Behandelter Abschnitt Mt 6,14-16
Nach dem Amen steht noch ein Nachsatz, was den in Vers 12 erwähnten besonderen Punkt der Vergebung betrifft. Vers 15 kommt noch ein weiterer Wink, eine ernste Warnung, was es bedeutet, wenn wir anderen nicht vergeben. Unsere Stellung zu Gott hängt davon ab, dass wir uns richtig zum Bruder und zu der Schwester stellen, wo wir ihnen etwas zu vergeben haben. „So ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, wird euch der Vater im Himmel eure Fehler auch nicht vergeben." Nun das Nichtvergebenkönnen ist ein Durchgangspunkt, und gerade dadurch, dass man uns etwas zuleide tut, werden wir — wo wir meinten, nicht vergeben zu können, tiefer hineingeführt in die Erkenntnis unseres harten Herzens, das nicht vergeben will und nicht vergeben kann in eigener Kraft.
„Die Sachen kommen immer wieder, er hat es zu arg gemacht", sagt man da. Wenn du daran denkst, was dein Heiland für dich getan hat, dann sagst du nicht mehr: „Ich kann nicht vergeben." Die Erkenntnis deines harten Herzens führt dich unter das Kreuz und hilft dir erkennen, was es heisst, mitgekreuzigt, mitbegraben, mit auferweckt und mit in die himmlischen Örter versetzt sein. Da kann man uns nicht in Lieblosigkeit hineinreissen. Wenn wir in himmlischen Örtern niedergelassen sind, haben wir Kraft von oben zum Leiden und zum Tragen.
Behandelter Abschnitt Mt 6,15-18
„Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heiden...." Eine wörtliche, buchstäbliche Anwendung auf unser Leben und auf unsere Verhältnisse haben diese Worte wohl nicht. Es wird sich niemand unter uns versucht fühlen, zu fasten, um die Augen anderer auf sich zu ziehen. Vielmehr verbirgt man sich vor anderen, als dass man sich vor ihnen blosslegt. Der Herr muss uns leiten in einen mit Christo in Gott verborgenen Wandel —> er muss uns zeigen, was und wieviel wir anderen mitteilen können.
Es muss jedes Kind Gottes seine eigene Privathaushaltung und Abrechnung mit seinem Gott haben, in die niemand anders hineinsieht und wo niemand anders durchsieht; aber wir können immer wieder von anderen lernen — auch für unser Gebetsleben, und wo wir uns in irgendeiner Form ein Fasten auferlegen — eine Zeit des Alleinseins und besonderer Stille mit Gott, da muss es unter seiner Leitung sein, sonst kommt nichts dabei heraus und bringt keinen Segen. Ein mit Christo in Gott verborgenes Leben bringt früher oder später Segen auch nach aussen hin.