Behandelter Abschnitt Röm 4,3-4
Die Rechtfertigung durch den Glauben
Der Römerbrief hat seine besondere Stellung unter den Büchern des neuen Testaments. Es tritt uns da - besonders im vierten Kapitel - Abraham, der Vater der Gläubigen entgegen und somit, die erst durch die Reformation wieder auf den Leuchter gestellte Wahrheit von der Rechtfertigung durch den Glauben. „Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet,“ heisst es am Schluss des sechsten Verses. Es handelte sich damals, wie wir aus dem ersten Verse von 1. Mose 14 sehen, darum, dass Abraham sich aufgemacht hatte, um mit seinen Bundesgenossen gegen die Könige zu Felde zu ziehen, die Neffen Lot gefangen genommen und samt seiner Habe fortgeführt hatten.
Nach der Schlacht ging ihm Mechisedek, der König von Salem, mit Brot und Wein entgegen und segnete ihn im Namen des Allerhöchsten. Als ein, durch Mechisedek von Gott Gesegneter, weigerte sich Abraham, irgend welche Belohnung vom König von Sodom anzunehmen. „Nicht einen Schuhriemen nehme ich von dir, damit du nicht sagest, ich habe Abraham reich gemacht, ruft er letzterem zu. Und Gott drückt diesen Worten sein Siegel auf, in dem Er zu Seinem Knechte sagt: „Fürchte dich nicht, Abraham; ich bin dein Schild und dein sehr grosser Lohn.“ Nachdem er nicht nur zu seinem Neffen Lot, sondern auch dem Könige von Sodom gegenüber königlich gehandelt hatte, kann der Herr ihn weiter führen und ihm einen Segen schenken, indem Er ihn zum Stammvater des alttestamentlichen und des neutestamentlichen Israel macht, ihn zum Vater der Gläubigen ernennt. Vers 5: „Sieh gegen den Himmel und zähle die Sterne,“ sagt Gott zu ihm…, „genauso wird dein Same sein.“
Grösseren Segen kannte der Gläubige des alten Bundes nicht, als Frucht zu bringen für Jehova. Nicht nach eigenem Vorteil verlangte ihn, sondern nach Frucht für Jehova, und was zu einer Zeit, wo er seines vorgerückten Alters wegen nicht mehr auf einen Sohn hoffen konnte. „Abraham glaubte Gott und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden,“ Auf dies Wort stützt sich der ganze Römerbrief, besonders Kapitel 4-8. Eine andere Gerechtigkeit, als eine aus dem Glauben kommende, kann es gar nicht für uns geben aus dem einfachen Grunde, weil wir ein gefallenes Geschlecht sind. Wir sind durch und durch verdorben von Natur und die Werke, die wir in eigener Kraft, im natürlichen Edelmut, mit eigenen Anstrengungen tun dienen nur dazu unser eigenes Ich und unsere Selbstgerechtigkeit zu nähren und zu stärken.
Wir tun uns etwas darauf zu gute und beflecken damit unser Tun. Werke, die wir in eigener Kraft verrichten, können Gott nicht gefallen. Er kann nur annehmen, was wir im Glauben vollbringen, gestützt auf Sein Wort und Seinen Geist. Nur das hat Ewigkeitswert. Der Ruhm dafür kommt dann aber einzig und allein Gott zu. Denn nun wissen wir: Nicht wir haben es fertig gebracht, sondern es ist eine Frucht, die auf dem von Gott in Christo eingepflanzten Baum gewachsen ist. Solche Frucht kommt nicht auf unsere, sondern auf Gottes Rechnung, von dem sie stammt.
Oh, beflecken wir uns daher nicht mehr mit Selbstbewusstsein, indem wir uns in unserer Hände Werk sonnen! Hat etwas überhaupt einen Wert, so stammt es von Gott. „Ein fauler Baum, kann keine guten Früchte bringen, aus sich selbst.“ Zuerst muss der Baum bis in die Wurzeln hinein erneuert werden und letztere müssen in Gott und in die Ewigkeit eingesenkt sein, wenn bleibendes daraus erwachsen soll. Was von Gott kommt, bleibt für Zeit und Ewigkeit.
