Einleitung
Der Überrest ist in der größten Not. Aus dem Land geflohen, umgeben von Feinden, die sie verspotten: „Wo ist dein Gott“ (Ps 42; 43); der ständigen Todesgefahr ausgesetzt (44,12.23); die Frage im Herzen: Verwirft Gott sein Volk für immer? Doch dann sieht das Auge des Glaubens den Herrn Jesus in seiner zukünftigen Herrlichkeit als König seines Volkes und öffnet seinen Mund zum Lob (45).
Dieser Psalm verkündigt die kommende Herrschaft und das damit verbundene Gericht durch den Messias.
Nachdem der Messias in Herrlichkeit erschienen ist, kann der Überrest nun mit Freude verkünden, was Gott für sein Volk ist, und zwar kann er dies in der besonderen Kenntnis tun, die er durch das erlangt hat, was Gott für ihn in der Trübsal gewesen ist. Es mag noch einmal ein Ansturm kommen, und in der Tat glaube ich, dass es nach der Prophezeiung so sein wird. Doch wie in Psalm 45 die ganze Wirkung des Kommens des Messias zum Segen besungen wird, so verkündet Psalm 46 das große Ergebnis der göttlichen Regierung. Der gerettete Überrest hat den Herrn bei sich als den Gott Israels (V. 7). Denn hier ist erneut von der Gegenwart des Herrn die Rede, und zwar in besonderer Weise als Zuflucht und Rettung. Warum das so ist, braucht nach dem, was wir bei unserer bisherigen Betrachtung gefunden haben, kaum gesagt zu werden.
Die Erde, die Berge und die Wasser mögen wanken oder toben und schäumen: Sein Volk braucht sich nicht zu fürchten, Gott ist bei ihm. Doch noch mehr: Er hat seine Stadt auf der Erde, in der Er als der Höchste wohnt, und Er hat sein Heiligtum durch jenen Strom erfreut, der in all diesen Schilderungen das Zeichen des Segens ist, mag es sich nun um das himmlische oder um das irdische Jerusalem (wie in Hesekiel) handeln; ja, schon im Paradies ist es so, außerdem in manchen Bildern, bei dem einzelnen Gläubigen und schließlich bei der Versammlung, die den Dürstenden zum Wasser des Lebens ruft. Überall begegnen wir demselben Bild. Und so wird auch dann die Stadt Gottes durch den Strom erfreut werden. Gott ist da: Das ist die sicherste und beste Antwort auf die höhnische Frage: „Wo ist dein Gott?“ Die Stadt wird nicht wanken, Gott wird ihr beim Anbruch des Morgens helfen.
Vers 7 zeigt uns in bewunderungswürdiger Kürze das große Ergebnis des Eingreifens Gottes. Alles ist zur Entscheidung gebracht. Dann werden die Gläubigen sagen: „Der Herr der Heerscharen ist mit uns“ (V. 8). Der Gott des ganzen Volkes ist die Zuflucht dieses schwachen Überrests. In den Versen 9 und 10 fordern sie die Bewohner der Erde auf, die Großtaten des Herrn anzuschauen und zu sehen, was aus der ohnmächtigen Wut und aus allen Anstrengungen der Menschen geworden ist, denn Er wird erhöht werden unter den Nationen, Er wird erhöht werden auf der Erde. Der Platz des Glaubens ist, still zu sein, auf Ihn zu harren und zu wissen, dass Er Gott ist. Und der Überrest Jakobs wird mit Freude erkennen, dass der Herr der Heerscharen, der Gott Jakobs, mit ihnen ist. (JND).
Einteilung
Überschrift (V. 1)
Gott ist Zuflucht und Stärke (V. 2–4)
Ein Strom des Segens – der Herr ist mit uns (V. 5–8)
Gott richtet die Feinde und beschützt sein Volk (V. 9–12)
Vers 1
Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. Auf Alamot {viell. in hoher Tonlage (vgl.1Chr 15,20)}. Ein Lied: Der Vorsänger ist der Chorleiter. Er bringt die Stimmen und Instrumente zusammen. Unser großer Vorsänger ist der Herr Jesus (Ps 22,22; 40,3).
Söhne Korahs: Korah war der Anführer eine Gruppe von Menschen, die gegen Mose revoltierten (4Mo 16). Sie alle kamen im Gericht um. Die Söhne Korahs wurden verschont. Sie haben 8 oder 9 Psalmen geschrieben.
Alamot: „Mädchenstimmen“, also eine hohe Tonlage.
Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden {o. leicht zu finden (eig. sich finden lassend, wie 2Chr 15,4)} in Drangsalen: Nachdem in Psalm 45 der Blick auf den König und seine Braut frei war, sind die folgenden Psalmen von Hoffnung erfüllt, wenn auch die Zeit der Drangsal noch nicht zu Ende ist. Die Bedrängnis nimmt sogar noch zu. Die Gläubigen wissen jedoch, wo ihre Zuflucht, Stärke und Hilfe zu finden sind. Gott steht gerade in dieser Zeit bereit, ihnen beizustehen. Er verfolgt seine Erziehungsziele mit seinem Volk. Er ist es, der sie in die Bedrängnis bringt. Ohne Bedrängnis lernen wir nicht, zu Gott zu schreien (Ps 120,1).