Der Dank für die Thessalonicher
„Wir sind schuldig, Brüder, Gott allezeit für euch zu danken, wie es angemessen ist, weil euer Glaube überaus wächst und die Liebe jedes Einzelnen von euch allen zueinander überströmend ist“ (1,3).
Der geistliche Zustand dieser Versammlung war so, dass es angemessen war, Gott für sie zu danken. Da mochte es Unwissenheit geben, die Belehrung benötigte, Irrtum, der Korrektur erforderte und sogar Einzelne, die unordentlich wandelten. Doch, wie immer, erfreute den Apostel das, was er von Gott in seinem Volk erkannte, bevor er ihre Unwissenheit und ihr Versagen behandelte.
Es ist bemerkenswert, dass der Apostel für die Frucht des Wirkens Gottes in den Heiligen dankt für ihren „Glauben“ und ihre „Liebe“. In diesem Abschnitt dankt er Gott nicht für die Kenntnis der Wahrheit, die sie schon erlangt haben mochten, oder für ihren Eifer im Erforschen des Wortes. Er dankt für die Auswirkungen der Wahrheit, die in ihrem Leben gesehen werden. Ähnlich ist es, wenn er an die Gläubigen in Ephesus schreibt. Er dankt Gott nicht dafür, dass sie die höchsten Wahrheiten verbunden mit den Ratschlüssen Gottes verstanden haben, sondern er dankt Gott für das, was die Wahrheit in ihrem Leben bewirkt hat. Und das wurde sichtbar in ihrem „Glauben an den Herrn Jesus“ und in ihrer „Liebe zu allen Heiligen“ (Eph 1,15.16; vgl. Kol 1,3-4).
Die Versammlung in Thessalonich zeichnete sich nicht nur durch den Glauben an unseren Herrn Jesus aus, sondern durch einen „überaus wachsenden Glauben“, nicht nur durch gegenseitige Liebe, sondern auch durch „überströmende Liebe“. Darüber hinaus waren es nicht nur einzelne besonders geistlich Gesinnte, sondern der Apostel sagt, dass „die Liebe jedes Einzelnen von euch allen zueinander überströmend ist“.
Diese Gläubigen in Thessalonich gaben ein sehr gutes Zeugnis davon ab, wie eine Versammlung nach den Gedanken Gottes sein sollte: eine Gemeinschaft von Menschen, für die Christus der alleinige Gegenstand ihres Glaubens ist und in denen die Liebe Gottes regiert. In einer solchen Gemeinschaft dürfte es keinen Raum für die Regungen des Fleisches geben, mit seinen Neigungen zur Selbstverherrlichung, seiner Eifersucht und Bosheit. Unter solchen Gläubigen würde das gegenseitige Vertrauen reichlich vorhanden sein, niemand würde schlecht gemacht und alle würden das Gute der anderen suchen.
Im Gegensatz zu dem ersten Brief sagt der Apostel hier in diesen einleitenden Versen nichts über ihre Hoffnung. Wahrscheinlich war ihre Hoffnung durch die falsche Darstellung, dass der Tag des Herrn schon da sei, bereits gedämpft worden. Das Ziel des zweiten Briefes ist, die Hoffnung zu beleben, so dass er am Ende des korrigierenden Teils dieses Briefes mit der Erinnerung an den „ewigen Trost und die gute Hoffnung“, die uns „durch die Gnade“ gegeben ist, schließen kann (2Thes 2,16). „so dass wir selbst uns euer rühmen in den Versammlungen Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und den Drangsalen, die ihr erduldet;“ ( 2Thes 1,4)
Eine Versammlung, in der der Glaube zunimmt und die Liebe überströmt, kann weder damals noch heute den Angriffen Satans entgehen. Daher erfahren wir, dass sie Verfolgungen und Drangsal zu erdulden hatte. Trotzdem erlaubte Gott diese Prüfungen, um ihren Glauben zu erproben, denn „die Bewährung des Glaubens bewirkt Ausharren“ (Jak 1,3). Bei den Gläubigen in Thessalonich hatten die Anstrengungen Satans eine Vermehrung ihres Glaubens an Christus und ihrer Liebe zueinander und ihres Ausharrens in den Widrigkeiten zur Folge. Diese Eigenschaften veranlassten den Apostel, ihretwegen Gott zu danken und sie anderen Versammlungen als Vorbild hinzustellen.
Alle Anstrengungen des Feindes zielen darauf, den Glauben an Christus zu schwächen, die Liebe untereinander zu zerstören und Schwierigkeiten als ein Übel anzusehen, anstatt sie geduldig zu ertragen. Inmitten der besonderen Erprobungen in den letzten Tagen werden wir vielleicht in unserem Land keine aktive Verfolgung erleben, aber dennoch werden wir Drangsale haben.
In einer Zeit der Verwirrung und der Zersplitterung unter dem Volk Gottes kommen die Leiden, die wir durchleben, weniger durch den Widerstand von außen, als vielmehr durch das Fleisch, das sich in unterschiedlichen Formen innerhalb des Volkes Gottes zeigt. Solche Versuchungen erlaubt Gott, um Ausharren zu bewirken. Leider verfehlen wir oft die Lektionen, die Gott uns lehren möchte, wenn wir den Prüfungen ausweichen und „Böses mit Bösem und Scheltwort mit Scheltwort vergelten“ (1Pet 3,9).
In diesem Fall können die Prüfungen andauern, oder wenn Gott die Prüfung wegnimmt, verpassen wir den Segen, den Er für uns vorgesehen hatte. Dann müssen wir vielleicht sogar durch andere Prüfungen gehen. Das Beste für uns ist, wenn wir jede Prüfung von Gott annehmen und sie vor Ihn bringen. Wenn wir Ihm alles übergeben, dann lernen wir Ausharren, das jetzt schon ein großer Gewinn für unsere Seelen und eine reiche Belohnung in der zukünftigen Herrlichkeit sein wird.