Gedanken zu Römer 4 (Otto Stockmayer)
Das ganze vierte Kapitel ist eine neutestamentliche Ausführung jenes Wortes in 1Mo 16,6: „Und Abraham glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“
Der Glaube hält sich an das Unsichtbare, das Fleisch hingegen bleibt beim Sichtbaren stehen – das Sichtbare aber vergeht, und haltlos vergeht jeder, der sich auf Fleisch stützt.
In die rechte, gerechte, richtige Stellung zu Gott können wir nur dadurch kommen, dass wir uns Gott anvertrauen und uns an sein Wort halten. Alles andere führt in die Irre. Indem es uns entweder lockt oder erschreckt – alles andere ist Wahn. Das Sichtbare vergeht, was Gott gesagt, bleibt. „Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.“ Himmel und erde werden vergehen – Familien und Völker, Reiche und Arme, Freunde und Feinde, alles was bezaubernd zu dieser und jener Zeit an uns herantritt und in unser Leben eingreift – das alles vergeht, nur Gottes Wort bleibt und zwar in Ewigkeit.
Abraham glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit, dadurch wurde er gerecht vor Gott und auch wir werden nur dadurch gerecht vor Gott, indem wir uns an sein Wort halten. Wir sind ein verlorenes Geschlecht und können darum unseren Gott nichts aus uns selbst bringen, was Ihm wohlgefallen könnte. Das wäre Vermessenheit und Verleugnung der Wahrheit. Wir sind gefallene Leute, die Gott nichts zu bringen haben, aber nehmen, zugreifen dürfen wir ihm Glauben, wenn uns Gott Gnade und Erbarmen anbietet. Dann dürfen wir nicht nur die Hand ausstrecken und nehmen, sondern den Mund weit öffnen und ihn von unserem Gott füllen lassen. Wir können uns ja – weder in Bezug auf irdischen Sinn noch auf ewigen Gewinn – nicht auf unsere guten Vorsätze noch auf unsere Arbeit oder auf unsere Kräfte verlassen, denn aus uns selbst können wir nichts mit Sicherheit zu Stande bringen.
Gott begegnet denen, die darauf verzichten Ihm – sei es für sich selbst oder für die Ihrigen – irgend etwas bringen zu wollen, auf dem Boden der Wahrheit, sobald sie sich entschließen sich einfach an seine Gnade zu halten. Das rechnet er uns zur Gerechtigkeit, anfangend bei der Vergebung der Sünden und dann alles weitere in den Bereich seiner Gnade und seines Erbarmens hineinziehend, auch alles Verkehrte, was er irgendwie im Leben angestellt, auch die Vergangenheit, die wir verderbt haben mögen. Gott tilgt die Vergangenheit, so befleckt sie sein mag sie sein mag, im Blute des Lammes und dann dürfen wir zu unserem gegenwärtigen Bedürfnissen übergehen.
Du kannst das Wohlgefallen Gottes auf dich herabziehen, wenn du Ihm vertraust auf sein Wort hin. Du findest in deiner Bibel für jede Schwierigkeit ein Wort des Rates, eine Lösung, Hilfe und Erbarmen, wenn du nur deinem Gott glauben willst. Und zwar findest du nicht nur momentane Hilfe, sondern durchschlagende Hilfe – jedoch wie gesagt nur unter der Bedingung, dass du in den Glauben Abrahams eintrittst und glaubst: „Der bisher geholfen, der dich aus Ur herausgeführt hat, der wird auch fernerhin helfen, der wird dir auch Samen und das verheißene Land zum erblichen Besitz geben.“ Das gehört auch zum Glauben. Und das gilt nicht nur für dieses zeitliche Leben mit seine mancherlei Nöten und wehen, sondern noch vielmehr für das ewige Leben – vorausgesetzt, du wartest nicht immer darauf, dass etwas in dir vorgehen soll, wenn du mit gewissen Dingen nicht fertig wirst, weil sie dir im Blute sitzen und vielleicht sogar in Jugendsünden ihre Ursache haben. Was es auch sei – der Herr hat eine vollkommenen Erlösung geschaffen, nicht nur vom Fall im allgemeinen, sondern von deinem speziellen Fall, mit all seinen Folgen. Steht das nicht geschrieben? Findest du das nicht in deiner Bibel? Und weisst du nicht, dass sich dein Heiland sein Leben lang an nichts anderes gehalten hat, als an das Wort Gottes, dass er sich auch dem Feinde gegenüber mit keiner anderen Waffe wehrte, als mit dem: „Es steht geschrieben“ - und dass der Teufel diese Waffe damit anerkannte, dass er sie ihm aus der Hand zu winden suchte.
