Behandelter Abschnitt Neh 3,5
„Und ihnen zur Seite besserten die Tekoiter aus; aber die Vornehmen unter ihnen beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn“ (3,5).
Die Tekoiter waren willige Arbeiter, denn in Vers 27 steht, dass sie „eine andere Strecke“ ausbesserten. Sie waren offensichtlich eifrige Männer, und dies trotz der Gleichgültigkeit, wenn nicht des Widerstandes, der „Vornehmen“ unter ihnen. Wenn Gott inmitten seines Volkes wirkt, ist es häufig der Fall, dass „die Vornehmen“ außerhalb des Segenskreises sind. Ebenso wie nicht viele Mächtige sind auch nicht viele Vornehme von Gott in seiner Gnade berufen. So werden in Wiederbelebungen, in neuen und besonderen Wirkungen des Geistes Gottes, die ersten, die auf seine Kraft antworten, in aller Regel unter den Armen und Verachteten gefunden. Die „Vornehmen“ mögen in Gottes liebevollem Erbarmen später mit hineingezogen werden, doch am häufigsten beginnt Er mit den Armen dieser Welt, die Er auserwählt hat, reich im Glauben und Erben des Königreiches zu sein, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben. Darüber hinaus ist der Grund für den Widerspruch dieser Vornehmen offensichtlich.
Sie „beugten ihren Nacken nicht unter den Dienst ihres Herrn“. Stolz regierte ihre Herzen. Sie konnten sich nicht so tief herablassen. Sie waren nicht an das Joch gewöhnt und zogen daher ihre eigene Wichtigkeit und Bequemlichkeit dem Werk des Herrn vor. Was für ein Kontrast zu Ihm, der, obwohl Er reich war, arm wurde, damit wir durch seine Armut für immer reich würden (2Kor 8,9)! Er kam in diese Welt, um den Willen Gottes zu tun und war inmitten der Seinen „wie der Dienende“ (Lk 22,27). Und nachdem Er das Werk vollendet hatte, das Ihm der Vater gegeben hatte, ist Er in seiner unaussprechlichen Gnade und Liebe für immer der Diener seines Volkes geworden. Es ist gut für jedes Kind Gottes, die Lektion zu lernen, dass nur durch das Beugen des Nackens unter das Joch des Herrn Ruhe für die Seele gefunden werden kann. Die Vornehmen von Tekoa wählten ihren eigenen Willen und verloren durch ihre Halsstarrigkeit den Segen des Dienstes, der ihnen angeboten wurde. Gleichzeitig schlossen sie sich damit selbst auf ewig von dem Lob aus, das an ihre Brüder erging, und erwarben sich ebenso ein Zeugnis der Verurteilung Ihres Stolzes.
In mehreren Fällen wird angegeben, dass bestimmte Personen gegenüber von ihren Häusern ausbesserten (Verse 10, 23, 28, 29). In diesen Anmerkungen müssen zwei Dinge unterschieden werden: die Tatsache an sich und die Belehrung, die darin steckt. Die Tatsache war, wie gesagt wird, dass diese Kinder Israels den Bau der Mauer gegenüber von ihren Wohnorten übernahmen. Doch darüber hinaus möchte der Geist Gottes, dass wir die Bedeutung dessen verstehen. Und diese liegt auf der Hand. Wir werden darüber belehrt – wobei wir daran denken, dass die Mauer ein Zeichen von Absonderung ist –, dass diese Diener des Herrn mit ihren eigenen Häusern begannen.
Das bedeutet, dass sie vor allem anderen danach strebten, ihre eigenen Familien in Unterordnung unter das Wort Gottes zu bringen und dabei die Absonderung vom Bösen innerhalb des Bereichs ihrer eigenen Verantwortung zu bewirken. Dies ist schon immer die göttliche Reihenfolge gewesen. So auch, als Gott Gideon berief, der Befreier seines Volkes zu sein: Er befahl ihm, den Baalsaltar im Haus seines Vaters niederzureißen, bevor er voranschreiten und gegen die Midianiter kämpfen konnte. Wie einmal jemand sagte: „Innere Treue geht äußerer Stärke voran. Das Böse muss aus Israel hinausgetan werden, bevor der Feind verjagt werden kann. Zuerst Gehorsam, dann Kraft. Das ist die Reihenfolge Gottes.“
Die Beschreibung, dass diese verschiedenen Personen jeweils gegenüber ihren eigenen Häusern ausbesserten, zeigt, dass das Gewissen am Werk war. Außerdem wird deutlich, dass sie Gottes Forderungen an sie im Bereich ihres eigenen Umfeldes richtig verstanden hatten und dass die Instandsetzung ihrer eigenen Häuser eine notwendige Voraussetzung für jeden öffentlichen Dienst war. Dieser Grundsatz gilt auch in der Versammlung. „Der Aufseher“, schreibt der Apostel Paulus, muss jemand sein, „der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der seine Kinder in Unterwürfigkeit hält mit allem würdigen Ernst“. Auch von den Dienern wird gefordert, dass sie „ihren Kindern und den eigenen Häusern wohl vorstehen“ (1Tim 3). Und die Missachtung dieses Grundsatzes ist zum Verlust der Versammlung und der Heiligen sowie zum Schaden für die Seelen derer, die den Platz des Vorstehers in der Versammlung einnehmen. Es stimmt, dass der Geist Gottes uns dazu drängt, denen zu gehorchen, die uns vorstehen. Aber es ist genauso wichtig, dass solche, die die Führung haben, die biblischen Voraussetzungen für die Stellung aufweisen, die sie eingenommen haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt sollte bemerkt werden. Einige derer, die die Tore bauten und beim Mau der Mauer mithalfen, besserten nicht gegenüber von ihren Häusern aus, wie z. B. Eljaschib, der Hohepriester (vgl. 3,1 mit 3,20.21). Genauso wird von denen, die gegenüber von ihren Häusern ausbesserten, nicht gesagt, dass sie beim Bau der Tore mithalfen. Hierin werden zwei Gruppen von Heiligen gekennzeichnet.
