Dieser Abschnitt behandelt Römer 7,11-24
In V. 11-24 beschreibt der Apostel nun einen Menschen in seiner Stellung dem Gesetz gegenüber ohne die Gnade, ohne Jesum Christum, gebunden an den Leib der Sünde. In dem Menschen ist die Sünde erst recht sündig geworden dadurch, dass das Gesetz ihm entgegentrat, nicht weil das Gesetz böse wäre, aber das Gesetz macht die Sünde, die vorher, so lange der Mensch noch ohne Gesetz lebte (Römer 7,9), nicht als Sünde erkannt worden ist, erst recht sündig. Durch das Gesetz und seine Wirkungen wird in dem Menschen das Bewusstsein geweckt und geschärft, dass er unauflöslich an die Sünde gebunden ist. Wenn er den Forderungen des Gesetzes nachkommen will, findet er ein anderes Gesetz in seinen Gliedern, das dem göttlichen Gesetz widerstrebt. Das Fleisch gibt nicht nach; wahrlich ein furchtbarer Kampf tobt da in dem Menschen. Es kommt zu dem Schrei in ihm: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten aus dem Leibe dieses Todes!“ (Römer 7,24.)
Der Tod muss eintreten, das ist der einzige Weg zur Rettung (Römer 7,4). Der innere Mensch will und kann doch nicht, er schreit: „Das Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen fehlt mir“ (Römer 7,18). Das ist eine unerträgliche Stellung. Je mehr der Mensch das heilige Gesetz anerkennt, umsomehr bäumt sich das Gesetz der Sünde auf. Es muss erst der Tod des ersten Mannes eintreten, und dann kann die andre Ehe zustande kommen, darum konnte im Alten Bunde nichts anderes erreicht werden, als dass der Mensch verdammt wurde; weil sich das Gesetz brach am Widerstande des Fleisches (Römer 8,3), so nahm Gott es auf Sich, die heilige Schranke; die ER um der sündigen Menschen willen zu ihrer Rettung gesetzt hatte, selber hinwegzutun.
Das Gesetz war nur die Vorbereitung auf die Zeit, die Gottes Wort „die Fülle der Zeiten“ nennt und wo Gott, der fordernde Gott, als der gebende und lebenschaffende in diese Welt hereintrat, um zu vollbringen, was der Mensch nicht vollbringen konnte. Da kam der ewige Sohn zum Vater und bat Ihn: Gib mir einen Leib, damit ich Dir die Menschheit wiederbringe. Und durch die Opferung dieses Leibes am Kreuze sind wir zurückgebracht und geheiligt (Heb 10,10), das Gesetz kann nicht mehr über uns herrschen. Gott gibt uns Seinen Geist, damit durch diesen die rechtmäßigen Ansprüche des Gesetzes in uns erfüllt würden.
Wurzeln wir nun mit unserm innersten Wesen im Glauben, so findet uns das Gesetz nicht mehr in Sünden und in uns selbst, sondern in Christo. Christus ist statt unsrer gerichtet worden und wir haben, in Ihm bleibend, nichts mehr mit dem Gesetz zu tun: wir sind nach Gal 2,19 durchs Gesetz dem Gesetz getötet, nämlich dadurch, dass es vollstreckt wurde; durch Christum sind wir frei davon. Ja, wir sind nicht nur von der Sünde los nach Römer. 6,6, sondern auch nach diesem 7. Kap. vom Gesetz, und zwar beides durch den Opfertod Christi.
Ist denn das Gesetz etwas Böses, wenn uns Christus davon erlösen musste? Nein, das Gesetz ist gut und heilig (Römer 7,12); aber das Gesetz konnte, indem es uns gegenüber trat, nur Sünden, nur Böses offenbar machen. Das letzte Wort angesichts der gerechten Forderungen des Gesetzes ist: „Ich elender Mensch!“ Das gilt auch noch in gewissem Sinne den Kindern Gottes, bei denen noch Fleisch und Geist so vermischt und untereinander verbunden sind. Das Gesetz ist nicht gegen den Geist, sondern gegen das Fleisch; so viel Fleisch sich bei dem Kinde Gottes noch wirksam erweist, so viel hat der Mensch auch noch mit dem Gesetz zu tun.