Der Herr war eben das fleischgewordene Wort und fand als solches durch den Geist immer das rechte Wort. ER wandelte im Vertrauen zu seinem Gott und dessen Wort immer im Gehorsam zu diesem Wort. Daraus gewann Er Tag um Tag mehr Übung darin zu unterscheiden, was Gott meinte, wie auch welches Wort zur jeweiligen Stunde passte. Im Kampfe gegen die Finsternis, sowohl wie gegen äußere oder innere Verwicklungen des Lebens irgendwelcher Art gilt immer nur das Eine: Glaube deinem Gott, deinem Herrn – Er hat die Welt überwunden und ist grösser als dein Herz. Dadurch erlangst du das Wohlgefallen deines Gottes und dann gibt dir Gott durch seinen Geist das Zeugnis, dass du Ihm wohlgefällst.
Gottes Wohlgefallen ruht auf denen, die Ihm glauben, die nicht beim Sichtbaren stehenbleiben, sondern sich im unerschütterlichem Vertrauen an sein Wort halten. Dieses Zeugnis göttlichen Wohlgefallens, dass der heilige Geist denen gibt, die im Glauben wandeln, löst von allem Verlangen, Menschen gefallen zu wollen. In erster Linie gilt ja das , was Gott dem Abraham sagt, für etwas Sichtbares, aber hinter dem Sichtbaren steht das Unsichtbare. Es handelt sich bei Abraham um die Möglichkeit der Unmöglichkeit, noch einen Erben zu bekommen.
Was hing in Abrahams Fall nicht alles davon ab, ob er seinem Gott vertraute oder nicht – ob er sich ausweisen würde, der sich an Gottes Wort hielt, oder ob er sahen würde: Das ist ja ein Ding der Unmöglichkeit, ich bin jetzt viel zu alt, um noch einen Sohn zu bekommen. Nicht jeder bekommt eine solch grosse Verheissung, aber im Kleinen muss der Anfang gemacht werden. Wir wissen gar nicht wie viel von diesem oder jenem anhängen mag. Wie man nicht weiss, wie weite Kreise ein Stein zieht, wenn man ihn ins Wasser wirft, so weisst du auch nicht, welche Konsequenzen es nach sich zieht, ob du deinem Gott glaubst oder nicht. Wenn wir Gott vertrauen, säen wir auf den Geist und für die Ewigkeit, dann haben wir eine Zukunft und tragen Frucht für die Ewigkeit bis ins tausendste Glied. Glauben wir hingegen unserem Gott nicht, so säen wir aufs Fleisch und aufs Seelische, dann kommt aber unser Leben nie wirklich in Gottes Hand.
Natürlich werden auf diese Weise die Menschenexistenzen verpfuscht und gar mancher sieht erst in der Ewigkeit, wie viel er seinem Gott verdorben hat und wie viele Kräfte dadurch brach lagen, weil er Gott nicht geglaubt hat. Gerettet ist ja jeder, der an den Sohn glaubt, aber was ist es doch Jammervolles um Gottversöhnte, die dem Herrn keine Frucht bringen! Da dreht man sich nur um sein eigenes Seelenheil, seine Gefühle, seine Stimmungen.
Wer einmal geankert und gewurzelt ist im Glauben, dessen Leben entfaltet sich durch alles hindurch nach Gottes Willen. Abraham vertraute auf Gott und deshalb hat er ihn auch immer wieder zurück gebracht, als er sich verirrte, sodass ihn Gott schliesslich Vater des Glaubens nannte. Und hast du Schwierigkeiten mit deinem Nachbar oder deiner Schwester, oder irgend einem Gliede der Gemeinschaft und weisst keinen Ausweg, so darfst du Gott auch in Bezug auf all diese Dinge die Ehre geben und darfst überzeugt sein, dass er die Schwierigkeiten nur solange zulassen wird, bis du bankrott geworden bist und bis dein Leben völliger in Gottes Hand übergegangen ist.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
________________________________________________________