinen Überrest geben. – Ein großes Schlachtfest. In Vers 28 flieht ein Überrest aus Juda zurück nach Jerusalem (V. 21–28).
Gott ruft die Kriegsheere herbei. Eine Belagerung soll stattfinden. Gott bringt das Böse des Königs von Babel auf seinen Kopf zurück. Der Stolz wird gebrochen (V. 29–32).
Babel weigert sich, das Volk Gottes ziehen zu lassen. Der Herr der Heerscharen erweist sich als Erlöser seines Volkes. Das Schwert wird herbeigerufen über die Bewohner von Babel, die Fürsten und die Weisen ... über die Schwätzer ... über die Helden, über die Pferde, Wagen, das ganze Mischvolk. Das Schwert über die Schätze. – Der Götzendienst kommt in Erinnerung. Babel soll wie Sodom und Gomorra umgekehrt werden (V. 33–40).
Eine riesige Heeresmacht zieht herauf. Babel hat lediglich siebzig Jahre seine Macht ausüben können. Das Gericht ist ohne Erbarmen. Die Heere ziehen wie ein Löwe herauf. Wer kann vor dem Herrn bestehen? Der Herr hat einen Ratschluss über Babel gefasst. Babel ist erobert. Die Erde erzittert. (V. 41–46).
„Die Kapitel 50 und 51 sagen die Gerichte voraus, die der Herr nach Ablauf der 70-jährigen Herrschaft Babylons an der Stadt, ihrem König und der Provinz Chaldäa vollziehen würde. Als alleiniger Autor dieser Zusammenstellung verschiedener Vorhersagen wird ausdrücklich an ihrem Anfang (50,1) und Ende (51,60.64) Jeremia genannt, weil das (bis heute) immer wieder bezweifelt werden würde. Man bedenke dazu, dass nach 25,1.12.13 und 51,59.60 die Jahre 605–594 als Zeitraum ihrer Niederschrift anzusehen sind, ihre Erfüllung jedoch erst 539 starten sollte – das heißt frühestens in 55 Jahren, als Jeremia längst nicht mehr lebte“ (H. J. Kuhley).
Verse 1‒3
Das Wort, das der Herr über Babel, über das Land der Chaldäer, durch den Propheten Jeremia geredet hat: 2 Verkündigt es unter den Nationen und lasst es hören, und erhebt ein Banner; lasst es hören, verhehlt es nicht! Sprecht: Babel ist eingenommen, Bel {Bel bzw. Merodak war die höchste Gottheit Babylons} zuschanden geworden, Merodak bestürzt; ihre Götzenbilder sind zuschanden geworden, ihre Götzen sind bestürzt. 3 Denn von Norden her ist eine Nation gegen es heraufgezogen: Diese wird sein Land zur Wüste machen, dass kein Bewohner mehr darin sein wird; sowohl Menschen als Vieh sind geflohen, weggezogen: Die Weissagung über den Untergang Babels, das Land der Chaldäer, soll weit und breit verkündigt werden. Die herrliche Stadt Babel, die Nebukadnezar zur einer großartigen Stadt ausgebaut hat (Dan 4), ist eingenommen. Die Eroberung der Stadt und die Ereignisse in der Nacht werden uns in Daniel 5 berichtet.
Bel … Merodak: Das Gericht ist zugleich ein Gericht an den Göttern Babels. Die Götzen, eigentlich die dämonischen Mächte, die dahinterstehen, sind zu Schanden geworden und bestürzt. Die Nation, die von Norden heraufzog, war die medo-persische Konföderation. Babylonien wird zu einer Wüste, in der keinerlei Bewohner mehr sind. Auch die Tiere sind weggezogen.
Bel war der Sonnengott, der unter den Namen Baal, Zeus, Jupiter, Osiris und so weiter von verschiedenen Völkern verehrt wurde. Merodak ist nur ein anderer Name für die gleiche dämonische Gottheit. In den babylonischen Inschriften wird er Marduk genannt. Oft werden die beiden Namen miteinander verbunden, wie Bel-Marduk. Bel war der Name, unter dem er von den alten Akkadiern verehrt wurde. Manchmal wird er auch Bel von Nippur genannt. Vor der Macht des Herrn soll er zuschanden werden, und alle Bilder sollen in Stücke zerbrochen werden (H. A. Ironside).