Im alten Bunde war alles, Opfer, Priester, Gesetz, Gottesdienst usw. eine Weissagung auf das Neue Testament mit seinem einigen Hohenpriester, seinem vollgültigen Opfer und unbefleckten Gottesdienst. Gott sei Dank, dass wir in einem neuen Bund leben und dessen Segnungen teilhaftig werden können (Eph 1,3).
Am Schluss dieses Kapitels, nachdem er die Unmöglichkeiten des natürlichen Menschen Gott gegenüber ausgeführt hat, atmet der Apostel erleichtert auf: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern HErrn!“ Und Röm 8 beginnt mit dem Siegesruf: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind.“ Ist aber das erlöste Kind Gottes nun ohne Gesetz? Diese Frage beantwortet der Apostel von V. 4 an dahin, dass es nicht ohne Gesetz ist. 1Kor 9,21 heißt es: „Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie ein Mensch ohne Gesetz, wiewohl ich in Wirklichkeit nicht ohne Gesetz vor Gott bin“; nun folgen zwei Wörter, die wir ohne Umschreibung nicht gut aus dem Griechischen übersetzen können und die sagen wollen, dass ich durch meine Zugehörigkeit zu Christo ein innerhalb der Sphäre des Gesetzes stehender Mensch bin.
Ich, der ganze Mensch, der Christo angehört und mit allen Bewegungen des innern und äußeren Lebens an Ihn gebunden und eine Pflanze mit Ihm geworden ist, ich stehe nicht mehr unter dem Gesetz, durch meine Zugehörigkeit zu Christo bin ich dem Gesetz entrückt, aber ich stehe nun innerhalb der Sphäre, wo das Gesetz herrscht. Die Erlösung von Christo Jesu ist vollbracht und ist kein Stümperwerk. ER hat sie nicht vollbracht für die Engel, die nie gefallen sind, sondern es ist alles geschehen für den Menschen, der da glaubt. Auch für den am tiefsten Gefallenen ist diese Erlösung, und für einen Jeden von uns ist sie in ihrer ganzen Größe erreichbar, ohne dass wir sie in eigener Kraft erringen müssten.
Der Herr Jesus ist uns unendlich nahe gekommen, indem ER in unsere Natur eintrat; aber erst nach Seiner Verklärung und Erhöhung hat Sich Sein Leben uns mitteilen können. ER musste erst als ein Samenkorn in die Erde gelegt werden und ersterben. Nun ist nichts mehr da, was uns hindern könnte, das Erbe, das ER uns erworben hat und durch Seinen Geist verwalten lässt, anzutreten, als nur der Unglaube! Wir dürfen trinken an und aus der Quelle des ewigen Lebens und hineinwachsen in Sein Leben.
Gedanken aus Röm 6,7 u. 8. Nachgeschriebenes aus Versammlungen
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Das Gesetz - Zuchtmeister auf Christum
Vers 11: „Denn die Sünde nahm Ursache am Gebot und betrog mich und tötete mich durch dasselbe Gebot.“ Ursache am Gebot nehmend und durch das Gebot gereizt, täuschte sie mich und brachte mich tiefer in die Bande des Todes. Ich musste erst so recht merken, welche Todesmächte in mir verborgen lagen, solange ich es nur mit dem Gesetz zu tun hatte. Wird aber dem Geist Gottes Raum gemacht, so wird dann dadurch das Gesetz zum Zuchtmeister auf Christus.
In diesem ganzen 7 Kapitel, das mitten in den Aussagen der Kapitel 6+8 steht, darf man nicht aus dem Auge verlieren, dass es die Stellung des Menschen dem Gesetz gegenüber zur Sprache bringt, nämlich, die Stellung des durch das Gesetz aufgeweckten, erweckten Menschen, der noch nicht den Geist Gottes hat. Dem Sinne, dem Gemüte nach pflichtet er dem Gesetz Gottes bei, aber ein durch alles hindurchgehendes Vollbringen findet er nicht. Dazu bedarf es einer neuen Schöpfung und der Innewohnung des heiligen Geistes, wie wir es in Kapitel 8 weiter ausgeführt sehen.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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