Behandelter Abschnitt Röm 12,19-20
Vers 19: “ Rächet euch selbst nicht, meine Lieben, sondern gebet Raum dem Zorn..„; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ Sich selbst zu rächen, liegt tief im menschlichen Herzen. Wer sich nicht selber zu rächen versteht, gilt für einen Feigling, eine Memme. Man kann schon unter den Kindern, besonders unter den Knaben die Rede hören: „Lass dir nichts gefallen,“ und einer, der sich alles gefallen lässt, wird verachtet! Und doch hat es keinen Herrlicheren gegeben als den Einen, der sich alles hat gefallen lassen.
Es bedarf grösserer Kraft zum Stillebleiben und sich alles gefallen zu lassen als zu dem sich Rächen. Sich zu rächen, fällt dem natürlichen Menschen nicht schwer; sich alles gefallen zu lassen, vermag man aber nur durch den Geist Christi. Wer aus Ihm gezeugt ist, hat Lammessinn, kann dulden und leiden, ohne den Mund aufzutun. „Gebet Raum dem Zorn.“ Das kann man verschiedentlich verstehen. Wenn der Zorn aufsteigen will, soll man sich ihm nicht hingeben. Ist aber hier beigefügt: „Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr,“ so soll das heissen, dass wir dem Herrn die Rache überlassen sollen. Wir haben anderes zu tun, als uns dem Zorn hinzugeben. Wir tun das Gegenteil. Haben wir irgend einen Feind, so kann uns der Herr keine grössere Gnade erweisen, als uns denselbigen auszuliefern, nicht damit wir ihn umbringen, wie die Leute dem König David rieten, als er dazumal in der Höhle mit Saul zusammentraf. David hat sich entschieden dessen geweigert und die Sache seinem Gott überlassen. „Ich will vergelten, spricht der Herr.“
Lassen wir uns von niemand und durch nichts versuchen, die Rache und das Racheüben in die eigene Hand zu nehmen. Es ist eine süsse, herrliche Rache, wenn der Herr uns einen Feind ausliefert, der unserer Hilfe bedarf. Nichts wird ihm schwerer fallen, als gerade aus unserer Hand Hilfe anzunehmen müssen. Wir sammeln feurige Kohlen auf sein Haupt, indem wir ihm Hilfe leisten. Feurige Kohlen auf sein Haupt gehäuft zu bekommen, ist keine Kleinigkeit. Das brennt tief ins Herz hinein. Hat man sich gegen einen Menschen verfehlt, so nimmt man nicht gern eine Wohltat von ihm an.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“
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