Vers 10: „Ein Dieb kommt nur, daß er stehle und würge und umbringe. Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge finden." Ich will nicht ihr Fleisch essen — sie sollen mein Fleisch essen; sie sollen mein Leben in sich aufnehmen — das einzige Leben, das wirklich Leben zu nennen ist — ein Leben, das immer weiter fließt, je mehr man sich ihm öffnet. Es ist überströmendes Leben, das über alle Not und allen Jammer hinüberströmt. Und durch alles hindurch, was uns arme Schafe austrocknen könnte, kann uns der Hirte tiefer in Ewigkeitsgrund einsenken — uns mit den Wurzeln unseres Lebens tiefer gründen in Ewigkeitsboden — dann stehen wir auf einem Boden, der nie vertrocknet, und wo wir auch in trocknen Zeiten, in Zeiten allgemeiner Dürre Lebensüberfluß haben können, wenn wir eben lernen, in solcher Zeit der Dürre unsere Wurzeln tiefer einzusenken in den heimatlichen Boden der Erlösung und des Herrn selbst, der nicht nur Hirte ist, sondern Sein Leben für die Schafe gibt, und der uns jetzt schon sättigt mit Seinem Fleische und tränkt mit Seinem Blute. Das ist der gute Hirte, der es gut meint mit jedem Seiner Schafe. Er hat sich selbst für uns gegeben, so gut meint Er es mit uns, so lieb hat Er uns. Ihm gegenüber spielt der Mietling eine traurige Rolle. Dieser hat kein Hirtenherz — die Schafe gehören ihm ja nicht zu eigen — was sollte er da ein besonderes Interesse an ihnen haben? Er nützt sie aus, und wenn der Wolf kommt, wenn Gefahr droht, so läuft er davon.