Behandelter Abschnitt Dan 3,28-30
Der gedemütigte König gesteht nun ein, dass diese drei Gefangenen die Diener des höchsten Gottes sind und ruft ihnen zu, herauszukommen. Die Satrapen, Befehlshaber, Statthalter und Räte werden angehalten, die Niederlage des großen Königs, der den lebendigen Gott herausgefordert hatte, und das Scheitern seines Plans der Herstellung einer religiösen Einheit zu bezeugen.
„Nebukadnezar hob an und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber hingaben, um keinem Gott zu dienen oder ihn anzubeten, als nur ihrem Gott! Und von mir wird Befehl gegeben, dass jedes Volk, jede Völkerschaft und Sprache – wer Unrechtes spricht gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, in Stücke zerhauen werden soll und dass sein Haus zu einer Kotstätte gemacht werden soll; weil es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag. Darauf beförderte der König Sadrach, Mesach und Abednego in der Landschaft Babel“ (3,28–30).
In Anbetracht dieses großen Wunders muss der König das Eingreifen Gottes für die, „die auf ihn vertrauten“, erkennen. Darüber hinaus gesteht er ein, dass sie mit ihrer Handlung „das Wort des Königs übertraten“. Er bezeugt, dass ihr Vertrauen auf Gott so groß war, dass sie lieber „ihre Leiber hingaben“, als irgendeinem Gott außer ihrem eigenen zu dienen oder ihm Anbetung zu bringen.
Daraufhin erlässt der König einen Befehl, dass kein Volk, keine Völkerschaft und keine Sprache irgendetwas Unrechtes gegen den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos sprechen soll, und zwar unter der Strafe, dass man in Stücke gehauen und das Haus zu einer Kotstätte gemacht wird, denn er gesteht ein, dass „es keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag“. Offensichtlich können alle Völker ihren eigenen Göttern dienen, aber sie dürfen nichts Unrechtes über den Gott dieser treuen Männer sprechen. Nicht nur ist so der Plan des Königs, eine religiöse Einheit aufzurichten, kläglich gescheitert, sondern auch die neidischen Vorhaben der Feinde dieser Gefangenen werden zunichte gemacht, denn am Ende werden diese Gefangenen in der Landschaft Babel befördert.
So sieht der historische Beginn der Zeiten der Nationen aus. Wir sehen darin Szenen vorgeschattet, die sich am Ende dieser Zeitperiode abspielen werden. Die Geschichte wird sich wiederholen, und der Versuch, eine götzendienerische religiöse Einheit aufzurichten, wird am Ende eine noch weitaus schrecklichere Form annehmen. Der Mensch ist ein religiöses Wesen, und wenn er die Treue gegenüber dem wahren Gott verwirft, wird er sich einen falschen Gott machen. Wenn er einen falschen Gott hat, wird er keinen Einwand gegen eine Darstellung seines Gottes haben, denn der natürliche Mensch braucht etwas zum Sehen und Anfassen – etwas für Augen und Sinne. So wird es geschehen, dass vom Oberhaupt der letzten heidnischen Macht ein Bild errichtet und der Befehl erlassen werden wird, dass alle getötet werden, die dieses Bild nicht anbeten werden. Die Zeiten der Nationen begannen mit Götzendienst und werden mit der schlimmsten Form des Götzendienstes enden – der Anbetung eines Menschen als Gott (Off 13,11-18).