Behandelter Abschnitt Est 9,3 - 10,3
Die Herrschaft des Messias
Die Fürsten und andere Großen der Landschaft unterstützten jetzt die Juden, weil die Furcht vor Mordokai auf sie gefallen war; denn dieser war jetzt der Mächtigste im ganzen Reich, nicht aus eigener Kraft, sondern gestützt auf Gott, der hinter ihm stand. Ja, wenn einmal der Messias Jesus Christus sein Amt als Richter und König angetreten hat, wird sich Seine Macht und Autorität nicht nur über Israel erstrecken, sondern sich auch auf die Nationen in zunehmendem Maße ausbreiten. Das erneuerte Volk Israel wird Sein Ansehen teilen. Es gibt manche Prophezeiungen, welche vom Panier des Messias unter den Völkern, von Israel als Mittelpunkt derselben und von der Unterwerfung der Völker unter den Messias reden (vergl. Jes 11,11-12; 49,22-23). Auch werden die Nationen selber Israel in sein Land bringen (Jes 18; 14,1-2; 49,1-3; 60,4; 66,20 usw.).
Mordokai wurde in den Augen der Nationen immer größer (Est 9,4). Das erinnert uns an Dan 2,35, wo der Stein von oben her das Standbild, das die Weltmächte darstellt, zermalmte und dann wuchs, bis er ein Berg wurde, der die ganze Erde erfüllte. Denn von Anfang an wird noch nicht die endgültige völlige Herrschaft des Messias aufgerichtet sein, sondern Er wird sukzessive alle Feinde zerschmettern, bis endlich alles Böse weggefegt sein wird und dann erst wird Er allein alle Herrschaft ausüben (Jes 52,13-15; Mal 1,11).
So feierten die Juden am Tag nach dem errungenen Sieg ein Fest der Freude und des Dankes, logisch auch, dass Esther und Mordokai dieses Fest an den beiden Tagen als einen immer wiederkehrenden Gedächtnisanlass einsetzten, freilich im Sinne, dass es um des ernsten Anlasses willen mit tiefer Einkehr und Busse verbunden sein möchte. Nach dem Los Hamans wurde es Purim genannt (Pur = Los). Die Juden feiern es auch heute noch, aber als Freuden- und Lustfest, an dem sie zwar das Buch Esther lesen, aber ohne mehr daraus zu entnehmen, als den längst untergegangenen Haman zu verfluchen. Da spürt man so recht, was Paulus in 2Kor 3,14 ausspricht, dass ihnen beim Lesen des Wortes Gottes eine Decke auf dem Herzen liegt, so dass sie nicht erkennen, was sie lesen. Sie merken nicht einmal, dass das Buch die Lösung zur Judenfrage gibt, nämlich, dass sie von einer Person, dem Messias Jesus Christus abhängig ist, wovon Mordokai ein so deutliches Vorbild ist.
Noch möchten wir die lehrreichen Kapitel Sach 7; 8 erwähnen, wo die unter Kores nach Jerusalem zurückgekehrten Juden durch den Propheten Jehova anfragen, ob sie dieses Fest der Erinnerung an das nationale Unglück jetzt noch weiter feiern sollten oder nicht mehr. Auf diese Frage tritt Gott eigentlich gar nicht ein, sondern Er betont in fünf Aussprüchen zwei oder drei andere wichtige Punkte. Vor allem stellt Er die Gegenfrage, ob sie denn diese Feste für Ihn gefeiert hätten, zu Seiner Ehre und Befriedigung, und nicht vielmehr nur im Blick auf ihr eigenes Unglück. Sodann weist Gott darauf hin, warum dieses Unglück über sie gekommen sei, nämlich um ihrer Abtrünnigkeit willen, und dass es somit vor allem darauf ankomme, nach einer wirklichen Umkehr zu Gott zu trachten. Dann erst (Sach 8,18-23) weist Gott darauf hin, dass Er, wenn Seine Stunde gekommen sein wird, alles Fasten verwandeln werde in ein Fest größter Freude und Wonne. Dies werde dann der Fall sein, wenn der Messias Seine Friedens- und Segensherrschaft aufgerichtet haben wird und dann den Nationen ebenso wie Israel zu Gute kommen werde. Davon ist das Purimfest ein teilweises Vorbild.
