Vers 45 und 46: „Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, so glaubet ihr mir nicht. Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen?" fragt sie der Meister, aber sie hatten keine Antwort. Sie konnten Ihn von keiner einzigen Sünde überführen. Jesus hat sie mit dieser Frage herausgefordert, aber sie konnten nichts gegen Ihn machen.
Der Herr, unser Heiland, steht hier in den Tagen Seines Fleisches — kurz vor Seinem Tode — in Seiner ganzen Herrlichkeit als der vom Vater Ausgegangene. Man möchte beinahe sagen: Er steht hier, umgeben, gehetzt und verfolgt von wütenden, aufgebrachten Juden — ruhig und unbeweglich in königlicher Majestät. Anstatt sich zu fürchten, greift Er Seine Gegner an und zwar wiederum aus Erbarmen. Es war Erbarmen, daß Er ihnen so ungeschminkt die Wahrheit sagte in Bezug auf ihren Vater, den Teufel. „Er ist ein Mörder und Lügner", sagt Er. Beides gehört zusammen: Mörder und Lügner. Wer andere anlügt, tut ihnen Abbruch an ihrem Leben. Ebenso gehören Wahrheit und Leben zusammen. Wo der Tod anfängt, hört das Leben auf — da kommt Finsternis. Schon im Garten Eden — also von Anfang an — hat der Teufel, die Schlange, unsere Stammutter betrogen und sie dazu verführt, die verbotene Frucht zu nehmen. Darnach hat sich der Mann von seinem Weibe verführen lassen und ist damit unter ihren Einfluß gekommen. Wir brauchen andern nicht alles zu sagen, aber wir dürfen gegen niemand unwahr sein. Selbst wo wir schweigen müssen, dürfen wir keine unwahre, unlautere Stellung andern gegenüber einnehmen. Der Herr hat auch geschwiegen. Dazu gehört Ausrüstung von oben.
„Er ist nicht bestanden in der Wahrheit, und die Wahrheit ist nicht in ihm", fährt Jesus fort. Damit, daß der Teufel nicht bestanden ist in der Wahrheit, ist er aus der Wahrheit herausgefallen und zum Vater der Lügen geworden. Es geht stufenweise abwärts auch auf diesem Gebiete.
„Wenn er die Lügen redet, redet er von seinem Eignen." Die Lüge ist sein Reich, sein Gebiet, die Luft, in der er lebt. Und die Lüge pflanzt sich fort bei allen, die sich nicht aus dem Reiche der Finsternis und des Fürsten dieser Welt herausreißen lassen, um sich in das Reich des Lichtes und der Liebe und der Wahrheit versetzen zu lassen.
„Weil ich die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht", und beweiset damit, daß der Teufel, der Lügner, euer Vater ist. Die Wahrheit findet keinen Eingang bei euch. Ihr seid Lügenkinder und seid als solche nicht imstande, die Wahrheit in euch aufzunehmen.
„Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht." Warum nicht? Weil ihr nicht aus Gott seid. Ihr gehört einer andern Welt an und habt keinen Raum für die Welt der Wahrheit und des Lichtes — ihr seid derselben entfremdet, denn ihr seid nicht von Gott. Wir sind entweder Lügenkinder oder Gotteskinder, eins oder das andere. Man kann sich allenfalls eine Zeitlang zwischen beiden Reichen hin und her bewegen, kann eine Zeitlang zwischen beiden hin und her schwanken. Es ist Wahrheit da, aber auch noch Unwahrheit — doch das Licht steigt höher und immer höher, und es kommt der Augenblick, wo man entweder von der Sünde und aller Unlauterkeit gelöst werden muß, oder durch Sünde und Unlauterkeit von Gott geschieden wird.
Der Gegensatz in seiner größten Schärfe.