Behandelter Abschnitt 1Kor 4,3-5
Der Apostel fährt nun damit fort, zu zeigen, dass das prägende Kennzeichen, welches bei einem Verwalter erwartet wird, nicht Klugheit oder Wortgewandtheit oder Beliebtheit ist, sondern Treue. Das steht in Übereinstimmung mit dem, was der Herr selbst gelehrt hat, als Er von dem treuen und klugen Verwalter sprach (Lk 12,42). Der Apostel konnte später, kurz vor seinem Tod, an Timotheus schreiben: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an. . . “ (2Tim 2,2).
Überdies spricht er von Timotheus hier in 1Kor 4 als von seinem treuen Kind in dem Herrn (Vers 17). Wie die Heiligen in Korinth mögen auch wir manchmal Diener entsprechend ihrer Gabe oder ihrer Erkenntnis wertschätzen; doch in den Augen Gottes wird ihr geistlicher Wert an ihrer Treue gemessen.
Verse 3–5
„Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Tag beurteilt werde; ich beurteile mich aber auch selbst nicht. Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr. So urteilt nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“.
Außerdem bezieht sich die Treue auch immer auf den, der die Berufung ausgesprochen hat. Deshalb kann der Apostel auch sagen: „Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Tag beurteilt werde“. Er sagt damit nicht, dass ihm ihr Urteil über ihn völlig unwichtig wäre, aber es hatte für ihn nur geringe Bedeutung. Auch traute er selbst seiner eigenen Untersuchung seiner selbst nicht. Er war sich zwar keiner falschen Beweggründe bei sich selbst bewusst, aber das würde ihn noch nicht von aller Untreue vor dem Herrn rechtfertigen.
Der Herr nämlich kennt die verborgenen Ratschlüsse des Herzens, und Er allein kann deshalb auch nur das Maß der Treue bei Seinen Knechten bemessen. Dies wird offenbar werden, wenn der Herr kommt. Deshalb wird der wahre Diener nicht nach der Anerkennung der Menschen trachten oder darauf großen Wert legen. Wie oft mögen wir in all den Dingen, deren die Heiligen uns loben mögen, die Wirksamkeit des Fleisches in manchen egoistischen Beweggründen finden, für die wir uns vor dem Herrn richten müssen. Wir sollten daher nichts vor der Zeit richten. Beides kann gleicherweise falsch gewesen sein: sowohl das Richten als auch das Loben von den Menschen.
Bei dem Kommen des Herrn wird die Verwaltung eines jeden Dieners nach ihrem wahren Wert belohnt werden: „. . . und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“. Menschen urteilen nach der äußeren Erscheinung – der Herr zieht das Verborgene der Finsternis und die Ratschläge der Herzen in Betracht. Bei wie vielen Tätigkeiten, die hier den Anschein großer Treue haben, mag man dann finden, dass unwürdige Beweggründe der Anlass dafür gewesen sind!
Es ist wichtig, zu bemerken, dass der Apostel nicht von den Worten oder Handlungen der Diener redet, wenn er uns ermahnt, nicht etwas vor der Zeit zu beurteilen; vielmehr meint er die verborgenen Beweggründe. Gerade in diesem Brief beurteilt und verurteilt der Apostel ja selbst sehr deutlich viele Dinge, die diese Gläubigen in Korinth sagten und taten. Auch andere Schriftstellen zeigen eindeutig, dass in Fragen der Gemeinschaft, des praktischen Zustandes und der Lehre sowohl begabte Diener als auch alle Heiligen der Kontrolle der Versammlung unterliegen, und dass die Versammlung verantwortlich ist, in diesen Angelegenheiten zu urteilen.