Behandelter Abschnitt Nehemia 9,33-37
„Doch du bist gerecht in allem, was über uns gekommen ist; denn du hast nach der Wahrheit gehandelt, wir aber haben gottlos gehandelt. Und unsere Könige, unsere Obersten, unsere Priester und unsere Väter haben dein Gesetz nicht gehalten und haben nicht geachtet auf deine Gebote und auf deine Zeugnisse, womit du gegen sie gezeugt hast. Und sie haben dir nicht gedient in ihrem Königreich und in der Fülle deiner Güter, die du ihnen gegeben, und in dem weiten und fetten Land, das du vor sie gelegt hattest, und sind nicht umgekehrt von ihren bösen Handlungen. Siehe, wir sind heute Knechte; und das Land, das du unseren Vätern gegeben hast, um seine Früchte und seine Güter zu genießen – siehe, wir sind Knechte darin! Und seinen Ertrag mehrt es für die Könige, die du um unserer Sünden willen über uns gesetzt hast; und sie herrschen über unsere Leiber und über unser Vieh nach ihrem Wohlgefallen, und wir sind in großer Bedrängnis“ (9,33–37).
Und erneut bekennen sie hier in ihrer völligen Demütigung vor Gott die Sünden ihrer Könige, ihrer Obersten, ihrer Priester und ihrer Väter. Sie gestehen ein, dass sie das Gesetz nicht gehalten, dass sie nicht auf seine Gebote und Zeugnisse geachtet hatten und dass sie Ihm sogar in dem Königreich, das Er ihnen ebenso wie das große fette Land gegeben hatte, weder gedient hatten noch von ihren bösen Handlungen umgekehrt waren. Weiter beschreiben sie ihren gegenwärtigen Zustand im Land; und es ist im Gegensatz zur Vergangenheit sicherlich ein berührendes Bild, das – gleichsam gezeichnet durch den Heiligen Geist – nicht verfehlen kann, eine Antwort im Herzen dessen hervorzurufen, dem es vorgestellt wurde. Sie sagen, dass sie Knechte sind. Anstatt die Früchte und die Güter des Landes zu genießen, das Gott ihren Vätern gegeben hatte, waren sie Knechte darin, und sein Ertrag ging an die Könige, die Gott wegen ihrer Sünden über sie gesetzt hatte. Diese herrschten über ihre Leiber und ihr Vieh „nach ihrem Wohlgefallen, und wir sind in großer Bedrängnis“.
Auf diese Weise schütteten diese Kinder der Gefangenschaft ihre Bedrängnis vor dem Herrn aus. Sie rechtfertigen Gott in all seinem Handeln mit ihnen und sie erheben seine Gnade, Barmherzigkeit und Langmut ihnen gegenüber. Auch nehmen sie den Platz echten Selbstgerichts ein, denn sie verteidigen Gott gegen sie selbst, wobei sie in keiner einzigen Sache ihr eigenes Verhalten beschönigen. Nein, Er war gerecht in allem, was über sie gekommen war: Er hatte recht gehandelt, und sie hatten böse gehandelt. Auf einem solchen Platz – einem Platz, der Sündern immer geziemt, und auch Heiligen, wenn sie gesündigt haben – und bei einer solchen Rechtfertigung Gottes war ihre einzige Zuflucht die Barmherzigkeit ihres Gottes. Das war es, worauf sie sich niederwarfen – und zwar uneingeschränkt – und immer und immer wieder zugaben, dass sie auf nichts einen Anspruch hatten außer in der Tat auf das, was Gott für sie war. Es wäre gut gewesen, wenn sie es dabei belassen hätten, doch sie gingen weiter und sagen: „Und auf all dieses hin schließen und schreiben wir einen festen Bund. Und auf der untersiegelten Schrift stehen die Namen unserer Obersten, unserer Leviten und unserer Priester“ (10,1).
Die Frage des Bundes, den sie machten, gehört jedoch zum nächsten Kapitel, denn dort finden wir seine Bedingungen und was das Volk und seine Führer in feierlichem Ernst zu tun gelobten.