Behandelter Abschnitt Gal 3,10-14
„Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!‘ Dass aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn ‚der Gerechte wird aus Glauben leben‘. Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: ‚Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.‘ Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist (denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!‘), damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen käme, damit wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben“ ( Gal 3,10-14).
Doch wenn wir, anstatt Gott beim Wort zu nehmen, an seinen zu Sohn glauben und uns darauf zu stützen, dass Gott wahrhaftig ist, für unsere Rechtfertigung auf Gesetzeswerke oder gesetzliche Ordnungen zurückgreifen, so verlassen wir unverzüglich den Boden des Segens, auf dem wir bloße Empfänger dessen sind, was Gott uns in Christus gegeben hat, genauso freimütig wie Er Abraham die Verheißungen gegeben hat – und wir bringen uns selbst unter den Fluch. Es ist ein ernster Gedanke, dass jemand, nachdem er von der Gnade gehört hat, wieder so vom Gesetz angezogen wird, dass er sich in eine solch schreckliche Stellung bringt.
Doch so ist es. Es ist die gleiche Schrift, die auf so gesegnete Weise Abraham das Evangelium verkündigte, und gleichzeitig allen, die sich selbst unter das Gesetz bringen, so ernstlich sagt: „Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun“ (5Mo 27,26). Die Schrift kann nicht durchbrochen werden. Doch die große bekennende Kirche hat die Gnade des Evangeliums Gottes so verändert und mit ihren Bedingungen angereichert und gleichzeitig das Gesetz Gottes auf die Stufe menschlicher Bequemlichkeit gestellt, dass sie sich mit dem Fehler der Galater fast eins gemacht hat und daher unter dem Urteil dieser ernsten Worte steht.
Das Gesetz kennt keine Barmherzigkeit. Es nimmt seinen Lauf. Es hat keinerlei Nutzen zu sagen, man glaube, dass Gott das Gesetz gegeben hat oder es sogar anzuerkennen. Bist du darin geblieben? Wenn nicht, so stehst du unter dem Fluch. Doch das Evangelium führt diesen wunderbaren Ausspruch an: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Wie der Apostel selbst gesagt hatte: „Was ich aber jetzt lebe . . . lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes“ (2,20).
Solche, die durch ihre eigenen Tugenden leben, geraten in einen ungesunden Seelenzustand. Weder unsere guten Werke noch unsere eigenen Tugenden sind Christus. Wir können in ihnen keinen Glauben haben. Sie mögen Beweise für andere sein, aber nicht für uns selbst, die wir den sicheren Beleg des Zeugnisses Gottes an Christus haben. „Das Gesetz ist nicht aus Glauben.“ Es wird nicht durch Glauben beantwortet, sondern durch Taten. Aber du antwortest auf Gottes Zeugnis des vollbrachten Werkes seines Sohnes und stützt deine Seele im Glauben darauf.
Es ist gut, die Bezeichnungen „wir“, „ihr“ und „uns“ in diesem Brief zu beachten. Es waren nicht die Nationen, sondern das Volk Israel, das am Berg Sinai unter das Gesetz gebracht wurde. Nur die, die unter diesem Gesetz waren, brauchten das Werk Christi, um von dem Gesetz befreit zu werden. Und nun brachten diese Heiden gewissermaßen sich selbst unter das Gesetz. Paulus wusste was es hieß, unter Gesetz getan zu sein, und kannte den Segen, davon befreit zu sein.
„Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist; (denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!‘)“.
Solche, die unter dem Gesetz standen, mussten aus dieser Stellung befreit werden, sonst hätten sie nie Zuversicht auf Gott haben können. Christus erhöhte das Gesetz und hielt es in Ehren – nicht um es heidnischen Sündern aufzuerlegen, um ihnen den Zugang zu Gott zu versperren, sondern um den Weg frei zu machen für die Ströme der Reichtümer der Gnade Gottes für sie, „damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen käme“.
Gott begegnet den Sündern, nicht durch Forderungen wie unter dem Gesetz, sondern indem Er Christus „zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut“ vorgestellt hat (Röm 3,16). Gott selbst verkündet Frieden durch Jesus Christus, sodass der Segen denen, die glauben, ebenso zuteilwird wie Abraham. Es gab keine Verheißung des Geistes für die, die unter Gesetz waren.
Diese Verheißung war mit dem Glauben verbunden und wurde als Folge dessen, dass Christus den Vater verherrlicht und das Werk vollbracht hatte, das Er Ihm zu tun gegeben hatte, erfüllt. Sie empfingen nicht den Geist, weil sie das Gesetz bewahrt hatten, sondern weil sie an Jesus glaubten. Sie empfingen „die Verheißung des Geistes . . . durch den Glauben.“