Vers 21: „Da Petrus den Johannes sah, spricht er zu Jesu: Herr, was soll aber dieser? Jesus spricht zu ihm" — Vers 22: „So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!"
O Petrus, haben wir denn vom Herrn Rechenschaft zu verlangen, wie Er diesen und jenen — unsern Nächsten und Allernächsten führt? So nahe uns dieser und jener auch stehen mag, der Herr hat mit unseren Familiengliedern, Freunden und Verwandten — mit jedem einzelnen Menschenkind — Seinen besonderen Weg. Wenn wir uns einerseits um unsern Bruder oder unsere Schwester annehmen sollen, müssen wir sie doch in entscheidender Stunde dem Herrn überlassen können und dürfen nicht meinen, Gott müsse den Bruder oder die Schwester geradeso führen wie mich. Petrus und Johannes gehen ganz verschiedene Lebenswege. Der impulsive Petrus und der schweigsame, stille Johannes werden verschieden vom Meister geführt, der sie beide kennt und beide liebt, der mit beiden Gedanken des Friedens und der Liebe hat. Er bewahrt die Seinen als der gute Hirte. Als der Erzhirte wußte Er, daß Er dem Petrus den schweren Fall nicht ersparen konnte. Wer nicht stille werden kann, wenn der Herr warnt, der muß fühlen, was solche Torheit nach sich zieht — aber mit welcher Zartheit wacht der Herr auch im Gericht über Seinen Jünger! Er hat ihn nicht aus den Augen verloren. Ein Blick vom Meister — und Petrus brach zusammen. „Er ging hinaus und weinte bitterlich", heißt es. Die rasche, impulsive Art brach immer wieder hervor. Später aber konnte gerade Petrus von einer göttlichen Natur schreiben, deren der Herr ihn teilhaftig gemacht hatte. Einerseits gilt es also, dem Meister, dem Schöpfer, dem Erlöser den Nächsten anvertrauen und nicht meinen, Er müsse den Bruder und die Schwester ebenso führen, wie Er uns führt. Er hat für jeden seinen besonderen Weg und seine besondere Zeit, kann dann und wann auch einmal den einen oder andern eine Zeitlang gehen lassen, ehe Er eingreift durch Wort oder Leidensschule. Es kann heute oder morgen ein Wort in das Herz deines Nächsten niedergelegt werden, das erst nach Monaten oder Jahren aufgeht. Wir wollen dem Herrn vertrauen lernen und nicht ohne bestimmten Auftrag von Ihm an andern herumdoktern. Warten wir, bis der Herr eingreift, wenn wir ein Samenkörnlein niederlegen durften, und beten wir für den Betreffenden, dann versäumen wir gewiß nichts. Es kommt alles darauf an, daß man die Majestätsrechte des Herrn über Seine Erlösten respektiert, anstatt sich in den Erziehungsplan Gottes einzumischen — lernen wir liebend und fürbittend beiseite stehen, jedes Winkes des Herrn gewärtig! Folgen wir dem Herrn auf dem Fuße, Schritt für Schritt, so riskieren wir nichts. Die Hauptsache ist, daß wir dem Meister zur Verfügung stehen. Es gibt eine rechte Art und Weise und einen richtigen Augenblick, dieses und jenes zu tun, heißt es im Prediger. „Diese kennt der Weise" — und weise wird man nur in der Nachfolge Jesu, merkend auf Sein Wort und dem Nächsten Handreichung tuend auf seinem Lebenswege, wie und wo und wann der Herr es schenkt.