Behandelter Abschnitt Ps 94,14-15
Ps 94,14.15: 14 Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen und sein Erbteil nicht verlassen; 15 denn zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Gericht, und alle von Herzen Aufrichtigen werden ihm folgen.
Wenn sie das schreckliche Böse der Welt verspüren, versuchen die Gottesfürchtigen vielleicht, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen, nur um festzustellen, dass alle solche Versuche nur zur Ermüdung und zu herzzerreißender Enttäuschung führen. Wenn die Seele sich jedoch demütig und gehorsam Gott unterwirft und durch die Züchtigung und Unterweisung Gottes die Wege Gottes sieht, die es dem Bösen erlauben, eine Zeitlang zu triumphieren, während die Gottesfürchtigen leiden, dann findet sie Ruhe. Dann sieht sie, dass, obwohl die Gottlosen Gottes Volk zertreten (Ps 94,5), Gott dennoch sein Volk nicht verstoßen wird (Ps 94,14) und dass, obwohl die Gottlosen Gottes Erbteil bedrücken (Ps 94,5), Gott sein Eigentum nicht verlassen wird (Ps 94,14). Überdies sieht sie, dass die Zeit nicht fern ist, zu der das Recht zur Gerechtigkeit zurückkehren wird. Heutzutage sind Recht (bzw. Gericht) und Gerechtigkeit allzu oft voneinander losgelöst. Macht und Autorität sind in die Hände der Heiden gegeben, aber diese haben die Macht missbraucht, indem sie die Gerechtigkeit von Recht und Gesetz getrennt haben. Dies geschah ganz deutlich am Richterstuhl des Pilatus, als dieser das Recht hatte, während die Gerechtigkeit bei seinem heiligen Gefangenen lag. Doch der Tag wird kommen, an dem das Recht zur Gerechtigkeit zurückkehren wird. Das Recht wird gerecht ausgeübt werden, und alle, die aufrichtigen Herzens sind, werden ihm folgen. Sie werden das Gericht über das Böse billigen und bestätigen.
So findet das Herz Ruhe vor dem Bösen: nicht, indem es versucht, selbst damit fertig zu werden, sondern indem es sich während der Drangsal Gott unterwirft voller Vertrauen darauf, dass Gott sein Volk nicht verstoßen, sondern zu seiner eigenen Zeit mit dem Bösen abrechnen wird.