In Vers 51 und 52 tritt uns die doppelte Frucht des Todes Jesu entgegen. „Solches aber redete er nicht von sich selbst, sondern dieweil er desselben Jahres Hohepriester war, weissagte er; denn Jesus sollte sterben für das Volk. Und nicht für das Volk allein, sondern daß Er auch die Kinder Gottes, die zerstreut waren, zusammenbrächte." Erstens starb Jesus zur Versöhnung für unsere Sünden — für das Volk im allgemeinen — und dann für einen engeren Kreis, damit die durch den Tod Versöhnten durch den Gesalbten einen Leib bildeten. Der Leib Christi wurde ans Kreuz geheftet, damit der Heilige Geist auf Grund dieses Todesopfers dem Herrn Jesu einen Leib bauen könne — eine Gemeinde, deren Haupt Er ist, und die unter Seiner Leitung für die Herrlichkeit reift. Eine große Einheit mit unendlicher Mannigfaltigkeit! Jeder Errettete hat seinen besonderen Wert in Gottes Augen und stellt in eigentümlicher Weise etwas von der Herrlichkeit Gottes dar.
Nicht für die Nationen allein — nicht für Israel allein — sollte Jesus sterben, sondern daß die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelt würden. Allerdings gehörte Jesus in erster Linie Israel an. Aus Israel sollte der Retter hervorgehen — aber Er war vor allem und über allem Gottessohn und Menschensohn. Im Schoße Israels sollte Er heranreifen. Auf dem Boden des heiligen Landes sollte das große Opfer gebracht werden, das die ganze Welt mit Gott versöhnte, damit das Heil an keine Nation mehr gebunden sei. Er starb nicht für Israel allein, sondern um sich einen Leib zu bilden, in dem Er die zerstreuten Kinder Gottes in eins zusammenbrächte. In einem Leibe wirken alle Glieder zusammen nach dem Willen des Hauptes für das allgemeine Beste, für das Wohl des Leibes. Da steht kein Glied dem andern hindernd im Wege. Denken wir z. B. an die Zunge, die sich zwischen den Zähnen bewegt, ohne daß wir uns Rechenschaft geben! Solange ein Mensch geistig gesund ist, seine fünf Sinne hat, werden die Glieder, Sinne und auch die Zunge friedlich nebeneinander arbeiten. Bei Geisteskranken kommt es vor, daß sie sich die Zunge zerbeißen, aber nicht bei geistig normalen Menschen. Die Glieder tragen füreinander Sorge. Keins macht dem andern seine Tätigkeit, seinen Platz streitig. Niemals ist der linke Arm eifersüchtig, daß er nicht das gleiche ausrichten kann wie der rechte. Jeder dient an seinem Platze dem Haupte, das sich hingegeben hat, damit die zerstreuten Glieder herausgerettet werden aus dem Leben der Selbstsucht in das Reich der Liebe. Nicht, daß wir uns einbilden, wir wollen uns nun für den Bruder oder die Schwester opfern. Wir können andern nur wirklich dienen, wenn wir dem Haupte für sie zur Verfügung stehen. Die Dienstleistungen für die Glieder müssen durch das einheitliche Regiment des Hauptes gehen. Die Nerven werden z. B. alle von dem Haupte regiert und das mit einer Schnelligkeit, der wir gar nicht folgen können. Das ist ein wunderbares Ding. Darum ist der Leib ein Bild geworden von der Gemeinde und ist dazu geschaffen, daß von Anfang an Grundlinien seien für den Ausbau der Gemeinde, wo alles dem Haupte dient zum Gemeinnützen. Er für uns, und wir für Ihn, unter der Leitung des Heiligen Geistes. Solange das nicht der Fall ist, sind wir zerstreute Glieder, zerstreute Schafe. Sie suchen alle das Ihre, haben ihre eignen Anschauungen, Hoffnungen und Befürchtungen. Es ist keine einheitliche Zucht da, und da gehen viele Kräfte verloren. Jeder will Gutes tun in seiner Weise; es ist ein Durcheinander — und warum? Weil man noch nicht gelernt hat, sich dem Haupte zur Verfügung zu stellen, weil man seine eignen Gedanken und Anschauungen nicht dem Gesamtwohl unterordnen will.
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr — sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde, sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken." Da ist ein unerreichbarer Abstand, der aber aufgehoben ist durch den Tod Christi am Kreuze. Da ist Erde und Himmel wieder zusammengebracht in die einheitliche Richtung des Baus des Leibes, wo der Leib normal, fruchtbringend funktionieren kann, jederzeit unter der Oberleitung des Hauptes — wo keine Sonderinteressen mehr sind — kein Zurückhalten und kein Verdrängen. Die höchste Ehre eines Soldaten besteht darin, dem Könige oder Kaiser zur Verfügung zu stehen. Ob er einen Befehl versteht oder nicht — er leistet blinden Gehorsam. Ebenso ist es beim Leibe. O, welche herrlichen Bilder, Ziele und Linien uns Gott vor Augen stellt, um uns herauszubringen aus unseren Sonderinteressen in den Dienst Seiner Sache, da zu sein für den Herrn — Sein erlöstes Volk! Er für uns, auf daß wir für Ihn da seien und für Seinen Dienst.