(V. 10). „Demütiget euch vor dem Herrn, und er wird euch erhören.“ Wir sollen uns in Bezug auf den Zustand unter dem bekennenden Volk Gottes zweifellos demütigen. Vor allem jedoch sollte sich unsere Demütigung auf das beziehen, was wir in unserem eigenen Herzen vorfinden. Außerdem sollte die Demütigung in der Gegenwart des Herrn geschehen.
Es handelt sich um ein Werk im Innern, durch welches sich die Seele ihrer Kleinheit angesichts der Größe Gottes bewusst wird. Unser natürliches Begehren ist, uns selbst über den anderen zu erheben. Nur Gnade wird uns dahin führen, uns vor dem Herrn zu demütigen. Wenn wir dazu bereit sind, wird er uns zu seiner Zeit erheben. Wenn wir dagegen versuchen, uns selbst zu erheben, dann werden wir gedemütigt werden.
Es sei hier noch einmal angemerkt, dass diese sieben Ermahnungen voraussetzen, dass wir inmitten eines riesigen Bekenntnisses leben, das durch eben diese Bosheiten gekennzeichnet ist, vor denen wir gewarnt werden. Weit entfernt davon, sich Gott unterzuordnen und dem Bösen zu widerstehen, rebelliert die Christenheit zunehmend gegen Gott und unterwirft sich dem Bösen.
Die Christenheit geht auf sorglose Weise und durch die Lüste getrieben voll Lachen und Vergnügen ihren Weg, anstatt niedergeschlagen und betroffen zu sein. Sie ist stolz auf jede Errungenschaft, anstatt durch ihren Zustand gedemütigt zu sein. Zudem ist es nur in der Kraft und Gnade des Geistes, der in uns wohnt, möglich, diesen Ermahnungen zu entsprechen (V. 5). Für diejenigen, die durch den Geist geleitet werden, wird der Zustand dieses Bekennertums jeden Stolz vertreiben, so dass sie sich vor Gott demütigen, um inmitten all dieses Versagens Gnade zu finden. In Zukunft werden sie dafür Herrlichkeit ernten, wenn dann die Demütigen erhoben werden, denn „viele Erste werden Letzte, und Letzte Erste sein“ (Mk 10,31).