Vers 10 und 11: „Aber die Hohenpriester trachteten danach, daß sie auch Lazarus töteten; denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesum." „Dieser Lazarus muß aus dem Wege", sagten die Hohenpriester. Den Mann, den Jesus aus der Totenwelt herausgerufen hatte, wollten sie in die Totenwelt zurückschleudern. Es kommt zu einem offenen Kampfe zwischen ihnen und dem Herrn. Sie legen Hand an Ihn. Schritt für Schritt reifen sie für das Gericht und werden zu Mördern, während ein Pilatus später alles getan hat, was er konnte, um Ihn zu retten. In solchen Stunden der Krisis kommen die wunden Punkte in einem Charakter, in einer Lebensstellung zum Vorschein. Als es dann hieß: „Wenn du das tust, bist du des Kaisers Freund nicht", fürchtete Pilatus, es könnte ihm seine Stellung kosten. Wer aber um Jesu willen seine Stellung nicht opfern kann, leidet Schiffbruch am Glauben. In Zeiten der Krisis wird alles gewogen auf Gottes Wage — Charakter, innerer Gehalt, das ganze Christentum. Bei den Pharisäern und Schriftgelehrten reift also der Mordgeist in den Herzen. Lazarus muß getötet werden, denn um seinetwillen laufen die Leute scharenweise nach Jerusalem und zu Jesu. „Wir wollen ihn beiseite schaffen", beschließen sie miteinander. Jesum aber kann man nicht auf die Seite schaffen — durch alles hindurch richtet Er Seine Herrschaft auf. „Viele der Juden gingen um Lazarus willen nach Bethanien und glaubten an Jesum um seinetwillen" — um des an ihm geschehenen Wunders willen. Wir sind alle dazu berufen, Wunderleute zu werden, wie es einmal im Propheten Sacharja heißt. Wundermenschen sind solche, deren Leben nicht nach menschlicher Berechnung verläuft, sondern in deren Leben man eine höhere Hand erkennt. Sie haben sich ihre Charaktere nicht selbst gebildet, sondern Gott hat sie für sich herangebildet und erzogen. Man findet in ihrem Leben Strahlen der Wahrheit und der unsichtbaren Welt. Strahlen der Wahrheit — etwas von Gott Geschaffenes — eine Auferweckung. Solche Wundermenschen kann die Welt aber nicht ertragen; die müssen hinaus. Darum kommt, je mehr der Herr Seinem Ende naht, der Kampf zwischen Licht und Finsternis immer mehr zum Austrag. Und je mehr die Gemeinde zur Statur Christi heranreift, um so mehr gerät sie der Welt zum Ärgernis. Da ist etwas, was sie beunruhigt — was die einen aufweckt, so daß sie ebenfalls ans Licht kommen, und was die andern reizt, sich um so tiefer in die Sünde zu stürzen — bis zur Sünde gegen den Heiligen Geist. Je reiner das Licht, um so mehr kommt die Finsternis zum Austrag, und um so klarere Scheidungen gibt es. Die Pharisäer wollten dem Zulauf zu Jesu hin ein Ende machen.