Vers 2: „Und Seine Jünger fragten Ihn und sprachen" — während Er den Blick auf den armen Menschen gerichtet hielt: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde?" Sie meinten offenbar, es müsse irgend eine besondere Sünde oder Schuld vorliegen — sei es, daß er sich selbst schwer vergangen, oder daß sich schon seine Eltern in besonderer Weise versündigt hatten.
Die Frage der Jünger, wer gesündigt habe — ob er oder seine Eltern — war schon deshalb auch logisch unklar, weil der Mann nichts dafür konnte, daß er blind war. Es hätten höchstens die Eltern schuld sein können. Der Herr lehnt auch das entschieden ab, und damit das Vorurteil, daß eine besondere Schuld vorliegen müsse, wo es sich um ein besonderes Unglück oder Gebrechen handelt, wie hier im Falle des Blindgeborenen. Wir dürfen nie aus irgend einer Notlage unserer Mitmenschen den Schluß ziehen, sie hätten mehr gesündigt als andere. Es ist kaum jemand so sehr geplagt gewesen wie Hiob, und doch hat Gott selbst ihm schon vor seiner Heimsuchung das Zeugnis gegeben, daß er ein frommer, gottesfürchtiger Mann war. Gerade deshalb hat der Herr ihn tiefer führen wollen; demnach wären besondere Heimsuchungen unter Umständen gerade ein Beweis von einer innigen Verbindung mit Gott; Hiobs Wandel mit Gott hat Satans Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt, und Gott selbst hat es dann zugelassen, daß er so viel Not und Trübsal über Seinen treuen Knecht brachte, um ihn zu läutern. Alle Trübsal und alles Herzeleid, das Menschen hienieden durchzumachcn haben, soll Raum schaffen für die Herrlichkeit Gottes und Seine Gnadenoffenbarungen.