Wer ist sie, die da heraufkommt von der Wüste her, sich auf ihren Geliebten lehnt? Unter dem Apfelbaum habe ich dich geweckt. Dort hat mit dir Wehen gehabt deine Mutter, dort hat Wehen gehabt, die dich geboren: Hier stehen wir am Ende der Drangsalszeit. Nun kommt die Braut erneut von der Wüste herauf, ähnlich wie in Kapitel 3,6. Doch es gibt wichtige Unterschiede. In Kapitel 3 stützte sie sich auf den Dienst Christi als Hoherpriester. Dort hatte Salomo sein Bett zur Verfügung gestellt. Hier stützt Sulamith sich auf den Geliebten selbst.
Wüste: siehe Kapitel 3,6.
Unter dem Apfelbaum geweckt: die Braut hatte sich mit Wonnen in den Schatten des Apfelbaumes gesetzt und war dort gleichsam eingeschlafen. Dort ist sie durch den Bräutigam aufgeweckt worden. Symbolisch ist das die Auferweckung des toten Volkes Israel zum Leben (Hes 36).
Wehen: Vorher geht die Mutter durch die große Drangsal (Jer 30,7, Jes 66,7-9). Die Wehen sind die Schmerzen, womit die Braut aus dem alten Israel hervorgebracht wird. Einerseits ist es der Bräutigam, der sie durch die Bekanntschaft mit sich selbst als dem Apfelbaum zum Leben erweckt, andererseits sind es die Geburtswehen. Ihre Auferweckung kann nur geschehen, weil der Bräutigam die Wehen des Todes erfahren hat (Apg 2,24).