Die erste Gruppe bilden die, die als „kirchliche Heilige“ bezeichnet werden könnten. Dies sind solche, die stark für kirchliche Wahrheiten und die Aufrechterhaltung der Wahrheit von der Absonderung vom Bösen für die Versammlung eintreten. Gleichzeitig vernachlässigen sie jedoch ihre eigenen Häuser. Es kann sich in der Versammlung Gottes kaum ein beklagenswerteres Schauspiel zutragen (und wird doch nicht selten gesehen), als wenn jemand öffentlich eintritt für die Ansprüche Gottes an sein Volk und die Aufrechterhaltung seiner Autorität inmitten solcher, die sich zu seinem Namen hin versammeln, jedoch seinem eigenen Haus erlaubt, durch dessen Unordnung für den Feind ein Anlass zum Vorwurf zu werden.
Eljaschib ist in diesem Kapitel ein Beispiel für diese Gruppe von Gläubigen. Doch egal, wie gleichgültig sein Herz war, es muss zugegeben werden, dass er an der Aufrechterhaltung von Absonderung und Recht und Gerechtigkeit in Israel beteiligt war, indem er gemeinsam mit seinen Brüdern das Tor baute und es heiligte. Gleichzeitig überließ er es jedoch anderen, sich um die Mauer gegenüber seinem Haus zu kümmern (siehe 3,20.21). Während er den Weingarten anderer pflegte, hatte er seinen eigenen Weingarten nicht bewahrt. Dies zeigt sich in der bereits erwähnten Tatsache, dass er mit Tobija, dem Ammoniter, verwandt war, während sein Enkelsohn eine Tochter Sanballats, des Horoniters, geheiratet hatte. Eli, Samuel und David sind ebenfalls Beispiele aus früheren Tagen für diese Personengruppe.
Dann lesen wir in diesem Kapitel, dass es andere gibt, die eifrig dabei sind, ihre eigenen Häuser zu pflegen und sie nach den Gedanken Gottes zu führen. Diese sind dabei jedoch völlig nachlässig gegenüber dem Wohlergehen der Versammlung. Sie haben die Wahrheit verstanden, dass sie selbst als Einzelne Zeugen für Christus sein sollten, aber sie haben nicht gelernt, dass die Versammlung ein Lichtträger inmitten der Welt sein sollte. Anders gesagt, sie haben die Einheit des Volkes Gottes nicht erkannt, dass die Gläubigen „ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander“ sind (Röm 12,5).
Während sie also völlig anerkennen, dass das Wort Gottes in Bezug auf ihren persönlichen Weg maßgebend ist, nehmen sie seine Autorität über die Gläubigen als Gemeinschaft nicht an. Sie stehen daher durch ihre öffentliche Verbindung mit dem Volk Gottes oft im Zusammenhang mit einer Abweichung von der Wahrheit. Dies stellt eine solche Missachtung der Herrschaft Christi als das Haupt der Versammlung dar, dass es sie mit Furcht erfüllen würde, wenn sie ihre Verantwortung in der Versammlung genauso gut wahrnehmen würden wie in ihren eigenen Familien. Doch wenn wir die Stellung verstehen, in die wir durch Gnade gebracht worden sind, wird es unser aufrichtiger Wunsch sein, das Ausbessern gegenüber von unseren Häusern mit dem Bau der Mauer und der Tore zu vereinen.
Im Dienst des Volkes Gottes bleibt nichts unbemerkt. Daher lesen wir: (Siehe Neh 3,12)