Behandelter Abschnitt Jer 2,1-2
Einleitung
Zeitliche Einordnung: 13.‒18. Jahr Josias (627–622).
In den Kapitel 2‒6 finden wir die Niederschrift der früheren Reden Jeremias zwischen 627 und 605. Diese Kapitel zeigen, dass Jeremia sehr wohl reden konnte.
Götzendienst ist in den Augen des Herrn geistliche Hurerei.
Einteilung
Israels kurzer, glücklicher Brautstand (V. 1–3)
Der Herr fragt nach Gründen für die schnelle Abwendung der Väter von Ihm (V. 4–8)
Vorwürfe des Herrn gegen die lebende Generation (V. 9–13)
Bittere Folgen der Abwendung vom Herrn (V. 14–19)
Israels unausrottbare Neigung zum Götzendienst (V. 20–25)
Andere Götter enttäuschen und beschämen (V. 26–28)
Fragen des Herrn an Juda, das seine Vorhaltungen zurückweist (V. 29–37)
Kurzbeschreibung
Nun hat Jeremia eine erste Botschaft für Jerusalem: Zuerst einmal die Erinnerung an die liebliche Zeit der Wüstenreise. Da war Zuneigung für Gott vorhanden. – Israel war dem Herrn heilig. Jeder, der sich an ihm vergriff, verschuldete sich und zog Unglück auf sich (V. 1–3).
Gott fragt das Volk, was ihre Väter Unrechtes an Ihm gefunden hätten, sich von Ihm zu entfernen und Götzendienst auszuüben. Sie hatten gefragt, wo der Herr sei. Sie warfen Gott vor, sich zu Unrecht von ihnen zurückgezogen zu haben. Er stand treu zu seinem Volk und hatte sie schließlich in ein Land der Fruchtgefilde geführt. – Sie verunreinigten sein Land und sein Erbteil. Auch die Priester kannten den Herrn nicht. Die Hirten (Könige) fielen ab. Die Propheten weissagten durch den Baal (V. 4–8).
Gott ruft das Volk zur Rechenschaft auf. Es hatte seine Götter vertauscht, obwohl die Götzen Nichtigkeiten sind. Wo ist das weltweit geschehen? Die Himmel sollen sich entsetzen, schaudern und erstarren. Israel hat zweifach Böses getan: (1) Sie haben den Herrn, den Born lebendigen Wassers verlassen und (2) und sich geborstene Zisternen ausgehauen (V. 9–13).
Israel hatte eine nahe Beziehung zu Gott, sie waren nicht Knechte, sondern Hausgeborene. Nun haben Feinde angefangen, das Land zu erobern. Israel hat Hilfe bei den Ägyptern gesucht, doch dieser Einfluss hat sie nur ärmer gemacht. Nicht nur der Götzendienst Ägyptens hat das Volk beeinflusst, sondern sie haben die Hilfe Ägyptens zum Götzen gemacht und ihre wahre Furcht „meine Furcht“ verlassen (V. 14–19).
Gott hatte das Volk aus der schweren Sklaverei in Ägypten erlöst. Doch sehr bald haben sie sich wieder versklavt, indem sie den Götzendienst gedient haben (z. B. durch den Baalsdienst). Aus dem edlen Weinstock wurden entartete Ranken. Eine äußere Reinigung war da völlig sinnlos (V. 20–22).
Nun wird der Götzendienst für den Baal mit brünstigem Umherlaufen einer Kamelin und einer Wildeselin verglichen. Der Vergleich mit unvernünftigen Tieren ist bezeichnend. Die Folge wird Barfußgehen und Durst sein. Von der Hurerei bringt Israel niemand ab. Hurerei ist Götzendienst (V. 23–25).
Weiterhin geht es um den entsetzlichen Götzendienst, in den Könige, Fürsten, Richter, Priester und Propheten einbezogen sind. Zu einem hölzernen Götzen sagen sie: Mein Vater! Wenn das Unglück naht, rufen sie zu Gott: Steh auf und rette uns! Die Götter sind so zahlreich wie die Städte Judas (V. 26–28).
Israel hat die Zucht des Herrn verlassen, Er ist für Israel eine Wüste geworden. Warum kehren sie nicht zu Gott zurück? Tage ohne Zahl haben sie Ihn vergessen. Sie suchen Liebe, doch wo? – Ungerechtigkeit und Blutschuld findet sich unter dem Volk. Dabei behaupten sie, nicht gesündigt zu haben. – Sie stützen sich abwechselnd auf Ägypten und auf Assyrien (V. 29–37).
Vers 1.2
Und das Wort des Herrn erging an mich, indem er sprach: Geh und rufe vor den Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der Herr: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Land: Auch wir kennen eine Zeit des Glückes, als wir uns bekehrten. Die Welt hatte keine Anziehungskraft für uns. Der Brautstand ist eine ganz besondere Zeit. Dabei hatte der Herr mit Israel am Berg Sinai einen Bund geschlossen. ‒ So hat auch Rebekka einmal ihre Heimat verlassen, um durch die Wüste zu Isaak zu ziehen.
Anwendung: Sind wir immer noch dem Herrn so zugetan? Oder muss Er sagen: „Ich gedenke dir ...“? Ephesus musste der Herr tadeln, dass sie ihre erste Liebe verlassen hatte (Off 2,4).