Behandelter Abschnitt Daniel 6,22-24
„Da sprach Daniel zum König: O König, lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel gesandt und hat den Rachen der Löwen verschlossen, dass sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde; und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen. Da freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte“ (6,22–24).
Es war noch immer wahr, dass der Engel des Herrn die umlagert, die Ihn fürchten, und sie befreit (Ps 34,8). Es sollte dennoch bemerkt werden, dass Daniel behauptete, dass vor Gott „Unschuld“ an ihm gefunden worden war. Die Lektion ist hier, dass wir nicht bewusst unter dem Schutz Gottes stehen, noch in Anspruch nehmen oder erwarten können, dass Er uns beisteht, wenn wir kein reines Gewissen in seinen Augen haben. Daniel war vor dem König genauso klar wie vor Gott; wie der Apostel hatte er ein Gewissen, das frei von Anstoß sowohl vor Gott als auch vor Menschen war; und später griff Gott ein und verteidigte seinen Knecht, indem Er ihn, wie auch Paulus (2Tim 4,17), aus dem Rachen des Löwen rettete.
Nachdem der Erlass ausgeführt worden war (denn die Strafe seiner Verletzung hieß nur, dass der Übertreter in die Löwengrube geworfen werden sollte, nicht jedoch, dass er von den Löwen getötet werden musste), war der König frei von den Netzen seiner Fürsten. Der Befehl war ausgeführt worden, und Daniel hatte seine Strafe erlitten. Darius konnte daher, ohne die unabänderlichen Gesetze der Meder und Perser zu verletzten, seine Vorrechte nutzen und befehlen, dass Daniel aus der Grube herausgeholt werden sollte. Als er heraufgeholt wurde, wurde „keine Verletzung an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte“. Hier wird das ganze Geheimnis seiner Bewahrung und Befreiung offenbart.
Vertrauen, das in seiner Seele göttlich gewirkt war, brachte Gott ins Spiel, der seinen Diener vor der Bosheit seiner Feinde beschirmte, indem Er die natürlichen gefräßigen Instinkte der Löwen unterdrückte. Der Apostel denkt an Daniel, als er von den Propheten spricht, „die durch den Glauben . . . der Löwen Rachen verstopften“ (Heb 11,33.34). Es war einer der Glaubenssiege, die das Volk Gottes ermutigen sollten, Ihm immer zu vertrauen und mit Ihm zu rechnen und daran zu denken, dass, während mit Gott alle Dinge möglich sind, auch dem alle Dinge möglich sind, der glaubt. Von dieser wunderbaren Wahrheit ist Daniel hier ein Beispiel.