Behandelter Abschnitt Jer 12,1-2
Einleitung
Zeitliche Einordnung: 1.‒4. Jahr Jojakims (608–605).
Jeremia will mit dem Herrn über dessen Urteile sprechen. – Der Herr stellt Jeremia vor, er würde mit Fußgängern gehen, was denn geschehen würde, wenn er mit Pferden rennen würde. Jeremia bekommt weitergehende Eindrücke vom Verderben des Volkes.
Für den Herrn war es sehr schmerzhaft, dass Er sein Volk (den Liebling) in die Hand seiner Feinde geben musste.
An einem zukünftigen Tag würde Er Wiederherstellung geben.
Manchmal ist Jeremia ein Bild von Christus, wie Er sich mit seinem Volk im Leiden und Gericht verbindet. Oft geht es aber Jeremia auch um seine eigene Befindlichkeit, das war bei dem Herrn Jesus nie der Fall.
Einteilung
Jeremias Hadern über das Wohlergehen der Gottlosen (V. 1–6)
Judas Starrsinn zwingt den Herrn, sein Land verwüsten zu lassen (V. 7–13)
Das Wort des Herrn über die Nachbarvölker Israels (V. 14–17)
Kurzbeschreibung
Jeremia erkennt Gottes gerechte Gerichte an. Er kann jedoch nicht verstehen, dass Gott das allgemeine Volk mit den offensichtlich Gesetzlosen verdirbt (V. 1–4).
Gott gibt Jeremia zu verstehen, dass er nur einen Teil des Bösen sieht. Was Jeremia sah, war ein „Land des Friedens“, am Ufer des Jordan würde er ganz andere Dinge zu sehen bekommen. Jeremia soll dem Volk nicht vertrauen, selbst seinen Verwandten nicht (V. 5.6).
Das Gericht ist unausweichlich. Bei Gott steht es fest, dass Er sein Volk („den Liebling seiner Seele“) in die Hand seiner Feinde gegeben hat. Raubvögel, wilde Tiere, Hirten, Verwüster, das Schwert – alles ruft Gott herbei (V. 7–13).
Gott wird jedoch eines Tages sein Volk wieder in Gnaden heimsuchen. Dann werden auch die umliegenden Völker wieder aufgebaut werden (V. 14–16).
Noch ist es nicht so weit: Sie wollen nicht hören (V. 17).
Verse 1.2
Du bist gerecht, Herr, wenn ich mit dir hadere; doch über deine Urteile {d. h. von der Art und Weise. wie du Recht übst} möchte ich mit dir reden: Warum ist der Weg der Gesetzlosen glücklich, sind sicher {o. sorglos, o. wohlgemut} alle, die Treulosigkeit üben? 2 Du hast sie gepflanzt, sie haben auch Wurzel geschlagen; sie kommen vorwärts, tragen auch Frucht. Du bist nahe in ihrem Mund, doch fern von ihren Nieren: Jeremia ist nicht frei von Hader. Er möchte darüber mit dem Herrn sprechen. Er weiß im Voraus, dass der Herr gerecht ist. Hier sieht man die Gottesfurcht Jeremias.
Diese Verse schließen an Kapitel 11 an (siehe V. 6). Jeremia hat wie in Kap. 11,20 keinerlei Zweifel an der Gerechtigkeit des Herrn, dennoch hat er Fragen zu seinem augenblicklichen Handeln (H. J. Kuhley).
Über deine Urteile: Die Urteile sind hier die Regierungswege des Herrn. Jeremia hat dasselbe Problem wie Asaph es Jahrhunderte zuvor hatte, nämlich wieso es dem Gesetzlosen gut geht und den Gerechten schlecht. Kannte Jeremia Psalm 73? Dann hätte er gewusst, was die Antwort des Herrn an Asaph war. Dabei geht um die indirekten Regierungswege des Herrn. Einmal wird das Geheimnis Gottes vollendet (Off 10,7). Das Geheimnis Gottes ist die indirekte Regierung Gottes. Sie ist schwer zu verstehen. Das war auch ein Teil des Problems, das Hiob mit seinen drei Freunden hatte. Die Freunde gingen davon aus, dass ein Mensch leidet, weil er Böses getan hat. Dieses Prinzip wendeten sie auf ihn an. Und damit hatten sie nicht recht. Die Freunde haben Hiob damit sehr verletzt. Wenn das Geheimnis vollendet sein wird, dann wird die indirekte Regierung sich in die direkte – öffentlich sichtbare – Regierung ändern. Dann werden nämlich die Gottlosen gerichtet, und die Gerechten werden belohnt:
Sagt vom Gerechten, dass es ihm wohl ergehen wird; denn die Frucht ihrer Handlungen werden sie genießen. Wehe dem Gottlosen! Es wird ihm schlecht ergehen; denn das Tun seiner Hände wird ihm angetan werden (Jes 3,10-11).