In Est 10 finden wir dann noch einige Angaben über die weiterdauernde Herrschaft Mordokais, des nun Mächtigsten nach dem König, nicht nur groß bei den Juden, sondern im ganzen Weltreich. So wird es auch der Messias Jesus Christus auf dem Thron des Tausendjährigen Reiches sein. Er wird in Frieden und Gerechtigkeit herrschen und Sein Recht wird nicht nur in Israel gelten, sondern von Jerusalem zu allen Nationen ausgehen (Jes 2,2-4; 51,4-5; Dan 12,3; Mich 4,2). Der Widersacher, der die Menschen gegeneinander in Ungerechtigkeit aufbringt, wird im Abgrund gebunden sein (Off 20,1-3) und alle von ihm inspirierten und getriebenen Mächte werden beseitigt sein. Diese herrliche Herrschaft des Messias wird die ganze Erde erfüllen und das erneuerte Israel und ganz Jerusalem als seine heilige Residenz wird Zierde, Stolz und Herrlichkeit sein (Jes 4; Sach 14,20-21). Ja, noch ein Weiteres, ganz neues wird dann allgemein stattfinden müssen, worauf vielleicht der Passus in Est 10,1 hindeutet: Von allen Nationen werden alljährlich große Gruppen nach Jerusalem hinaufziehen, um dort den Herrn anzubeten und mit Israel das Laubhüttenfest zu feiern. Natürlich werden sie nicht mit leeren Händen, sondern unter Darbietung ihrer Gaben aus der Fülle des Segens von oben erscheinen. Dies wird sogar moralische Pflicht sein, denn nach Sach 14,16-19 wird die Unterlassung mit Unfruchtbarkeit bestraft werden (Jes 2,3; 56,6-8; 60; 66,22-24; Mich 7,11-12).
Im Schlussvers (Est 10,3) wird ausgedrückt, wie Mordokais Herrschaft herrlich und segensreich geworden sei. Noch viel mehr wird es diejenige des Messias Jesus Christus sein; nicht nur voll irdischer, sondern auch himmlischer Herrlichkeit, die alles menschliche weit überstrahlt, wovon Salomo ein schwaches Vorbild ist. Seine Herrschaft wird eine solche vollkommenen Friedens und der Fülle des Segens sein, nach der Ordnung Melchisedeks, gleich diesem zugleich Gerechtigkeit und Frieden. Auch wird er Hoherpriester sein. Davon ist die Krönung in Sach 6 ein bezeichnendes Vorbild, wo nicht der Fürst Serubbabel, sondern der Hohepriester gekrönt wird, zum Zeichen des Charakters Seiner Herrschaft. Er wird priesterlicher König und königlicher Priester sein. Hoherpriester ist Christus bereits droben, Sein Königtum wird der Schlussstein Seiner irdischen Herrlichkeit bilden (vergl. Sach 3; 4). Dann wird immerwährender Friede herrschen und Krieg unbekannt geworden sein, so dass die Waffen in Werkzeuge umgearbeitet werden (Mich 4,3-8; Jes 2,4; 60,16; Hos 2,18; Mich 5,8-18; Sach 9,8-10). Aller Fluch über die Erde, wodurch soviel Land unbewohnbar gemacht wurde, Wüste, Sumpf, Gifte, alle Verderbnisse infolge der bösen Handlungen der Menschen, aller Kampf ums Dasein, alle Todesfurcht wird dann aufgehoben sein (Jes 11,6-8; 29,16-24; 35; 65; Hes 34,25-31). Dann wird die Erde Raum genug haben für jedermann, auch den Geringsten, dann wird es keine entrechteten, unterdrückten Knechte und Sklaven, noch irgend einen Mangel mehr geben, denn des Messias Herrschaft wird auch eine solche der Fülle des Segens und des Glückes sein.
Es wird aber auch eine Herrschaft heiliger Gerechtigkeit sein, denn jede Sünde – außer solcher aus Versehen und mangels Erkenntnis – wird sofort mit dem Tod bestraft werden. Israel aber wird ein innerlich völlig erneuertes Volk, ein wirklich heiliges Volk sein (Jer 31,31-34; Hes 36,25-38; Zeph 3,11.17-19). Es wird Seinen Messias endlich erkannt haben, als den, der zu allen Zeiten Sein Wohl und Glück gesucht hat, und Er wird dann auch die Freude des Volkes sein.