Behandelter Abschnitt Mt 5,43-47
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind Haffen, — ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen...." Damit eben werdet ihr ausweisen, dass ihr echte Kinder eures Vaters im Himmel seid, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben —, und dass ihr als älteren Bruder einen Heiland habt, der am Kreuz für seine Brüder gestorben ist und noch für seine Feinde gebeten hat: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun." Menschen wollen Rache haben, und im alten Bunde gab es Bluträcher, die die Aufgabe hatten, den begangenen Mord zu rächen.
Für solche, die aus Versehen einen Mord begangen hatten, gab es Freistätten. Unsere Freistätte ist die Gnade Gottes in Christo Jesu. Wir dürfen — hohes und herrliches Vorrecht! —, wir dürfen beten für die, die uns beleidigen und verfolgen. Also, wer beleidigt ist, gehe ins Kämmerlein und bete für den oder für die, von denen er beleidigt worden ist. Geh da hinein und erkenne es als Gnade Gottes an, lieben zu dürfen wie er, vergeben zu dürfen wie er, keine Rache fordern zu müssen, sondern einstehen zu dürfen für die, die sich an uns versündigt haben.